Volkswagen, Aktie

Volkswagen Aktie: Strategischer Kraftakt

18.12.2025 - 08:58:32

Volkswagen startet eigene Batteriezellfertigung in Salzgitter, während die erste deutsche Werksschließung erfolgt. Die Aktie zeigt trotz strategischem Fortschritt verhaltene Reaktion.

Volkswagen drückt bei der Elektromobilität aufs Tempo, während zugleich historische Einschnitte im Werknetz Realität werden. Der offizielle Start der Batteriezellfertigung in Salzgitter setzt ein technologisches Signal, doch an der Börse überwiegt aktuell die Skepsis. Wie passt dieser strategische Fortschritt zur verhaltenen Kursentwicklung?

Batteriezellstart als Schlüsselprojekt

Mit der Inbetriebnahme der Batterietochter PowerCo in Salzgitter hat Volkswagen einen zentralen Baustein seiner E-Strategie gezündet. Erstmals produziert der Konzern in Europa eigene Batteriezellen im größeren Maßstab.

Wesentliche Eckpunkte des Projekts:

  • Einheitszelle soll künftig in bis zu 80 % der Konzernmodelle eingesetzt werden
  • Produktionsstart mit geringen Stückzahlen, Hochlauf auf 60.000–70.000 Zellen pro Tag geplant
  • Ziel: Unabhängigkeit von asiatischen Zulieferern und Kostensenkung bei Batterien um bis zu 50 %
  • Erste Anwendung in der „Electric Urban Car Family“, insbesondere im geplanten ID. Polo mit Bestellstart im April 2026

CEO Oliver Blume spricht von einem „starken technologischen Signal für Europa“. Strategisch geht es um nichts weniger als die Kontrolle über eine der teuersten und kritischsten Komponenten des Elektroautos.

Börsenreaktion: Fokus auf Kosten statt Chancen

Trotz der operativen Bedeutung des PowerCo-Starts konnte die Aktie daraus kurzfristig kein positives Momentum ziehen. Bereits am Mittwoch prallte der Kurs erneut am Widerstandsbereich um 110 Euro ab, bevor er nachgab.

Gestern schloss die Aktie bei 104,10 Euro und liegt damit rund 5 % unter ihrem 52-Wochen-Hoch von 109,95 Euro. Auf Sicht von 30 Tagen steht dennoch ein Plus von knapp 10 %, seit Jahresanfang rund 19 %. Die Entwicklung zeigt: Der Titel hat sich erholt, stößt aktuell aber an Grenzen.

Charttechnisch wirkt der Kurs mit einem Abstand von knapp 9 % zum 200-Tage-Durchschnitt und gleichzeitig niedrigem RSI von 27,8 bereits deutlich abgekühlt. Marktteilnehmer gewichten kurzfristig vor allem:

  • Hohe Investitionen in Batteriewerke und E-Plattformen
  • Unsicherheit, wie schnell diese Projekte profitabel werden
  • Belastungen aus Restrukturierungen im klassischen Produktionsnetz

Die langfristigen Synergien aus eigener Zellfertigung werden zwar anerkannt, stehen jedoch im Schatten der unmittelbaren Kostenrisiken.

Harte Kontraste im Produktionsnetz

Der Start in Salzgitter fällt in eine Phase tiefgreifender Neuordnung. Nur zwei Tage zuvor hat Volkswagen die Fahrzeugproduktion in der Gläsernen Manufaktur in Dresden endgültig beendet – die erste Werksschließung in Deutschland in der Unternehmensgeschichte.

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Dieser Kontrast könnte kaum schärfer sein: Hier die Stilllegung eines traditionsreichen Standorts, dort der Aufbau einer High-Tech-Batteriefabrik. Ökonomen wie IfW-Präsident Moritz Schularick hatten im Vorfeld darauf hingewiesen, dass ohne deutliche Effizienzgewinne Szenarien bis hin zu Übernahmefantasien durch chinesische Wettbewerber denkbar wären. Entsprechend hoch ist der Druck, dass Projekte wie PowerCo schnell Wirkung zeigen.

Im Branchenvergleich bleibt die Aktie hinter der Erholung anderer Sektoren zurück. Tech-Werte profitieren von sinkenden Zinsen, während bei klassischen Autoherstellern Zweifel dominieren, ob der Übergang vom Verbrenner- zum Elektrogeschäft finanziell glatt gelingt.

Technische Lage und nächste Meilensteine

Aus Marktsicht rücken nun konkrete Marken und Projekte in den Vordergrund:

  • Kursniveau: Die Region um 100 Euro bildet eine wichtige psychologische Unterstützung. Ein nachhaltiger Sprung über 110 Euro wäre ein Signal, dass der Markt der E-Strategie wieder stärker zutraut.
  • Gleitende Durchschnitte: Mit gut 6–9 % oberhalb der 50- und 200-Tage-Linie notiert der Titel trotz der jüngsten Schwäche noch in einem moderaten Aufwärtstrend.
  • Volatilität: Die 30-Tage-Volatilität von rund 22 % signalisiert eine lebhafte, aber nicht extreme Schwankungsbreite.

Operativ stehen vor allem zwei Punkte im Fokus:

  • Hochlauf in Salzgitter: Der Markt wartet auf Belege, dass die geplanten Kapazitäten tatsächlich erreicht werden und die versprochenen Kostenvorteile realistisch sind. Verzögerungen beim Skalieren könnten schnell auf den Kurs durchschlagen.
  • Produktpipeline: Der kommende ID. Polo gilt als Schlüsselmodell im volumenstarken Kompaktsegment. Seine Marktakzeptanz wird entscheidend sein, um sich gegen preisaggressive chinesische Anbieter in Europa zu behaupten.

Fazit: Fortschritt mit Gegenwind

Volkswagen verbindet mit PowerCo und der Einheitszelle den Anspruch, die Wertschöpfung im Elektrozeitalter stärker zu kontrollieren und Kosten spürbar zu senken. Gleichzeitig zeigen die Werksschließung in Dresden und die verhaltene Kursreaktion, wie schmerzhaft und kapitalintensiv dieser Umbau ist.

Kurzfristig dominieren an der Börse die Sorgen um Kosten und Restrukturierung, mittel- bis langfristig hängt viel davon ab, ob Salzgitter planmäßig skaliert und Modelle wie der ID. Polo im Massenmarkt überzeugen. Gelingt beides, könnte die aktuelle Skepsis im Rückblick wie eine Übergangsphase in einer tiefgreifenden Neuaufstellung wirken.

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