Nebius Aktie: Risikofaktoren übersehen?

Die Nebius Group meldet ein Umsatzwachstum von über 400 %, erhöht jedoch ihre Investitionspläne auf 5 Mrd. Dollar, was zu einem Kursrückgang führt.

Nach einem Kursplus von mehr als 230 % seit Jahresbeginn gerät die Nebius-Group-Aktie wieder unter Druck. Der Titel verlor gestern 3,43 % und schloss bei 90,03 Dollar. Auslöser sind steigende Investitionspläne und eine laufende Aktienplatzierung, die die starken Wachstumszahlen überlagern.

• Umsatz Q3: +355 % gegenüber Vorjahr
• Umsatz 9 Monate: +437 % gegenüber Vorjahr
• Capex-Guidance 2025: Anhebung von 2 auf 5 Mrd. Dollar
• Schuldenstand: über 4 Mrd. Dollar
• ATM-Programm: Verkauf von bis zu 25 Mio. Class-A-Aktien
• Kurs: rund 30 % unter 52‑Wochen-Hoch

Aggressiver Ausbau, hohe Kosten

Nebius setzt den Ausbau seiner KI-Infrastruktur mit hohem Tempo fort. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 355 % im Jahresvergleich, in den ersten neun Monaten sogar um 437 %. Operativ zeigt das Unternehmen damit deutliches Momentum.

Gleichzeitig hat das Management die Investitionsplanung für 2025 deutlich nach oben gesetzt. Die erwarteten Sachinvestitionen steigen von bislang 2 Mrd. auf 5 Mrd. Dollar. Hintergrund sind stark steigende Kapazitätsanforderungen, unter anderem aus jüngst abgeschlossenen Großaufträgen mit Microsoft im Volumen von 17,4 bis 19,4 Mrd. Dollar und einem 3‑Mrd.-Dollar-Vertrag mit Meta.

Diese Expansion belastet die Ergebnisrechnung. Für das dritte Quartal wies Nebius einen GAAP-Nettoverlust von 119,6 Mio. Dollar aus. Hinzu kommt ein Schuldenberg von über 4 Mrd. Dollar.

Parallel nutzt das Unternehmen ein „at-the-market“-Programm, über das bis zu 25 Mio. Class-A-Aktien platziert werden können. Die Kombination aus hoher Verschuldung und potenzieller Verwässerung rückt die Bilanzstruktur stärker in den Fokus der Anleger.

Kursreaktion und Brancheneinordnung

Die Aktie liegt inzwischen rund 30 % unter ihrem 52‑Wochen-Hoch von 141,10 Dollar. Nach der Rally von mehr als 230 % seit Jahresbeginn signalisiert diese Korrektur eine Neubewertung des Chance-Risiko-Profils im wachstumsstarken KI-Segment.

Im vorbörslichen Handel heute zeigt sich der Titel stabil um 89,92 Dollar (-0,12 %). Der jüngste Abgabedruck scheint damit vorerst abzunehmen.

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Die Entwicklung passt in ein breiteres Bild im KI-Infrastrukturbereich: Die Kosten für Rechenzentren steigen deutlich. Laut einem Bericht der Financial Times von heute verlagern Technologiekonzerne zunehmend AI-Rechenzentrumsfinanzierungen in außerbilanzielle Strukturen, um die Belastung ihrer Bilanzen zu begrenzen. Das unterstreicht, wie kapitalintensiv der aktuelle KI-Ausbau ist.

Ausblick: Wachstum vs. Liquidität

Für die nächsten Monate dürfte das Verhältnis von prall gefülltem Auftragsbuch und hohem Cash-Bedarf die Kursentwicklung prägen. CEO Arkady Volozh betont, dass die vorhandene Kapazität vollständig ausverkauft sei – die Nachfragebasis der Investitionen ist damit klar belegt.

Analysten bewerten das Spannungsfeld zwischen operativem Erfolg und Finanzrisiken unterschiedlich. Das Analysehaus Citizens hat die Aktie jüngst mit „Market Outperform“ eingestuft und verweist auf die zentrale Rolle von Nebius in der KI-Infrastruktur, unter anderem mit dem Start von „AI Cloud 3.1“ auf Basis von Nvidia-Blackwell-Ultra-Chips.

Entscheidend für die Kursentwicklung Anfang 2026 wird sein, ob das Unternehmen den 5‑Mrd.-Dollar-Investitionsplan umsetzen und gleichzeitig die Liquidität sichern kann, ohne die Aktionäre über das ATM-Programm übermäßig zu verwässern.

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