Mike Steiner, Videokunst

Zeitgenössische Kunst neu denken: Das visionäre Lebenswerk von Mike Steiner

25.12.2025 - 18:15:54

Zeitgenössische Kunst bei Mike Steiner: Avantgarde, Experiment und bleibender Einfluss. Wie ein Berliner Pionier die Grenzen zwischen Malerei, Performance Art und Videokunst verschob.

Was macht Zeitgenössische Kunst zu einem Erfahrungsraum, der Staunen hervorruft und Gefühl für Innovation weckt? Mike Steiner, Vordenker, Maler und Pionier der Videokunst, hat in seinem Schaffen immer wieder die Frage aufgeworfen, wo das Neue endet und das Experiment beginnt. Seine Werke – von abstrakter Malerei über Installationen bis zu beeindruckenden Videoarbeiten – lassen die Grenzen zwischen Bild, Bewegung und Raum verschwimmen. Selten hat in Deutschland jemand die Möglichkeiten und das Selbstverständnis der Kunst seiner Zeit derart subtil, aber konsequent infrage gestellt wie Steiner.

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Die Bandbreite von Mike Steiners Werk ist frappierend: Schon früh entdeckt er die Malerei für sich – sein Debüt als einer der jüngsten Teilnehmer der Großen Berliner Kunstausstellung 1959 war ein deutliches Signal. Später experimentiert er mit Pop Art, verschmilzt gestische Ansätze und Abstrakte Malerei zu rätselhaften Bildräumen. Im Austausch mit Künstlergrößen wie Georg Baselitz oder Karl Horst Hödicke begann Steiner bereits in den frühen 1960er Jahren, einen eigenen malerischen Ton zu entwickeln, der das Spielerische mit analytischer Präzision vereint.

Der wahre Umbruch folgte in den 1970er Jahren: Während viele Kollegen wie Marina Abramovic, Joseph Beuys oder Nam June Paik noch an Mediengrenzen arbeiteten, entschied sich Mike Steiner für vollständige Durchlässigkeit. Inspiriert vom Fluxus-Gedanken und dem Happening, verließ er die traditionelle Malfläche. Seine Hinwendung zur Videokunst und Performance Art, befeuert durch Kontakte zu Ikonen wie Allan Kaprow oder Ulay, markierte das Eintreten in eine neue künstlerische Epoche. Die Studiogalerie, die er 1974 initiiert, avancierte rasch zu einem Magneten für internationale Avantgarden. Hier wurde experimentiert, diskutiert, performt – und: konsequent dokumentiert.

Jene Performances, oft gemeinsam mit Künstlerinnen wie Valie Export oder Carolee Schneemann, zählen heute zu den Schlüsselwerken der zeitgenössischen Performance Art in Deutschland. Mike Steiner war nicht allein Akteur und Veranstalter, sondern auch Chronist seiner Zeit: Vieles, was ohne ihn in Vergessenheit geraten wäre, hat er als Videokünstler konserviert. Seine Painted Tapes – eine eigenwillige Verschmelzung von Malerei und bewegtem Bild – zeugen von einer Haltung, in der das Medium selbst zur interventionistischen Erfahrung wird. Das Skandalstück „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst (1976)“ mit Ulay steht exemplarisch für den Mut zur Überschreitung von Konventionen.

Die Werke von Mike Steiner wirken wie ein Kompendium kreativer Suchbewegungen: Von Super-8-Experiment, über Copy Art und Dia-Serien bis zur Minimal Art – stets bleibt das unbedingte Interesse am Prozess spürbar. Sein künstlerisches Werk ist tief verzahnt mit Performance, Aktion und der Idee des Archivs. Gerade letzteres, die Sammlung Mike Steiner, zeigt: Die Dokumentation der Kunst wird selbst zur Kunst, wie beim Festival Video Roma oder in seinem legendären TV-Format „Videogalerie“ (1985–1990). Damit schuf Steiner ein damals beispielloses öffentliches Forum für Videokunst im Fernsehen, das heute in Werkschauen und Archivpräsentationen als visionär gilt.

Unvergessen bleibt sein prägendes Engagement für die Szene: Das Berliner Hotel Steiner – oft als Pendant zum New Yorker Chelsea Hotel bezeichnet – war ein Labor für Begegnungen und Kollaborationen. Hier trafen sich Zeitgenossen wie Joseph Beuys, Arthur Køpcke, Ben Vautier und Robert Motherwell. In den 1980er und 90er Jahren multiplizierte sich Steiners Schaffensradius: Von der Zusammenarbeit mit Tangerine Dream bis zum Fotoprojekt „Das Testbild als Readymade“ – immer wieder verschob er die Koordinaten des Machbaren.

Die wichtigste museale Auszeichnung erfuhr Mike Steiner 1999 durch die groß angelegte Einzelausstellung „Color Works“ im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart in Berlin. Hier wurde sein Beitrag zur Entwicklung von Malerei, Performance und Videokunst endgültig kunsthistorisch verortet, ein Meilenstein für das Verständnis von Zeitgenössischer Kunst in Deutschland. Die Sammlung Steiner, die er der Stiftung Preußischer Kulturbesitz vermachte, beinhaltet Arbeiten von Künstlerlegenden wie Bill Viola, Richard Serra oder Gary Hill. Im selben Atemzug komplettiert Steiner den Kanon der großen Avantgardisten – seine Werke stehen im Kontext mit Nam June Paik, Bruce Nauman oder Bruce McLean.

Was Mike Steiner besonders macht, ist die Haltung, beständig das Ungewöhnliche, das noch nicht Formalisierte zu suchen. Faszinierend ist dabei das Nebeneinander von radikaler Experimentierfreude und einer gewissen Berliner Nonchalance. Wer aktuelle Ausstellungen verfolgt, entdeckt noch immer die Spuren Steiners: Das strukturierte Archiv, die dokumentierte Performance, die installative Malerei, das alles ist heute selbstverständlicher Bestandteil zeitgenössischer Kunstpraxis – kaum vorstellbar ohne seine Pionierarbeit.

Biografisch tritt Mike Steiner als Berliner Kosmopolit auf, geprägt von frühen Exkursionen nach New York, von Begegnungen mit Fluxus-Kreisen und Impulsen der internationalen Szene. Seine Offenheit für Experiment und Kollaboration hat Generationen von Künstlerinnen und Künstlern inspiriert. Sein bleibender Einfluss zeigt sich in der Vielfalt seiner Werke: Malerei, Video, Performance Art und Installationen verbinden sich zu einem lebendigen Gesamtwerk, das Kunst als dialogischen Prozess versteht.

Die Bedeutung von Zeitgenössischer Kunst – und damit das Vermächtnis von Mike Steiner – liegt darin, dass sie das Traditionelle beständig mit dem Neuen konfrontiert. Was bleibt von einem Künstler, der so viele Medien, Techniken, Strategien ausprobiert hat? Vielleicht der Mut, das Offene und Ungesicherte zu erforschen. Vielleicht auch die Einladung, sich selbst auf den Wandel der Formen einzulassen. Jeder, der sich heute auf Zeitgenössische Kunst einlässt, wird früher oder später auf Mike Steiner stoßen – und findet in seinem Werk ein ungebrochenes Plädoyer für kreative Freiheit.

Wer tiefer einsteigen möchte, kann auf der offiziellen Webseite weitere Werke, Hintergrundmaterial und Bilddokumente entdecken. Der Zugang zum Nachlass und Archiv Steiners eröffnet eine Fundgrube voller Inspiration, nicht nur für Kunsthistoriker, sondern für alle, die das Neue im scheinbar Altbekannten suchen.

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