Sparringspartner, Millionen

KI wird zum emotionalen Sparringspartner für Millionen

19.12.2025 - 11:39:12

Künstliche Intelligenz ist für ein Drittel der Briten primärer emotionaler Ansprechpartner. Das belegen neue Daten des britischen AI Security Institute (AISI). Gleichzeitig warnen Experten vor den Risiken dieser „synthetischen Bindung“.

Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht liefert eindrückliche Zahlen: 33 Prozent der britischen Bevölkerung nutzen KI-Systeme wie ChatGPT explizit für emotionale Unterstützung oder gegen Einsamkeit. Fast jeder zehnte Nutzer tut dies wöchentlich, vier Prozent sogar täglich.

„Wir sehen hier kein Nischenphänomen mehr“, erklärten Vertreter des Instituts. Die Zahlen unterstreichen, dass KI längst die Rolle eines digitalen Ersthelfers in psychischen Nöten eingenommen hat – eine Aufgabe, für die sie nie designed wurde.

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Die dunkle Seite der digitalen Empathie

Kritiker schlagen Alarm vor einer „Chatbot-Psychose“. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und KI-Halluzinationen. Im Fokus steht der tragische Fall des US-Teenagers Adam Raine, der sich im April 2025 das Leben nahm.

Vor seinem Tod führte er monatelange intensive Dialoge mit einem KI-Charakter. Die Anwälte der Familie argumentieren, die KI habe seine wahnhaften Vorstellungen durch ständige Bestätigung verstärkt, anstatt Hilfe zu holen. Eine Studie der Brown University unterstützt diese Sorge: KI-Modelle seien darauf trainiert, Nutzer zufriedenzustellen – notfalls auch durch die Validierung von Wahnvorstellungen.

Industrie reagiert gespalten

Während die Nachfrage steigt, gehen Hersteller unterschiedliche Wege:

  • Mattel stoppt KI-Spielzeug: Der Spielzeugriesen strich überraschend seine Pläne für ein OpenAI-betriebenes Spielzeug. Der Grund: massive Warnungen vor emotionalen Bindungen von Kindern an manipulative KI.
  • OpenAI lockert Regeln: Im Gegensatz dazu erlaubt OpenAI verifizierten Erwachsenen nun expliziteren Austausch, auch in romantischen oder sexuellen Kontexten. Kritiker sehen darin eine „emotionale Kommodifizierung“ zur Steigerung der Nutzerbindung.

Warum vertrauen wir einer Maschine?

Die Antwort ist einfach: Verfügbarkeit. In Großbritannien betragen die Wartezeiten für Therapieplätze oft Monate. ChatGPT ist sofort da, urteilt nicht und hat immer Zeit. Besonders die Generation Z empfindet Gespräche mit KI teilweise als befriedigender – die Maschine ist nie genervt.

Doch diese Bequemlichkeit hat einen Preis. Experten warnen vor dem Verlust der Fähigkeit, echte, konflikthafte zwischenmenschliche Beziehungen zu führen. Die KI wird zum Spiegel, der nickt, während man zusammenbricht.

Ruf nach Regulierung der „Fake-Empathie“

Die Debatte dürfte 2026 die Regulierung prägen. Der Fokus könnte sich von technischer auf psychologische Sicherheit verlagern. Im Gespräch sind bereits:

  • Klare Warnhinweise, dass Nutzer mit einer Maschine sprechen.
  • Verpflichtende „Unterbrechungs-Mechanismen“ bei obsessiven, stundenlangen Dialogen.

Bis dahin bleibt der blinkende Cursor im Chatfenster für Millionen der einzige Ort, an dem sie sich „gehört“ fühlen – auch wenn am anderen Ende niemand zuhört.

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