Selen-Hype, Schilddrüse

Selen-Hype bei Schilddrüse: Ärzte warnen vor blindem Glauben

21.12.2025 - 21:51:12

Die große Hoffnung auf Selen als Wundermittel für Hashimoto-Patienten hat sich nicht erfüllt. Neue Studien zwingen zum radikalen Umdenken.

Noch vor wenigen Jahren galt die zusätzliche Einnahme des Spurenelements bei der Autoimmunerkrankung als Standard. Doch die Datenlage der letzten Monate ist ernüchternd: Selen senkt zwar Laborwerte, verbessert aber nicht das Leben der Patienten. Gleichzeitig rücken die Risiken einer Überdosierung in den Fokus.

Der Wendepunkt war die Auswertung der großen CATALYST-Studie. Sie zeigte einen klaren Widerspruch: Zwar sanken unter der Einnahme von 200 Mikrogramm Selen täglich die TPO-Antikörper im Blut der Teilnehmer. Der entscheidende Punkt für die Betroffenen blieb jedoch aus.

Die Lebensqualität – also Müdigkeit, Konzentration oder Stimmung – verbesserte sich nicht. Ein niedrigerer Laborwert bedeutet also nicht automatisch mehr Wohlbefinden. Diese Erkenntnis erschütterte den festen Glauben an die Supplementierung.

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Was die aktuelle Datenlage wirklich zeigt

Eine umfassende Übersichtsarbeit in Frontiers in Endocrinology bestätigte Ende 2024 die differenzierte Lage:

  • Antikörper sinken, Symptome bleiben: Selen ist effektiv gegen die Entzündungsmarker TPO-AK und TgAb.
  • Kombination könnte Schlüssel sein: Die gemeinsame Gabe von Selen und Myo-Inositol wirkt möglicherweise stärker auf den TSH-Wert als Selen allein.
  • Kein Hormonersatz: Eine Schilddrüsenunterfunktion muss weiterhin mit Levothyroxin behandelt werden.

Selen wird heute nicht mehr als Basistherapie, sondern als spezifisches Werkzeug in Einzelfällen betrachtet.

Die unterschätzte Gefahr: Zu viel des Guten

Während der Nutzen begrenzt ist, werden die Risiken einer Überdosierung immer deutlicher. Die Grenze zwischen Mangel und Toxizität ist schmal.

Gesundheitsbehörden wie die NIH warnen verstärkt vor zwei Gefahren:
* Typ-2-Diabetes-Risiko: Langzeitstudien zeigen eine Verbindung zwischen dauerhaft hoher Selenzufuhr und einem erhöhten Diabetes-Risiko.
* Unkontrollierte Aufnahme: Besonders kritisch sehen Experten die Deckung des Bedarfs über Paranüsse. Der Selengehalt schwankt pro Nuss zwischen 50 und 400 Mikrogramm – eine kontrollierte Dosierung ist unmöglich.

Symptome einer Überdosis wie Haarausfall oder Magen-Darm-Beschwerden werden oft fälschlicherweise der Schilddrüsenerkrankung zugeschrieben.

Die neue Regel: Messen statt raten

Der Markt reagiert bereits auf die neuen Erkenntnisse. Hochdosis-Präparate (200 µg) weichen moderaten Dosierungen (50-100 µg) und Kombinationsprodukten.

Die klare Empfehlung der Endokrinologen für die Zukunft lautet: Testen vor der Einnahme. Eine blinde Supplementierung gilt als obsolet. Nur ein nachgewiesener Mangel im Blutbild rechtfertigt eine gezielte Einnahme – und die sollte ärztlich begleitet werden.

@ boerse-global.de