ManpowerGroup-Studie: Große Konzerne bremsen Berufseinsteiger aus
28.12.2025 - 22:43:12Großunternehmen setzen 2026 auf erfahrene Fachkräfte statt auf Nachwuchs, was den Einstieg für Absolventen erschwert. Die Einstellungsbereitschaft sinkt global, besonders in Europa.
Die Jobaussichten für Hochschulabsolventen und Berufsanfänger verdüstern sich zu Beginn des Jahres 2026. Große Unternehmen stellen ihre Einstellungspolitik auf „Präzisions-Recruiting“ um – zum Nachteil des klassischen Nachwuchses.
Präzision statt Masse: Der Strategiewechsel der Großkonzerne
Die neueste ManpowerGroup Employment Outlook Survey für das erste Quartal 2026 zeichnet ein Bild der Verunsicherung. Zwar bleibt die globale Einstellungsbereitschaft mit einem Net Employment Outlook (NEO) von +24% positiv. Doch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist sie um vier Prozentpunkte gesunken.
Besonders alarmierend für den deutschen Arbeitsmarkt ist das Verhalten der Großkonzerne. Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern weisen mit +21% die schwächsten Einstellungsabsichten aller Firmengrößen auf. Diese Zurückhaltung der traditionellen Motoren für Traineeprogramme und Juniorstellen bedeutet einen schwierigen Start für junge Berufstätige.
Der Grund ist ein strategischer Wandel: Statt auf Volumen setzen Arbeitgeber zunehmend auf erfahrene Fachkräfte mit spezifischen Fähigkeiten, die sofort Wert schaffen. Dieser „Kauf- statt Bau“-Ansatz benachteiligt Berufseinsteiger deutlich. Unternehmen priorisieren erfahrene Kräfte, um wirtschaftliche Unsicherheiten zu navigieren.
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Kluft zwischen den Branchen: IT glänzt, Industrie kämpft
Die Lage ist nicht überall gleich. Während einige Sektoren florieren, kämpfen andere mit den Rahmenbedingungen.
- IT & Technologie: Dieser Bereich bleibt eine Hochburg für Recruiting. Die Nachfrage verlagert sich jedoch stark zu Kandidaten mit Praxiserfahrung in KI-Implementierung und Cybersicherheit – weg von allgemeinen Programmierkenntnissen.
- Finanzen & Immobilien: Die Einstellungsabsichten sind hier weiterhin robust. Firmen rüsten ihre Teams auf, um mit komplexen Marktbedingungen umzugehen.
- Gastgewerbe & Industrie: Diese Sektoren geraten stärker unter Druck. Vor allem in Europa drücken hohe Energiekosten und regulatorischer Druck auf die Budgets und dämpfen die Einstellungslaune.
Für Personalabteilungen bedeutet diese Spaltung eine angepasste Strategie. Während Tech-Recruiter noch um Kandidaten werben müssen, können ihre Kollegen in der Industrie aus einer Flut von Bewerbungen für wenige Stellen wählen.
Deutsche Firmen folgen dem europäischen Trend
Die Studie zeigt: Arbeitgeber in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sind mit +20% global am zurückhaltendsten. Sie liegen deutlich hinter dem asiatisch-pazifischen Raum (+30%) und den Amerikas (+26%).
Für Deutschland bedeutet dies, dass der „War for Talent“ für Junior-Rollen deutlich abgekühlt ist. Deutsche Unternehmen übernehmen den konservativen, kostenbewussten Kurs ihrer europäischen Nachbarn. Der globale Rückgang der Einstellungsbereitschaft spiegelt sich in der vorsichtigen Stimmung auf dem gesamten Kontinent wider.
Jonas Prising, Vorstandsvorsitzender der ManpowerGroup, betont, dass Arbeitgeber spezifische Rollen priorisieren, die die Produktivität vorantreiben – und nicht die Personaldecke pauschal erweitern. Für deutsche Unternehmen wird das erste Quartal 2026 von Effizienz und Kostenkontrolle geprägt sein. Das lässt wenig Raum für das spekulative Einstellen von unerfahrenem Talent.
Langfristiges Risiko: Die Qualifikationslücke vergrößert sich
Die aktuelle Strategie birgt ein mittelfristiges Problem. Wenn große Firmen jetzt weniger Nachwuchs einstellen und Traineeprogramme ausdünnen, riskieren sie für 2027 und 2028 einen Mangel an eigengewachsenen, mittleren Führungskräften. Die Qualifikationslücke könnte sich weiter vertiefen.
Personalverantwortliche stehen vor der Herausforderung, kurzfristige Einsparungen mit langfristiger Personalplanung in Einklang zu bringen. Das „Präzisions-Recruiting“ schließt zwar aktuelle Lücken, vernachlässigt aber den Nachwuchskanal. Experten rechnen mit einem stärkeren Rückgriff auf alternative Modelle wie Zeitarbeit oder projektbasierte Verträge, um flexibel zu bleiben.
Für Berufseinsteiger ist die Botschaft klar: Der einfache Einstieg über große Konzernprogramme wird schwieriger. Erfolg im Jahr 2026 hängt davon ab, spezialisierte, marktreife Fähigkeiten zu demonstrieren – besonders im Umgang mit digitalen Tools und KI. Nur so können sie die traditionelle Einarbeitungsphase umgehen und von Tag eins an einen Beitrag leisten.
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