Videocalls, Technik-Pannen

Videocalls und KI: Warum Technik-Pannen Karrieren kosten können

05.12.2025 - 23:00:12

Wer heute ein Mitarbeitergespräch über eine wackelige Internetverbindung führt, handelt fahrlässig. Was dramatisch klingt, belegen neue Forschungsergebnisse eindeutig: Technische Störungen in Videocalls zerstören Vertrauen – und können über Beförderungen entscheiden.

Eine diese Woche im Fachjournal Nature veröffentlichte Studie liefert Personalverantwortlichen brisante Erkenntnisse. Die Quintessenz: Eingefrorene Bilder und asynchroner Ton sind keine harmlosen Ärgernisse mehr. Sie untergraben die Vertrauensbasis zwischen Gesprächspartnern fundamental. Parallel dazu zeigen aktuelle Berichte, wie der Einsatz von KI in Feedbackprozessen eine radikal neue Transparenz erfordert.

Forscher der Cornell University und der Columbia University wiesen nach: Technische Glitches lösen beim Gegenüber ein Unbehagen aus, das dem „Uncanny Valley”-Effekt aus der Robotik ähnelt. Das Gehirn interpretiert die Person auf dem Bildschirm unbewusst als weniger authentisch und weniger vertrauenswürdig.

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Die Zahlen sind alarmierend. In simulierten Bewerbungsgesprächen sank die Empfehlungswahrscheinlichkeit für Kandidaten signifikant, sobald technische Störungen auftraten. Noch drastischer die Ergebnisse bei realen Bewährungsanhörungen: Technische Probleme korrelierten mit einer um 12 Prozentpunkte geringeren Bewährungschance – ein Rückgang von 60 auf 48 Prozent.

Was bedeutet das für sensible Feedbackgespräche? Die Botschaft ist klar: Bei Verbindungsproblemen sollten Führungskräfte das Gespräch sofort unterbrechen. Besser auf ein reines Telefonat ausweichen oder einen neuen Termin ansetzen, als den Vertrauensverlust zu riskieren.

Die gespaltene Belegschaft: KI als Hoffnung und Bedrohung

Während die technische Qualität zur Führungsaufgabe wird, öffnet sich eine neue Kluft beim Thema künstliche Intelligenz. Die Society for Human Resource Management identifiziert in ihrem aktuellen Report eine „Agentic AI Trust Gap” – eine wachsende Vertrauenslücke bei autonomen KI-Systemen.

Die Belegschaft ist tief gespalten: 84 Prozent der Büroangestellten zeigen sich begeistert von den Möglichkeiten agentischer KI. Gleichzeitig fürchten 56 Prozent, dass diese Technologie ihre Arbeitsplatzsicherheit bedroht. Besonders brisant: Weniger als jeder fünfte Mitarbeiter hat von seinem Vorgesetzten gehört, wie KI den eigenen Job konkret verändern wird.

Diese Stille füllt sich mit Ängsten. Und diese Ängste überlagern jedes konstruktive Feedbackgespräch. Transparenz ist hier die einzige Währung, die zählt.

KI im Leistungsgespräch: Der Algorithmus darf nicht entscheiden

Wie lässt sich KI sinnvoll in Leistungsbeurteilungen integrieren? Aktuelle Analysen zeigen: 75 Prozent der Mitarbeiter würden KI-generierte Zusammenfassungen ihrer Leistung akzeptieren – unter einer strikten Bedingung. Ein Mensch muss das letzte Wort haben.

Der Einsatz von KI bietet Chancen. Algorithmen können den „Recency Bias” minimieren – die Tendenz, nur die jüngsten Ereignisse zu bewerten. Sie aggregieren Leistungen über das gesamte Jahr hinweg. Doch die Risiken sind evident: Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ein Algorithmus über Beförderung oder Bonus entscheidet, erodiert das Engagement.

Die Empfehlung lautet daher: KI sollte als Co-Pilot dienen, der Daten aufbereitet. Niemals aber das Urteil fällen. Führungskräfte müssen geschult werden, KI-Daten kritisch zu hinterfragen und sie lediglich als eine von vielen Quellen zu nutzen.

Was das für deutsche Unternehmen bedeutet

Für Personalverantwortliche hierzulande ergeben sich spezifische Herausforderungen. Der Einsatz von KI-Tools zur Leistungsbewertung unterliegt in Deutschland zwingend der Mitbestimmung nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG. Betriebsräte werden verstärkt darauf achten, dass KI-Systeme transparent und diskriminierungsfrei arbeiten.

Die Nature-Studie könnte zudem Argumente für Betriebsvereinbarungen zum mobilen Arbeiten liefern. Bringen schlechte Internetverbindungen nachweislich berufliche Nachteile mit sich, könnte daraus eine Verpflichtung des Arbeitgebers abgeleitet werden, für adäquate technische Ausstattung im Homeoffice zu sorgen.

Und nicht zuletzt: Die Nutzung autonomer KI muss streng den Vorgaben der DSGVO entsprechen. Transparenz darüber, welche Daten in das Feedback einfließen, ist nicht nur ein Führungsinstrument, sondern eine rechtliche Notwendigkeit.

Technische Empathie als neue Kernkompetenz

Die Entwicklungen dieser Woche markieren einen Wendepunkt. Effektives Feedback ist nicht mehr nur eine Frage der richtigen Worte oder der empathischen Haltung. 2025 umfasst es auch „technische Empathie” – das Bewusstsein dafür, wie das Medium die Botschaft formt.

Unternehmen werden künftig verstärkt in „Tech-Etiquette”-Schulungen investieren müssen. Führungskräfte müssen lernen, technische Hürden aktiv zu managen und die „Black Box” der KI für ihre Teams zu öffnen. Wer diese hybride Kompetenz nicht entwickelt, riskiert, dass selbst gut gemeintes Feedback im digitalen Rauschen untergeht – oder in der Angst vor dem Algorithmus.

Die technische Qualität ist längst kein IT-Problem mehr. Sie ist eine Führungsaufgabe. Und wer das ignoriert, verliert das Wertvollste im Arbeitsalltag: das Vertrauen seiner Mitarbeiter.

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