Rhenus, Seifert

Rhenus und Seifert: Frühe Betriebsratswahlen abgeschlossen

08.12.2025 - 23:19:12

Während die nächsten regulären Betriebsratswahlen erst im Frühjahr 2026 anstehen, mussten zwei Logistikunternehmen jetzt schon wählen. Der Grund: gesetzliche Vorgaben, die auch andere Konzerne betreffen könnten.

Bei den Kontraktlogistikern Rhenus und Seifert haben die Beschäftigten heute vorgezogene Betriebsratswahlen durchgeführt. Was auf den ersten Blick nach strategischer Entscheidung aussieht, war in Wahrheit eine rechtliche Notwendigkeit. Die IG Metall Gaggenau bestätigte am Montag den erfolgreichen Abschluss der Abstimmungen – und liefert damit ein Lehrstück über die Mechanismen, die solche außerplanmäßigen Urnen-Gänge auslösen.

Wenn das Gremium zu klein wird

„Normalerweise finden Betriebsratswahlen im Frühjahr 2026 statt”, erklärte ein Sprecher der IG Metall Gaggenau. Doch das Gesetz lässt keine Wahl: Fällt die Zahl der Ratsmitglieder unter die vorgeschriebene Mindestgröße und sind alle Ersatzmitglieder aufgebraucht, muss sofort neu gewählt werden. Genau diese Situation trat bei Rhenus und Seifert ein.

Die Beschäftigten konnten ihre Vertreter direkt per Personenwahl bestimmen – ein Verfahren, das typisch ist für kleinere oder stark einheitliche Belegschaften. Konkurrierende Listen gab es nicht. Das Ergebnis dürfte die Gewerkschaft freuen: „Fast alle gewählten Ratsmitglieder sind Mitglieder der IG Metall”, betonte Gewerkschaftssekretär Martin Obst.

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Was bei den beiden Logistikern geschah, könnte auch anderen Unternehmen bevorstehen. Paragraf 13 des Betriebsverfassungsgesetzes schreibt vorgezogene Wahlen unter vier Bedingungen zwingend vor:

Mitgliederschwund wie bei Rhenus und Seifert, wenn keine Nachrücker mehr verfügbar sind. Der Betriebsrat kann per Mehrheitsbeschluss geschlossen zurücktreten. Ein Arbeitsgericht kann das Gremium wegen grober Pflichtverletzungen auflösen. Die Belegschaftsgröße ändert sich nach 24 Monaten um mindestens 50 Prozent (aber mindestens 50 Beschäftigte).

Diese strikten Vorgaben sollen verhindern, dass funktionsunfähige „Zombie-Gremien” ohne handlungsfähige Köpfe fortbestehen. Doch sie setzen Unternehmen unter Druck, die ohnehin in Umbruchphasen stecken.

Tesla und VW: Die nächsten Kandidaten?

Die Fälle zeigen, wie relevant das Thema für die deutsche Industrielandschaft ist. Erst vergangene Woche kündigte Tesla für sein Werk in Grünheide vier Prozent mehr Gehalt für 11.500 Beschäftigte an. Analysten werten dies als Schachzug vor den anstehenden Betriebsratswahlen, bei denen die IG Metall die derzeit dominierende „Fraktion 23″ verdrängen will.

Bei Volkswagen bleibt die Lage angespannt. Nach den Verhandlungen zum Zukunftstarifvertrag steht Betriebsratschefin Daniela Cavallo unter enormem Druck. Zwar wurde hier keine vorgezogene Wahl ausgelöst – noch nicht. Doch die intensive Beobachtung der Gremienarbeit zeigt: In wirtschaftlich turbulenten Zeiten wird die Arbeitnehmervertretung zum Hochrisiko-Thema.

Kurze Amtszeit für die neuen Räte?

Die frisch gewählten Betriebsräte bei Rhenus und Seifert starten ihre Arbeit sofort. Eine Besonderheit könnte ihre Amtszeit verkürzen: Wer weniger als ein Jahr vor dem nächsten regulären Wahltermin gewählt wird, muss unter Umständen spezielle Übergangsregeln beachten. Möglicherweise müssen die Gremien bereits im Frühjahr 2026 erneut antreten.

Für die Gesamtbranche beginnt jetzt das große Warten auf 2026. Gewerkschaften und Anwaltskanzleien schulen bereits Wahlvorstände. Die Modernisierung des Betriebsverfassungsgesetzes bleibt umstritten – besonders beim digitalen Zugang zu Arbeitnehmern in hybriden Arbeitsmodellen.

„Die Beschäftigten wissen, wie wichtig die enge Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft für erfolgreiche Betriebsratsarbeit ist”, resümierte Obst nach den heutigen Wahlen. Diese Botschaft dürfte zum Kampfruf werden, wenn die IG Metall zur bundesweiten Mobilisierung für 2026 ansetzt. Doch zunächst haben die Beschäftigten bei Rhenus und Seifert ihre Stimme am Verhandlungstisch gesichert.

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