Alternative, Amtsrichter

Als junger Amtsrichter (seit 4,5 Jahren) habe ich einen anderen Denkansatz zu dem Thema… (und an dieser Stelle hören schon 50% auf, weiterzulesen, ich weiß … der Rest sei herzlich eingeladen, meinen Gedankengang nachzuvollziehen..)Muss man denn die – ganz offensichtlich bestehenden – Missstände der Justiz durch eine Gehaltserhöhung des einzelnen Richters lösen? Was von allen Seiten (Anwälten, Parteien, etc.) durch die Bank bemängelt wird (und zu Recht bemängelt wird) sind doch die Zustände bei Gericht / Staatsanwaltschaft.

30.03.2014 - 11:18:01

Alternative!. Dass sich keiner mehr die Zeit nimmt, um genau hinzuschauen. Dass daraus Fehler resultieren. Zum Teil mit verheerenden Ergebnissen: Ungerechtfertigte Durchsuchungen, Inhaftierungen, falsche Sorgerechtsentscheidungen, falsche Fahrverbote, zugesprochene, bzw. nicht zugesprochene Millionenbeträge oder einfach nur die zu Unrecht erlassene einstweilige Verfügung zum Stromsperren.Und das sind sicherlich keine Einzelfälle, sondern regelmäßige Fehler, die auf systemimmanenten Fehlern beruhen. Der Fehler ist aus meiner Sicht ein ganz einfacher: Zu wenig Geld. Aber – und das ist doch der Knackpunkt – nicht zu wenig Geld für den einzelnen. 90% der Kollegen, die ich bislang kennengelernt habe (durch alle Altersstufen und Behördenstrukturen) geben sich Mühe und tun (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) alles, was geht. Unabhängig davon, wie sie dafür bezahlt werden. Wäre mehr Gehalt schön? Sicher. Ist es zwingend? Nein!Aber – und das Problem löst sich auch nicht durch mehr Geld – auch mein Tag hat nur 24 Stunden. 7 davon möchte ich schlafen, und ab und zu möchte ich auch Freizeit haben. Bleiben am Tag nur noch 9-12 Stunden, die ich in der Arbeit verbringen kann. Mehr werde ich nur arbeiten, wenn es vegütet würde (Stichwort: Überstunden). Nominal arbeite ich 40 Stunden/Woche. Auf diesem Wert basiert die Personalbedarfsberechnung. Aber wenn viel los ist und ich es nicht in 40 Stunden schaffe (lies: was die Regel ist)? Dann kriege ich nicht mehr Geld. Jeder Tankwart, Müllmann, jede Sekretärin und jeder Automechaniker, jeder sonstige Bürohengst und auch ein Großteil der übrigen Akademiker kriegt seinen Mehraufwand vergütet. Ich nicht.Die Lösung, wenn viel los ist? Ich arbeite - unbezahlt - länger, um meine Arbeit anständig zu machen. Denn es ist eben nicht 100% Arbeit pro Kollege da, sondern (aktuell) ca. 125%. Ich bin 1,25 Leute bei 1,00 Gehalt. (Und zwar nicht im Krankheitsfall von Kollegen oder "wenn´s mal eng ist" sondern permanent. Sehenden Auges. Das weiß auch jeder, bis hoch in die Ministerien.)Und dann gibt es (leider) Kollegen, die lösen das Problem anders. Die arbeiten eben nur 100% und gehen dann nach Hause. Ergebnis: Verfahren werden überlang, bleiben unbearbeitet liegen, es gibt Schadenseratz nach §§ 198ff. GVG. Wenn das alle machen würden, das System würde zusammenbrechen. Vielleicht wäre das die Lösung, damit endlich was passiert...Oder eben die zweite Variante. Man macht die 125% Arbeit in 100% Zeit bei nur noch 80% Qualität. (Bitte die Rechnung nicht zerpflücken, es geht nur um den Grundgedanken). Und DAS sind die Sachen, die ich oben erwähnt habe. Fehler – wegen Oberflächlichkeit. Oberflächlichkeit, die durch das System geschürt wird...Meine Bitte: Dass Gehalt muss nicht erhöht werden. Aber wenn 125% Arbeit da ist, dann bitte auch 125% Richter und Staatsanwälte einstellen. Dann werden die Fehler weniger werden. Versprochen. Denn viele Kollegen (nicht nur die jüngeren) mögen ihren Job und sie wollen ihn nicht nur machen. Sie wollen ihn gut machen.

Als junger Amtsrichter (seit 4,5 Jahren)
habe ich einen anderen Denkansatz zu dem Thema… (und an dieser Stelle
hören schon 50% auf, weiterzulesen, ich weiß … der Rest sei herzlich
eingeladen, meinen Gedankengang nachzuvollziehen..)

Muss man denn die – ganz offensichtlich bestehenden – Missstände der
Justiz durch eine Gehaltserhöhung des einzelnen Richters lösen?

Was von allen Seiten (Anwälten, Parteien, etc.) durch die Bank
bemängelt wird (und zu Recht bemängelt wird) sind doch die Zustände bei
Gericht/Staatsanwaltschaft. Dass sich keiner mehr die Zeit nimmt, um
genau hinzuschauen. Dass daraus Fehler resultieren. Zum Teil mit
verheerenden Ergebnissen: Ungerechtfertigte Durchsuchungen,
Inhaftierungen, falsche Sorgerechtsentscheidungen, falsche Fahrverbote,
zugesprochene, bzw. nicht zugesprochene Millionenbeträge oder einfach
nur die zu Unrecht erlassene einstweilige Verfügung zum Stromsperren.

Und das sind sicherlich keine Einzelfälle, sondern regelmäßige
Fehler, die auf systemimmanenten Fehlern beruhen. Der Fehler ist aus
meiner Sicht ein ganz einfacher: Zu wenig Geld. Aber – und das ist doch
der Knackpunkt – nicht zu wenig Geld für den einzelnen. 90% der
Kollegen, die ich bislang kennengelernt habe (durch alle Altersstufen
und Behördenstrukturen) geben sich Mühe und tun (im Rahmen ihrer
Möglichkeiten) alles, was geht. Unabhängig davon, wie sie dafür bezahlt
werden. Wäre mehr Gehalt schön? Sicher. Ist es zwingend? Nein!

Aber – und das Problem löst sich auch nicht durch mehr Geld – auch
mein Tag hat nur 24 Stunden. 7 davon möchte ich schlafen, und ab und zu
möchte ich auch Freizeit haben. Bleiben am Tag nur noch 9-12 Stunden,
die ich in der Arbeit verbringen kann. Mehr werde ich nur arbeiten, wenn
es vegütet würde (Stichwort: Überstunden). Nominal arbeite ich 40
Stunden/Woche. Auf diesem Wert basiert die Personalbedarfsberechnung.
Aber wenn viel los ist und ich es nicht in 40 Stunden schaffe (lies: was die Regel ist)?

Dann kriege ich nicht mehr Geld. Jeder Tankwart, Müllmann, jede Sekretärin
und jeder Automechaniker, jeder sonstige Bürohengst und auch ein
Großteil der übrigen Akademiker kriegt seinen Mehraufwand vergütet. Ich
nicht.

Die Lösung, wenn viel los ist? Ich arbeite - unbezahlt - länger, um meine Arbeit anständig zu machen. Denn es ist eben nicht 100% Arbeit pro Kollege da, sondern (aktuell) ca. 125%. Ich bin 1,25 Leute bei 1,00 Gehalt. (Und zwar nicht im Krankheitsfall von Kollegen oder "wenn´s mal eng ist" sondern permanent. Sehenden Auges. Das weiß auch jeder, bis hoch in die Ministerien.)

Und dann gibt es (leider) Kollegen, die lösen das Problem anders. Die
arbeiten eben nur 100% und gehen dann nach Hause. Ergebnis: Verfahren
werden überlang, bleiben unbearbeitet liegen, es gibt Schadenseratz nach
§§ 198ff. GVG. Wenn das alle machen würden, das System würde zusammenbrechen. Vielleicht wäre das die Lösung, damit endlich was passiert...

Oder eben die zweite Variante. Man macht die 125% Arbeit in 100% Zeit bei
nur noch 80% Qualität. (Bitte die Rechnung nicht zerpflücken, es geht
nur um den Grundgedanken). Und DAS sind die Sachen, die ich oben erwähnt
habe. Fehler – wegen Oberflächlichkeit. Oberflächlichkeit, die durch
das System geschürt wird...

Meine Bitte: Dass Gehalt muss nicht erhöht werden. Aber wenn 125%
Arbeit da ist, dann bitte auch 125% Richter und Staatsanwälte
einstellen. Dann werden die Fehler weniger werden. Versprochen. Denn
viele Kollegen (nicht nur die jüngeren) mögen ihren Job und sie wollen
ihn nicht nur machen. Sie wollen ihn gut machen. Wenn man sie denn
lässt…

@ ad-hoc-news.de