Neurodiversität, DGUV

Neurodiversität: DGUV und neues Gesetz zwingen zum Umdenken

19.12.2025 - 02:31:12

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und ein neues Gesetz fordern von Unternehmen ein radikales Umdenken. Sie müssen Arbeitsplätze jetzt aktiv für neurodiverse Mitarbeiter gestalten – sonst riskieren sie Fachkräfte und verpassen wirtschaftliches Potenzial.

Experten sehen darin einen Paradigmenwechsel. Statt individueller Resilienztrainings stehen nun strukturelle Anpassungen im Fokus. Die Botschaft: Neurodiversität – wie Autismus, ADHS oder Legasthenie – ist kein Defizit, sondern ein „anderes Betriebssystem“ mit spezifischen Stärken.

Ein zentraler Treiber ist die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). In ihrer Fachzeitschrift „DGUV Forum“ hat der Spitzenverband das Thema aus der Nische geholt und in den Mainstream des Arbeitsschutzes gehoben.

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Dr. Dirk Windemuth vom DGUV-Institut betont, es gehe darum, die Arbeitswelt so zu gestalten, dass neurologische Vielfalt produktiv genutzt wird. Für Betriebsärzte ist das ein klares Signal: Eine stressfreie, angepasste Umgebung ist kein „Nice-to-have“ mehr, sondern essenzielle Prävention.

Maßnahmen wie klare Kommunikation, reizarme Rückzugsorte und flexible Arbeitszeiten helfen oft der gesamten Belegschaft. Die größten Barrieren sind laut DGUV häufig Vorurteile und missverständliche Kommunikation – nicht die neurokognitive Eigenschaft selbst.

Barrierefreiheitsgesetz erhöht den Druck massiv

Für zusätzlichen Druck sorgt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Seine Kernvorschriften sind seit Juni 2025 in Kraft und verschärfen die Anforderungen an digitale Produkte radikal.

Was bedeutet das konkret für Unternehmen?
* Digitale Teilhabe: Onlineshops, Banking-Apps oder Ticketautomaten müssen nun auch für Menschen mit kognitiven Besonderheiten zugänglich sein.
* Interne Software: Die Norm strahlt auf B2B-Software und interne Tools aus. Wer seine IT nicht anpasst, könnte neurodiverse Fachkräfte verlieren.
* Sanktionen: Marktüberwachungsbehörden prüfen die Einhaltung – das erhöht den Compliance-Druck in den Chefetagen.

Barrierefreiheit ist damit viel mehr als eine Rampe. Sie umfasst auch die kognitive Zugänglichkeit jeder digitalen Schnittstelle.

Neurodiversity Index zeigt alarmierende Zahlen

Warum dieses Umdenken ökonomisch notwendig ist, belegt der Neurodiversity Index. Die aktuellen Zahlen sind alarmierend:
* 50 % der neurodivergenten Arbeitnehmer nahmen bereits Fehlzeiten, weil sie am Arbeitsplatz nicht unterstützt wurden.
* Nur knapp die Hälfte fühlt sich sicher genug, ihre Neurodivergenz offenzulegen.
* Viele berichten von einem Kreislauf aus Burnout und Mehrarbeit, um vermeintliche Defizite zu kompensieren.

In Zeiten des Fachkräftemangels kann sich keine Firma diesen Aderlass leisten. Vorreiter wie SAP oder Auticon zeigen, wie es geht. Der Mittelstand zieht nun nach – getrieben von der Notwendigkeit, Talente zu binden.

Was bedeutet das für Führungskräfte?

Die Entwicklung markiert einen Wendepunkt in der Personalarbeit. „Diversity“ umfasst nun fest die kognitive Dimension. Arbeitspsychologen sehen eine „Verschiebung weg von der Defizit- hin zur Ressourcenorientierung“.

Neurodiverse Menschen bringen oft Fähigkeiten mit, die in der digitalen Ära goldwert sind: exzellente Mustererkennung, Detailgenauigkeit, kreatives Querdenken und hohe Loyalität.

Die Integration gelingt nur mit einer neuen Führungskultur. „Gleichbehandlung“ bedeutet nicht, alle gleich zu behandeln, sondern jedem zu geben, was er für optimale Leistung braucht. Starre „One-Size-Fits-All“-Prozesse müssen individualisierten Arbeitsmodellen weichen.

Was kommt 2026?

Für das kommende Jahr zeichnet sich eine Zertifizierungswelle ab. Die Kombination aus der psychischen Gesundheitsnorm ISO 45003 und den BFSG-Standards wird Unternehmen dazu bringen, aktiv mit „Neuro-Inklusivität“ zu werben, um im War for Talents zu punkten.

Technologische Hilfen wie KI-gestützte Schreibtools, Noise-Cancelling-Technologien und flexible Software-Oberflächen werden zum Standardrepertoire gehören. Die Botschaft für 2025 ist klar: Wer Neurodiversität ignoriert, verschenkt Innovationspotenzial und gefährdet seine Wettbewerbsfähigkeit.

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