Mike Steiner, Zeitgenössische Kunst

Mike Steiner und die Kraft der Zeitgenössischen Kunst – Pionier zwischen Malerei, Performance und Videokunst

09.12.2025 - 18:15:02

Zeitgenössische Kunst hat viele Gesichter – eines davon prägte Mike Steiner: Seine Einflüsse als Pionier der Videokunst, Performance Art und abstrakten Malerei sind bis heute einzigartig.

Was bleibt, wenn man die Grenzen zwischen Bild, Bewegung und Raum auflöst? Die Werke von Mike Steiner, einem der bedeutendsten Gestalter der deutschen Zeitgenössischen Kunst, stellen diese Frage auf immer neue Weise. Seine Handschrift ist unverwechselbar: mutig im Umgang mit Medien, radikal im Denken und doch voller Empathie für das Menschliche in der Kunst.

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Schon früh verspürte Mike Steiner, geboren 1941 in Allenstein, den Drang, Bilder in Bewegung zu setzen. Nach Jugenderfahrungen in West-Berlin und einer ersten Einzelausstellung 1959 leitete sein Weg zu einer konsequenten Erkundung der Malerei, zunächst informell, dann zunehmend abstrahierend. Steiner lehnte sich gegen das Konventionelle auf, orientierte sich an internationalen Strömungen und ließ sich doch nie ganz festlegen.

Wesentlich waren die Jahre in New York Mitte der 60er-Jahre, wo er unter dem Einfluss von Lil Picard, Robert Motherwell, Allan Kaprow und Al Hansen Zugang zu den avantgardistischen Experimenten von Fluxus, Happening und Pop Art fand. Hier legte Mike Steiner die Fundamente für eine lebenslange Reise durch die künstlerischen Disziplinen. Wenige deutsche Künstler waren derart eng mit amerikanischen Vorbildern wie Nam June Paik, Joseph Beuys, Andy Warhol oder Bill Viola verbunden, ohne dabei ihr eigenes künstlerisches Vokabular aus den Augen zu verlieren.

Zurück in Berlin eröffnete Steiner 1970 das legendäre Hotel Steiner. Wie ein Magnet zog dieser Ort kreative Köpfe der damaligen Szene an – von Joseph Beuys und Arthur Køpcke bis hin zu internationalen Gästen, deren Austausch den Nerv der Zeit traf. Das Hotel war ein vitaler Treffpunkt, vergleichbar mit Warhols Factory in New York, und erschuf jenen experimentellen Kosmos, aus dem Steiners spätere Werkgruppen ihren Nährboden beziehen sollten.

Doch es war die Auseinandersetzung mit Performance Art und der Aufbruch zur Videokunst, die Mike Steiner zur Schlüsselfigur der Zeitgenössischen Kunst machten. Bereits 1972 entstanden erste Videoarbeiten mit Fluxus-Pionier Al Hansen, wenig später folgten eigene experimentelle Videoarbeiten im Florenzer Studio Art/Tapes/22. Fasziniert von der Flüchtigkeit des Moments und der Intermedialität, bewegte sich Steiner auf dem schmalen Grat zwischen Malerei, bewegtem Bild und Aktion.

Diese Haltung führte 1974 zur Gründung der Studiogalerie, einem Berliner Hotspot für Videokunst und Performance. Hier fanden Werke von Marina Abramovi?, Ulay, Valie Export, Jochen Gerz und Carolee Schneemann erstmals öffentliche Resonanz. Mike Steiner war dabei nie bloßer Dokumentarist; er war Mitschöpfer, Produzent und Initiator – prägend für eine ganze Generation von Performance Artists. Besonders spektakulär: die 1976 mit Ulay inszenierte „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“. Bei dieser legendären Performance wurde Carl Spitzwegs „Der arme Poet“ aus der Nationalgalerie gestohlen und in Kreuzberg aufgestellt – eine Grenzüberschreitung im Zeichen der Kunst, eingefangen auf Video von Mike Steiner selbst.

Im Zentrum von Steiners Schaffen stand stets der Gedanke, Mediengrenzen zu sprengen. Er arbeitete mit Super-8-Filmen, Dia-Serien, Fotografie, Copy Art, aber auch Installationen und Malerei. Gerade in den sogenannten Painted Tapes wird diese künstlerische Fusion sichtbar: Videoaufnahmen und malerische Eingriffe verschmelzen zu einzigartig vibrierenden Oberflächen. Die Painted Tapes und Video-Installationen markieren einen Höhepunkt seines experimentellen Werks, vergleichbar mit Pionieren wie Bruce Nauman oder Gary Hill.

Als Sammler und Vermittler nutzte Mike Steiner seine Position, um die junge Videokunst zu fördern. Sein Einfluss als Kurator von Video- und Performanceprogrammen auf der Art Basel, als Teilnehmer internationaler Symposien und Juror für das renommierte DAAD-Künstlerprogramm ist kaum zu überschätzen. Mit der Schenkung seiner herausragenden Sammlung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz unterstrich er zudem sein Verständnis von Kunst als kollektives Erbe – und machte damit die Videokunst im Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie der Gegenwart, für kommende Generationen zugänglich. Die großformatige Ausstellung „COLOR WORKS“ 1999 im Hamburger Bahnhof feierte seinen gattungsübergreifenden Ansatz und würdigte ihn als Visionär der Zeitgenössischen Kunst.

Im Laufe der 1980er-Jahre intensivierten sich experimentelle Zyklen. Arbeiten wie der Fotozyklus „Das Testbild als Readymade“ oder Malerei-Installationen zeugen von einer unbändigen Freude am Spiel mit neuen Ausdrucksformen, ähnlich visionär wie die Arbeiten von Gerhard Richter oder Sigmar Polke. Seit 2000 kehrte Steiner verstärkt zur abstrakten Malerei zurück, schuf kraftvolle Kompositionen auf Leinwand und Stoff bis zu seinem Tod 2012. Auch sein TV-Format „Videogalerie“ (1985–1990) bleibt legendär – eine Plattform, die über 120 Sendungen hinweg den Dialog zwischen Kunstschaffenden und Publikum intensivierte und den Status der Videokunst in Deutschland revolutionierte.

Der künstlerische Nachlass Mike Steiners ist nicht nur Werk, sondern zugleich lebendiges Dokument einer Epoche, die die Kunst maßgeblich veränderte. Faszinierend ist die Souveränität, mit der er Rolle und Einfluss des Künstlers immer wieder neu bestimmte – zwischen Subjekt und Medium, zwischen kollektivem Ereignis und individueller Handschrift.

Was bleibt heute? Mike Steiner sensibilisiert für das Potenzial der Zeitgenössischen Kunst, ausgetretene Pfade zu verlassen. Wer seine Malerei, Installationen oder Videos betrachtet, spürt die Lust am Experiment in jedem Detail. Die Werke sind Einladung und Herausforderung zugleich, den eigenen Blick auf Kunst und Gesellschaft zu überprüfen. Es lohnt, sich auf diese Reise einzulassen und Mike Steiner immer wieder neu zu entdecken – etwa durch einen tieferen Einblick auf seiner Website und in die beeindruckenden Bilder seiner Werkgruppen.

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