WHO-Gipfel, Neu-Delhi

WHO-Gipfel in Neu-Delhi: Droht Deutschland beim TCM-Ausbau ins Hintertreffen?

08.12.2025 - 15:11:12

Trotz internationaler WHO-Strategie und politischer Absichtserklärungen hält der Gemeinsame Bundesausschuss die Erstattung für Traditionelle Chinesische Medizin streng limitiert.

Während die Weltgesundheitsorganisation nächste Woche neue Standards für Traditionelle Chinesische Medizin präsentiert, zögern deutsche Krankenkassen weiter. Der Gemeinsame Bundesausschuss hält an engen Grenzen fest – trotz wachsenden Drucks aus Kliniken und Politik.

Vom 17. bis 19. Dezember versammelt sich die globale Gesundheitselite in Neu-Delhi zum 2. WHO-Weltgipfel für Traditionelle Medizin. Die Erwartungen sind hoch: Nach der diplomatischen Einigung auf die WHO-Strategie 2025–2034 im Mai dieses Jahres soll es jetzt um konkrete Umsetzung gehen. Doch während international die Weichen auf Integration gestellt werden, bremsen deutsche Kostenträger – und das just zu einem Zeitpunkt, an dem Patienten und Ärzte mehr denn je nach ganzheitlichen Therapien verlangen.

Am vergangenen Freitag veröffentlichte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) seine neuesten Qualitätssicherungsrichtlinien. Die Botschaft für TCM-Befürworter: ernüchternd. Während High-Tech-Verfahren wie minimalinvasive Herzklappeneingriffe detailliert geregelt wurden, fiel die Akupunktur unter den Tisch. Die Erstattung bleibt auf zwei eng definierte Bereiche beschränkt: chronische Lendenwirbelsäulenschmerzen und chronische Kniegelenksarthrose – und das auch nur, wenn die Beschwerden seit mindestens sechs Monaten bestehen.

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Der Methodenstreit: Westliche Evidenz gegen östliche Tradition?

Was steckt hinter dieser Zurückhaltung? „Es geht nicht um mangelndes Interesse, sondern um wissenschaftliche Standards”, erklärt die Gesundheitspolitik-Expertin Dr. Elena Weber. Der G-BA orientiert sich strikt an den Bewertungsmaßstäben des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Das bedeutet: randomisierte kontrollierte Studien nach biomedizinischem Modell sind Pflicht.

Genau hier liegt das Problem. Die WHO fordert einen „pluralistischen” Ansatz, der auch traditionelle Erkenntnismethoden anerkennt. Doch solange die westliche Evidenzlogik und östliche Heilphilosophie nicht systematisch vereinbar gemacht werden, bleibt die Tür zur Regelversorgung verschlossen.

Die Folgen tragen vor allem gesetzlich Versicherte: Rund 70 Prozent der Krankenkassen bieten zwar TCM-Leistungen an – aber fast ausschließlich als freiwillige Zusatzleistungen oder im Bonusprogramm. Wer umfassende TCM-Behandlungen benötigt, muss mit Eigenkosten im vierstelligen Euro-Bereich pro Jahr rechnen.

Politischer Rückenwind – ohne praktische Wirkung?

Politisch hingegen gibt es durchaus Bewegung. Im September 2024 unterzeichneten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und sein chinesisches Pendant den Deutsch-Chinesischen Aktionsplan Gesundheit 2024–2026. Traditionelle Chinesische Medizin steht darin explizit als eines von vier Schwerpunktthemen.

Die Vereinbarung sieht vor:
* Austausch regulatorischer Expertise bei Arzneimittelsicherheit
* Gemeinsame Forschungsprojekte zur Datengenerierung
* Dialog zwischen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und chinesischen Behörden

Doch wie so oft in Deutschland: Politischer Wille und Umsetzung klaffen auseinander. „Die Selbstverwaltung des Gesundheitswesens agiert unabhängig vom Ministerium”, betonte kürzlich die Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und TCM (AGTCM). Solange der G-BA nicht überzeugt ist, bleibt der Heilmittelkatalog unverändert.

Kliniken schaffen Fakten – während die Politik zaudert

Während die Erstattungsdebatte stockt, schreiten Universitätskliniken voran. Das HanseMerkur Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) baut seine akademische Arbeit kontinuierlich aus.

Im Oktober startete dort ein neues Spezialprogramm für Hebammen, das Akupunktur und chinesische Arzneitherapie in die Geburtshilfe integriert. Integrative Medizin wird zunehmend zum Wettbewerbsvorteil für Kliniken, die Patienten mit ganzheitlichen Ansprüchen anziehen wollen.

Besonders brisant: die Verbindung zwischen TCM und Long COVID. Eine Pilotstudie vom August 2025 zeigte vielversprechende Ergebnisse bei Post-Covid-Syndrom. Gerade bei diesen komplexen Multiorganerkrankungen stößt die westliche Medizin oft an Grenzen – hier könnte TCM eine therapeutische Lücke füllen. Der Druck auf den G-BA wächst, zumindest „Off-Label”-Erstattungsmodelle oder Pilotprojekte zu ermöglichen.

Was bringt der Gipfel nächste Woche?

Die entscheidende Frage für die deutsche Delegation in Neu-Delhi lautet: Kann die WHO einen „Globalen Standard für klinische TCM-Studien” präsentieren, der auch konservative Regulierer überzeugt?

Auf der Agenda stehen unter anderem:
* Digitale Integration: Einbindung von TCM-Daten in die elektronische Patientenakte (ePA)
* Grenzüberschreitende Anerkennung: Standardisierte Qualifikationen für Therapeuten
* Evidenzgenerierung: Studienprotokolle, die traditionelle Methoden und westliche Standards vereinen

Sollte der Gipfel ein überzeugendes Rahmenwerk liefern, könnte 2026 die erste größere Erweiterung der TCM-Erstattung in Deutschland seit über einem Jahrzehnt bringen. Bis dahin bleibt es beim Flickenteppich aus Kassenleistungen – und bei Patienten, die gespannt nach Indien blicken.

Ob Deutschland den internationalen Anschluss verpasst oder die Vorreiterrolle bei wissenschaftlich fundierter Integration übernimmt? Die Antwort fällt schon in einer Woche.

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