Verdacht, WhatsApp-Verbot

Meta unter Verdacht: EU prüft WhatsApp-Verbot für KI-Konkurrenten

07.12.2025 - 11:20:12

Die Europäische Kommission ermittelt gegen Meta wegen möglichen Machtmissbrauchs. Im Fokus: Eine umstrittene Regelung, die externen KI-Anbietern faktisch den Zugang zu WhatsApp verwehrt – während der Konzern gleichzeitig seine eigene “Meta AI” massiv ausbaut. Droht hier eine künstliche Verknappung des Wettbewerbs auf dem boomenden KI-Markt?

Die am Donnerstag, 4. Dezember, angekündigte Untersuchung richtet sich gegen eine Änderung der Geschäftsbedingungen für die “WhatsApp Business Solution”. Meta hatte im Oktober 2025 neue Regeln eingeführt, die Drittanbietern untersagen, WhatsApp als Plattform für KI-Dienste wie Chatbots zu nutzen. Die Kommission befürchtet: Der Tech-Riese missbraucht seine marktbeherrschende Stellung, um Konkurrenten aus dem Europäischen Wirtschaftsraum zu verdrängen.

Was genau verbietet Meta? Unternehmen dürfen WhatsApp Business weiterhin für “ergänzende” KI-Funktionen nutzen – etwa automatisierte Kundendienst-Antworten. Doch sobald KI-gestützte Konversationsdienste zum Kerngeschäft eines Anbieters gehören, ist Schluss. Genau diese Unterscheidung halten EU-Wettbewerbshüter für problematisch.

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“Die KI-Märkte boomen in Europa und darüber hinaus”, erklärte Teresa Ribera, Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission. “Wir müssen sicherstellen, dass europäische Bürger und Unternehmen voll von dieser technologischen Revolution profitieren können – und verhindern, dass dominante Digitalkonzerne ihre Macht missbrauchen, um innovative Wettbewerber zu verdrängen.”

Die Folgen zeigten sich schnell: Für neue KI-Anbieter trat das Verbot bereits am 15. Oktober 2025 in Kraft. Bestehende Dienste müssen bis zum 15. Januar 2026 die Plattform verlassen. OpenAI reagierte Ende Oktober und leitete Nutzer vom WhatsApp-Zugang zu seiner eigenen ChatGPT-App um. Microsoft zog im November nach und entfernte die Copilot-Integration aus dem Messenger.

Meta kontert: Infrastruktur überlastet?

Meta weist die Vorwürfe als “unbegründet” zurück. Ein Unternehmenssprecher betonte am Freitag, die Beschränkungen seien technisch und sicherheitsbedingt notwendig – nicht wettbewerbsschädigend gemeint. Die Masse an automatisierten KI-Anfragen überfordere die ursprünglich für menschliche Kommunikation ausgelegte WhatsApp-Infrastruktur.

“Der KI-Markt ist hart umkämpft. Menschen können über zahlreiche andere Wege auf die Dienste ihrer Wahl zugreifen”, so der Sprecher. Nutzer hätten Zugang über App-Stores, Browser und Betriebssysteme.

Doch die Kritik liegt auf der Hand: Während externe Chatbots angeblich die Infrastruktur belasten, baut Meta parallel seine eigene Meta AI aggressiv in die WhatsApp-Oberfläche ein. Warum überlasten eigene KI-Features die Technik nicht?

Italien ermittelt separat

Ungewöhnlich: Italien bleibt von der EU-Untersuchung ausgenommen. Die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM hatte bereits im Juli 2025 eigene Ermittlungen aufgenommen – mit Fokus auf die vorinstallierte Meta AI in WhatsApp. Die EU-Kommission deckt nun den restlichen europäischen Wirtschaftsraum ab, um Doppeluntersuchungen zu vermeiden.

Drohen Milliarden-Strafen?

Der Fall gilt als erster großer Härtetest für EU-Wettbewerbsrecht im Bereich generativer KI. Sollte Meta Artikel 102 des EU-Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union verletzt haben, drohen Bußgelder von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

Unklar bleibt vorerst, ob Meta die Januar-Deadline für bestehende Anbieter durchsetzt. Die Untersuchung stoppt die Regelung nicht automatisch. Doch der regulatorische Druck könnte den Konzern zu Zugeständnissen bewegen – oder zumindest zu einer Verschiebung.

Die Botschaft aus Brüssel ist eindeutig: Der Wettlauf um KI-Dominanz darf nicht durch geschlossene Plattform-Tore gewonnen werden. “Deshalb prüfen wir, ob Metas neue Richtlinie möglicherweise illegal ist – und ob wir schnell handeln müssen, um irreparablen Schaden für den Wettbewerb zu verhindern”, so Ribera abschließend.

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