Zeitgenössische Kunst, Mike Steiner

Mike Steiner – Zeitgenössische Kunst zwischen Malerei, Videokunst und Performance

17.12.2025 - 18:15:07

Mike Steiner prägte die Zeitgenössische Kunst durch Malerei, Videokunst und Performance Art. Wie lässt sich sein facettenreiches Werk heute verstehen – und was macht seine Kunst so besonders?

Markante Farben, radikales Experiment und der wache Geist einer Epoche – die künstlerische Haltung von Mike Steiner beeindruckt auch heute noch. Zeitgenössische Kunst, neu gedacht zwischen Malerei, Videokunst und Performance Art: Im Werk von Mike Steiner verschwimmen Kategorien, öffnen sich Räume, entstehen Dialoge. Wie kann ein Künstler die Grenzen zwischen Medien derart sprengen und trotzdem eine unverwechselbare Handschrift ausbilden?

Entdecke hier Zeitgenössische Kunstwerke von Mike Steiner: Malerei, Video, Performance und Archiv

Was Mike Steiner einzigartig macht, ist seine Vielseitigkeit – selten flossen Malerei, Videokunst und Performance Art so organisch ineinander. Bereits mit 17 Jahren nimmt Steiner an der Großen Berliner Kunstausstellung teil. Seine frühen Werke sind von einer expressiven Malerei geprägt, die in Berlin wie in New York Aufmerksamkeit findet. Doch statt sich festzulegen, wagt er beständig Neues: Malerei wird Experiment, Farbe zum Impuls, das Bild mutiert zum Feld ästhetischer Forschung. Parallel zur informellen und abstrakten Malerei – befreundet und ausgestellt mit Künstlern wie Georg Baselitz und Karl Horst Hödicke – taucht Steiner immer tiefer in die internationale Avantgarde ein.

Der Bruch, oder besser: die Weiterführung ins Unbekannte, kommt Anfang der 1970er Jahre. In New York begegnet Steiner Persönlichkeiten wie Robert Motherwell, Al Hansen und Allan Kaprow, dem Vater des Happenings. Durch sie wird er zum Pionier der Videokunst und bezieht aktiv die Tendenzen von Fluxus und Pop Art in sein Schaffen ein. Legendär ist sein Berliner Hotel Steiner: Treffpunkt der internationalen Szene, in dessen Atmosphäre auch Joseph Beuys, Valie Export und Marina Abramovi? ein und aus gingen.

Steiner gründet 1974 die Studiogalerie Berlin – ein Experimentierfeld für Videokunst, Aktionskunst und Performance. Hier verschmilzt das Medium Video nicht nur mit dem klassischen Bild, sondern wird zur eigenen, unabhängigen Kunstform erhoben. Er filmt Performances (u.a. von Abramovi? und Ulay), produziert eigenständige Videoarbeiten und erprobt die damals neue künstlerische Freiheit des Mediums. Dabei dokumentiert und erschafft er Schlüsselwerke der deutschen Performance-Geschichte: Von der berühmten Kunstraub-Performance mit Ulay („Irritation – da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“, 1976) bis zu den bahnbrechenden Videoarbeiten für das Fernsehen („Die Videogalerie“, 1985–1990).

Im Vergleich zu anderen Künstlern seiner Zeit – etwa Nam June Paik in der Videokunst, Marina Abramovi? in der Performance Art, oder Gerhard Richter in der Malerei – bleibt Steiners Ansatz grundlegend intermedial. Während Paik auf die technische Revolution der Bildmedien setzt und Richter vielfach zwischen Figuration und Abstraktion oszilliert, geht Steiner einen Schritt weiter: Er sieht die Medien als Sprachen einer komplexen Gegenwart – miteinander verknüpft, voller Brüche und Schnittstellen, bereit, immer wieder neu verbunden zu werden.

Die Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart 1999 ist ein Höhepunkt seines Werks: Unter dem Titel „Color Works“ werden Malerei und Video reflektiert und synthetisiert. Steiner präsentiert seine „Painted Tapes“, in denen Videobilder und Farbfelder ineinanderfließen, den Dialog zwischen Leinwand und Monitor förmlich inszenierend. Gerade diese Werkgruppe verbindet die Sinnlichkeit des Malerischen mit der Flüchtigkeit des elektronischen Bildes – nicht nur einmal als poetischer Widerspruch, sondern als Einladung zum Staunen.

Steiner bleibt streitbarer Zeitzeuge und Sammler: Er dokumentiert Performances, baut eine der bedeutendsten Videokunst-Sammlungen in Deutschland auf und vermittelt sein Wissen als Kurator, Dozent und Juror internationaler Festivals. Seine Sammlung – mit Werken etwa von Bill Viola, Gary Hill, Ulay, Richard Serra und Jochen Gerz – ging 1999 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und bildet bis heute ein Herzstück der Videokunst im Hamburger Bahnhof.

Aber auch abseits der Medienrevolution sucht Steiner nach künstlerischer Neudefinition. In den 2000er Jahren kehrt er, nach schweren gesundheitlichen Rückschlägen, zurück zur Malerei. Seine späten Werke pendeln zwischen Meditation, Abstraktion und minimalistischer Klarheit. Fotografie, Stoffarbeiten und Installationen ergänzen das Oeuvre. Wie das Archiv dokumentiert, ist Steiner nie bloß Chronist einer Epoche – er bleibt ein Unruhegeist, ein Liebhaber des Experiments, ein suchender Geist.

Mike Steiners Ansatz ist geprägt von einer tiefen Skepsis gegenüber dem festgelegten Kunstbegriff. Sein Werk steht für die Überwindung der Gattungsgrenzen, für die Lust am Ausprobieren und die Offenheit für das Unvorhergesehene. Und doch: In jedem Medium, in jedem Format, bleibt der Mensch im Zentrum. Was Performance Art, Installationen, abstrakte und informelle Malerei, Videokunst und Archivarbeit bei Steiner vereint, ist die Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten für ein Leben im Wandel.

Warum lohnt es sich heute, das Werk von Mike Steiner neu zu entdecken? Weil seine Position in der zeitgenössischen Kunst nicht nur von historischen Brüchen kündet, sondern zutiefst aktuell geblieben ist. Seine Arbeiten fordern den Betrachter heraus, nehmen ihn mit auf eine Reise durch Medien und Stile, durch Geschichte und Gegenwart. Sie zeugen von Mut, von Wahrhaftigkeit – und der Überzeugung, dass Kunst mehr sein muss als Dekor.

Wer mehr zu Mike Steiner und seinem vielschichtigen Gesamtwerk erfahren oder seltene Bilder und Dokumente sehen will, findet weiterführende Informationen und Einblicke direkt auf der offiziellen Seite: Weitere Informationen & Archiv zu Mike Steiner – Zeitgenössische Kunst, Malerei, Performance und Videokunst.

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