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KI-Tools treiben Manager an den Rand der Belastbarkeit

25.12.2025 - 03:24:11

Studien zeigen, dass nur wenige Führungskräfte trotz KI-Boom belastbar genug sind, um Teams zu führen. Neue Software-Updates zielen auf digitale Entlastung ab.

Während KI die Produktivität steigern soll, offenbaren neue Studien eine gefährliche „Stress-Toleranz-Lücke“ in den Führungsetagen – und zwingen zu einem Umdenken in der Digitalstrategie.

Zum Jahresende 2025 zeigt sich ein eklatanter Widerspruch in der digitalen Arbeitswelt. Unternehmen setzen zwar aggressiv auf KI, um ihre Rendite zu steigern. Doch die Belegschaft – vom Vorstand bis zur Basis – zeigt kritische Anzeichen der digitalen Überforderung.

Zwei neue Studien unterstreichen diese Spannung. Eine Untersuchung von SuccessFinder vom 24. Dezember zeigt: Nur 18 Prozent der Führungskräfte verfügen über eine hohe „Stress-Toleranz“. Diese Kompetenz ist jedoch entscheidend, um moderne, hochdynamische Teams zu führen. Parallel warnte das Wissenschaftsbüro des britischen Parlaments am 23. Dezember: KI kann zwar Sicherheit und Produktivität erhöhen, geht aber oft mit „verringerter Mitarbeiter-Autonomie“ und mehr Stress einher.

„Es geht nicht nur um technische Einführung“, heißt es im SuccessFinder-Bericht. „Führungskräfte brauchen die Belastbarkeit, um Entscheidungen zu treffen. Ohne diese Fähigkeiten erhöht Technologie den Druck, anstatt ihn zu lindern.“

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Die „Stress-Toleranz-Lücke“ wird zum Geschäftsrisiko

Das Phänomen des „technikbedingten Burnouts“ ist vom Allgemeinplatz zum messbaren Geschäftsrisiko geworden. Die Daten zeigen eine spezifische „Bereitschaftslücke“: Während KI-Tools wie Zooms AI Companion 3.0 oder Salesforce Agentforce komplexe Abläufe übernehmen, müssen menschliche Manager die heiklen Ausnahmefälle regeln, die Algorithmen nicht lösen können.

Laut dem Bericht fühlen sich 71 Prozent der mittleren Führungskräfte überfordert. Bei jüngeren Managern in hybriden Umgebungen sind es fast 75 Prozent. Diese „kognitive Last“ wird teilweise durch die „Tab-Wechsel-Erschöpfung“ getrieben – dem mentalen Aufwand, ständig zwischen verschiedenen Apps zu springen.

„Der Druck nimmt zu, weil KI sich schneller entwickelt, als die meisten Führungsmodelle es vorgesehen haben“, so die Analyse.

Tech-Riesen setzen auf „reibungslose“ Rendite

Die Erkenntnis: Ausgebrannte Nutzer liefern keine Rendite. Daher brachten führende Technologieanbieter kurz vor Weihnachten Updates heraus, die digitale Reibungsverluste reduzieren sollen.

Zoom lancierte am 24. Dezember AI Companion 3.0. Das Update enthält einen „Täglichen Reflexionsbericht“, der Besprechungen und Aufgaben automatisch zusammenfasst. Zoom hat diese KI-Funktionen zudem von kostenpflichtigen Lizenzen entkoppelt – ein Signal, dass KI-Hilfe zunehmend als Grundvoraussetzung und nicht als Luxus-Zusatz gesehen wird.

Ebenfalls am 23. Dezember kündigte Bitrix24 ein großes Update an, das die „Tab-Wechsel-Erschöpfung“ beenden soll. Der neue Zentrale Mail-Hub integriert externe Postfächer direkt in Projektabläufe. Teams können so E-Mails in Aufgaben umwandeln, ohne die Oberfläche zu verlassen.

Dieser Fokus auf Konsolidierung statt Funktionserweiterung ist ein Schlüsseltrend für Ende 2025. Die Rendite von Bürotechnologie misst sich nicht mehr nur an Geschwindigkeit, sondern an „geretteter Aufmerksamkeit“.

Das Geschäft mit dem Wohlbefinden: Vom Benefit zur Bilanzkennzahl

Die wirtschaftliche Argumentation für digitales Wohlbefinden hat sich im letzten Quartal 2025 verfestigt. Ein Bericht von UC Today vom 21. Dezember beziffert die Rendite von umfassenden Wellbeing-Programmen auf das 4,7- bis 6,3-fache ihrer Kosten.

Dieser Wandel zeigt sich auch im Lifestyle-Sektor. Die Activewear-Marke Alo (ehemals Alo Yoga) machte ihre Wellness-Plattform Alo Moves für Access-Mitglieder kostenfrei. Digitale Wellness-Inhalte werden damit nicht mehr als Einnahmequelle, sondern als zentrales Instrument zur Kundenbindung behandelt.

„Wellness hat sich vom ‚Nice-to-have‘ zur täglichen Notwendigkeit entwickelt“, erklärt Summer Nacewicz, Marketing-Chefin bei Alo. Diese Bewegung spiegelt den Trend in Unternehmen wider: Tools für mentale und physische Regulation gelten zunehmend als kritische Infrastruktur – ähnlich wie E-Mail-Server oder CRM-Systeme.

Analyse: Die Ära des „Workslop“ und die Folgen

Die Dringlichkeit dieser Updates wird durch einen neuen Begriff aus der Arbeitswelt unterstrichen: „Workslop“. Dieser Begriff, den ein Bericht von HRD America am 19. Dezember hervorhob, beschreibt minderwertige, KI-generierte Ergebnisse, die Menschen mühsam korrigieren müssen. Dieses Phänomen ist ein Haupttreiber für den Stress, den auch der britische Parlamentsbericht identifiziert.

Wenn Mitarbeiter „Workslop“ bereinigen oder zersplitterte Systeme bedienen müssen, bricht die theoretische KI-Rendite in sich zusammen. Die aktuelle Update-Welle – von Google Workspaces NotebookLM Data Tables bis zu Zooms agentenbasierten Workflows – zielt darauf ab, KI präziser und autonomer zu machen. Der Mensch soll aus der „Aufräum-Rolle“ befreit werden.

Doch der britische Bericht warnt: Diese Autonomie hat ihren Preis. Wenn Maschinen Routineaufgaben übernehmen, werden die verbleibenden menschlichen Rollen intensiver – und lassen keine „mentale Verschnaufpause“ mehr zu.

Ausblick: Der „agentische“ Arbeitsplatz 2026

Der Fokus wird sich 2026 von der „KI-Einführung“ auf das „Überleben mit KI“ verlagern.

  • Prognose für Q1 2026: Es wird einen Schub an „Digital-Detox“-Funktionen in Unternehmenssoftware geben. Microsoft und Salesforce dürften in ihren Plattformen Viva und Slack aggressivere „Ruhemodi“ oder „Fokus-Zeiten“ einführen, um der Stress-Lücke zu begegnen.
  • Neue Kennzahlen: Die Renditeberechnung wird zunehmend „Mitarbeiter-Nachhaltigkeits“-Metriken einbeziehen. Unternehmen werden nicht nur den Output pro Stunde messen, sondern parallel dazu das „Burnout-Risiko“ – angedeutet durch neue Analysefunktionen in Microsoft Viva.

Die Botschaft dieser Woche für Führungskräfte ist klar: Die Technologie, um die Produktivität zu verdoppeln, existiert. Doch die menschliche Fähigkeit, dies durchzuhalten, schlägt Alarm. Die Gewinner von 2026 werden jene sein, die Technologie nutzen, um ihre Mitarbeiter zu schützen – und nicht nur, um sie anzutreiben.

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