Nierenprobleme, Alzheimer-Bluttests

Nierenprobleme verfälschen Alzheimer-Bluttests massiv

05.12.2025 - 13:29:12

Eine neue Blutabnahme statt teurer PET-Scans – das versprachen die neuen Alzheimer-Tests. Doch jetzt zeigt eine Studie des Karolinska Institutet: Nierenprobleme treiben die Biomarker-Werte künstlich in die Höhe. Die Folge: gesunde Patienten erhalten womöglich falsche Alzheimer-Diagnosen.

Die Ergebnisse kommen zur Unzeit. Gerade erst haben Bluttests für Alzheimer weltweit Einzug in Kliniken gehalten. Sie galten als günstiger, schneller und schmerzfreier Ersatz für invasive Lumbalpunktionen. Doch die am Mittwoch in Neurology veröffentlichte Studie dämpft die Euphorie erheblich.

Das Problem: Die Nieren filtern normalerweise Alzheimer-Biomarker wie Tau-Proteine aus dem Blut. Arbeiten sie nicht richtig, stauen sich diese Proteine an – ohne dass das Gehirn betroffen sein muss.

Dr. Francesca Gasparini und ihr Team analysierten Daten von 2.279 älteren Erwachsenen. 557 von ihnen litten unter Niereninsuffizienz. Das Ergebnis war eindeutig: Diese Gruppe zeigte konsistent höhere Biomarker-Konzentrationen – selbst ohne kognitive Beeinträchtigungen.

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„Bei einer nicht ordnungsgemäß funktionierenden Niere liegen höhere Spiegel von Alzheimer-Biomarkern im Blut vor”, erklärt Gasparini. Die erhöhten Werte spiegeln also nicht zwingend Amyloid-Plaques im Gehirn wider. Sie sind ein physiologisches Artefakt verringerter Ausscheidung.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:

  • 1.722 Teilnehmer mit gesunder Nierenfunktion
  • 557 Teilnehmer mit Niereninsuffizienz
  • Konsistent erhöhte Biomarker-Werte in der Nierenpatientengruppe

Für die klinische Praxis ist das brisant. Ein falsch-positives Ergebnis bedeutet enorme psychische Belastung für Patienten und Angehörige. Schlimmer noch: Es könnte zu unnötigen Behandlungen mit neuen Antikörper-Therapien führen, die eigene Risiken bergen.

„Wenn wir die Nierenfunktion nicht berücksichtigen, laufen wir Gefahr, Patienten fälschlicherweise als Alzheimer-gefährdet einzustufen”, warnt die American Academy of Neurology.

Besonders problematisch: Etwa 15 bis 30 Prozent der über 70-Jährigen leiden unter chronischer Nierenschwäche. Genau diese Altersgruppe ist primäre Zielgruppe für Alzheimer-Screenings.

Die Industrie unter Druck

Die Ergebnisse treffen Diagnostik-Unternehmen in der Phase rapider Kommerzialisierung. Große Pharma-Konzerne setzen auf Bluttests, um Patienten für neue Alzheimer-Medikamente zu identifizieren.

Die biochemische Ursache: Biomarker wie Neurofilament Light Chain (NfL) werden normalerweise über die Nieren in den Urin gefiltert. Bei chronischer Nierenerkrankung sinkt die glomeruläre Filtrationsrate. Die Proteine stauen sich im Blut an.

Ein klassisches Interpretationsproblem: Der Test misst korrekt die Proteinmenge im Blut. Aber die Schlussfolgerung, dass diese Menge direkt mit der Schwere der Gehirnerkrankung korreliert, ist bei Nierenpatienten ein Trugschluss.

Was Ärzte jetzt tun müssen

Die Konsequenz ist nicht, dass Bluttests nutzlos sind. Sie müssen intelligenter interpretiert werden. Ärzte sollten bei jedem Alzheimer-Bluttest zwingend die Nierenwerte (Kreatinin, eGFR) prüfen.

Mögliche Lösungsansätze:

  • Personalisierte Grenzwerte basierend auf der eGFR des Patienten
  • Verhältnis-Messungen von phosphoryliertem zu nicht-phosphoryliertem Tau
  • KI-gestützte Auswertung, die Nierenwerte automatisch einberechnet

Eine interessante Nuance zeigte die Studie dennoch: Eingeschränkte Nierenfunktion scheint bei Patienten mit tatsächlicher Alzheimer-Pathologie den Symptomausbruch zu beschleunigen. Eine komplexe Wechselwirkung zwischen systemischer Gesundheit und Neurodegeneration.

Was Patienten wissen müssen

Ein erhöhter Wert im Bluttest ist keine definitive Diagnose – das gilt heute mehr denn je. Wer aktuell ein Testergebnis erhalten hat, sollte mit seinem Arzt auch die Nierenwerte besprechen.

In den kommenden Monaten werden medizinische Leitlinien angepasst. Labordiagnostik-Anbieter dürften Befundberichte überarbeiten und Warnhinweise zur Nierenfunktion integrieren. Bis dahin bleibt der Goldstandard eine Kombination aus Bluttest, kognitiven Tests und im Zweifelsfall bildgebenden Verfahren.

Die Studie ist ein wichtiger Realitätscheck: Der Weg zur einfachen Alzheimer-Diagnose per Blutabnahme bleibt offen. Aber er ist komplexer als gedacht. Die Niere redet mit – und Ärzte müssen lernen, ihr zuzuhören.

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