Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel
09.12.2025 - 08:12:12Die deutsche Frachtfluggesellschaft hat am Sonntag alle Waffenlieferungen und Sicherheitstransporte von und nach Tel Aviv eingestellt. Grund sind verschärfte britische Exportkontrollvorschriften – ein Schritt, der die globale Verteidigungslogistik durcheinanderwirbelt.
Zeitgleich tritt die aktualisierte EU-Dual-Use-Liste in Kraft, während US-Behörden ihre Sanktionen gegen russische Akteure verschärfen. Für Compliance-Verantwortliche und Logistikmanager bedeutet diese Woche einen Wendepunkt: Was gestern noch als kontrollierte Ware galt, könnte heute bereits unter neue Regelungen fallen.
Ausgerechnet während Bundeskanzler Friedrich Merz in Israel weilte, zog Lufthansa Cargo am 7. Dezember die Notbremse. Die Airline akzeptiert keine militärischen Frachten mehr, die für Tel Aviv bestimmt sind oder von dort stammen – unabhängig von der gewählten Route.
Exportkontrollen und die neue Dual‑Use‑Liste machen internationale Lieferketten deutlich komplexer – Sendungen können schon bei kleinsten Bauteil‑Bezügen blockiert werden. Das kostenlose E‑Book “Das 1×1 der Dual‑Use‑Verordnung” erklärt praxisnah, wie Sie ausfuhrgenehmigungspflichtige Güter identifizieren, Annex I richtig prüfen und Transporte compliance‑sicher vorbereiten. Mit Checklisten, Praxisbeispielen und konkreten Prüfverfahren für Logistik- und Compliance‑Teams. Kostenlosen Dual‑Use‑Leitfaden herunterladen
„Lufthansa Cargo hält sich vollständig an alle geltenden Gesetze und Vorschriften”, heißt es in der späten Sonntagsmitteilung. Der britische Export Control Order und damit verbundene Sanktionsregelungen machten den Transport unmöglich. Warum ausgerechnet britische Vorschriften? Die Antwort liegt in der Komplexität globaler Lieferketten: Britische Bauteile in Flugzeugen, Versicherungsrahmen oder Transitknotenpunkte können ausreichen, um extraterritoriale Compliance-Pflichten auszulösen.
Logistikexperten warnen bereits vor Engpässen. Verteidigungsunternehmen müssen nun auf Frachtfluggesellschaften ausweichen, die weniger britischer Regulierung unterliegen – oft zu deutlich höheren Kosten.
EU verschärft Kontrollen bei Quantentechnologie
Während die Luftfahrtbranche mit Embargos ringt, müssen europäische Exporteure seit dem 15. November eine erweiterte Dual-Use-Liste umsetzen. Die Schonfrist ist vorbei: Zollbehörden in allen Mitgliedstaaten setzen die neuen Parameter durch.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
Quantencomputer: Erstmals unterliegen spezifische Quantenrechner und zugehörige Komponenten wie kryogene Kühlsysteme der Exportkontrolle. Wer solche Systeme ausführen will, braucht jetzt eine Genehmigung.
Halbleiterproduktion: Die Liste erfasst nun zusätzliche Werkzeuge für die Chipfertigung, insbesondere Anlagen für Atomlagenabscheidung (ALD) und extreme Ultraviolett-Lithografie (EUV).
Bio-Produktion: Aktualisierte technische Schwellenwerte gelten für Fermenter und Filtersysteme, die potenziell für biologische Waffen missbraucht werden könnten.
„Unternehmen müssen sofort ihre Stammdaten aktualisieren”, mahnt die Anwaltskanzlei Cooley in einem Compliance-Alert. Sendungen, die noch nach der alten 2024er-Liste klassifiziert sind, drohen an der Grenze blockiert zu werden.
USA erneuern Handelssperre gegen russische Airline
Die US-Behörde für Industrie und Sicherheit (BIS) verlängerte am 6. Dezember die Temporary Denial Order gegen die russische Fluggesellschaft Nordwind Airlines. Der Vorwurf: „erhebliche, vorsätzliche und verdeckte” Verstöße gegen amerikanische Exportvorschriften.
Nordwind betreibt weiterhin Flugzeuge, die den US-Vorschriften unterliegen – ohne erforderliche Genehmigung. Die Airline bedient damit sowohl russische Inlandsrouten als auch internationale Verbindungen in Drittstaaten. Die Verlängerung soll unmittelbar bevorstehende Verstöße verhindern.
Russland rückt auf EU-Geldwäsche-Risikoliste
Parallel dazu nahm die EU-Kommission Anfang Dezember die Russische Föderation in ihre Liste risikoreicher Drittstaaten für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung auf. Die Konsequenz: Europäische Banken, Anwaltskanzleien und Immobilienmakler müssen bei jeder Transaktion mit russischer Beteiligung verstärkte Sorgfaltspflichten anwenden.
Während Sanktionen den Handel bereits einschränken, erschwert diese Einstufung selbst nicht-sanktionierte Geschäfte erheblich. Jede Zahlung, jeder Vertrag gerät unter verschärfte finanzielle Kontrolle.
China lockerte im November – vorerst
Nicht alles läuft in Richtung Eskalation. Im November 2025 überraschte Chinas Handelsministerium mit einer Lockerung: Am 9. November setzte Peking strengere Lizenzanforderungen für Gallium, Germanium und Antimon aus – kritische Rohstoffe für Halbleiter- und Rüstungslieferketten.
Beobachter werten den Schritt als diplomatische Geste nach Wiederaufnahme hochrangiger Handelsgespräche. Doch Vorsicht: Die Lizenzinfrastruktur bleibt bestehen. China könnte die Kontrollen jederzeit reaktivieren, sollten die Verhandlungen scheitern.
Ausblick: Was kommt im ersten Quartal 2026?
Die kommenden Monate dürften turbulent bleiben. Worauf sollten sich Exporteure einstellen?
Dominoeffekt in der Luftfracht: Weitere europäische Fluggesellschaften mit UK-Exposition könnten Lufthansas Beispiel folgen und ihre Militärfracht-Richtlinien überarbeiten. Engpässe auf Routen in den Nahen Osten wären die Folge.
EU-Compliance-Prüfungen: Nationale Zollbehörden wie die deutsche BAFA bereiten für Anfang 2026 Audit-Kampagnen vor. Im Fokus: die korrekte Umsetzung der neuen Dual-Use-Klassifizierungen vom 15. November.
US-China-Tech-Kontrollen: Trotz der November-Entspannung bei Mineralien kursieren Gerüchte über neue US-Regeln für Auslandsinvestitionen im KI-Bereich – Finalisierung bis Januar 2026 erwartet.
Handlungsempfehlung: Prüfen Sie umgehend, ob Ihre Logistikpartner ähnliche Restriktionen wie Lufthansa eingeführt haben. Stellen Sie sicher, dass alle Dual-Use-Klassifizierungen die EU-Annex-I-Aktualisierung vom 15. November berücksichtigen. Wer jetzt nicht handelt, riskiert kostspielige Verzögerungen an der Grenze.
PS: Steuern Sie Fracht in risikoreiche Regionen oder koordinieren internationale Lieferketten? Dann sollten Sie jetzt praktische Prüfmethoden und Vorlagen parat haben. Das gratis E‑Book liefert konkrete Schritte zur Prüfung nach der Dual‑Use‑VO, Muster-Checklisten und Hinweise zur Dokumentation von Genehmigungspflichten — ideal für Exportverantwortliche, Spediteure und Compliance‑Teams, die Verzögerungen und Bußgelder vermeiden wollen. Jetzt kostenlosen Dual‑Use‑Guide sichern


