KI-Reallabore: EU will Flickenteppich mit Digitalem Omnibus verhindern
19.12.2025 - 12:42:12
Die EU steuert bei der Umsetzung der KI-Verordnung nach: Ein zentrales Reallabor soll nationale Alleingänge verhindern und Europas Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Angesichts wachsender Warnungen vor einem regulatorischen Flickenteppich hat die Diskussion um die sogenannten KI-Reallabore (Regulatory Sandboxes) neue Dringlichkeit erhalten. Rechtsexperten und Wirtschaftsverbände mahnen, dass die ursprünglich geplanten nationalen Testumgebungen ihre Ziele verfehlen könnten. Die Europäische Kommission reagiert nun mit dem „Digital Omnibus“-Vorschlag, der in dieser Woche intensiv diskutiert wurde. Kernstück ist die Schaffung eines EU-weiten Reallabors für General-Purpose AI (GPAI), um die Fragmentierung der Märkte zu stoppen. Während die Konsultation noch läuft, zeichnet sich ab: Brüssel muss die Zügel straffer ziehen, um Innovationen nicht im Keim zu ersticken.
Ein Hauptkritikpunkt ist die uneinheitliche Umsetzung in den Mitgliedstaaten. Die KI-Verordnung verpflichtet jedes Land, bis August 2026 mindestens ein eigenes Reallabor einzurichten. Doch die Geschwindigkeiten und Standards variieren drastisch. Für grenzüberschreitend agierende Unternehmen wird dies zum massiven Hindernis. Ein Startup, das seine KI-Anwendung im deutschen Reallabor validiert, hat keine Garantie, dass die Ergebnisse in Frankreich oder Italien anerkannt werden.
Der Digital Omnibus adressiert genau dieses Problem. Der Vorschlag sieht vor, das AI Office der EU zu ermächtigen, ein zentrales, EU-weites Reallabor für KI-Systeme unter seiner Aufsicht einzurichten. Dies betrifft vor allem Anbieter von General-Purpose AI. Zudem soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den nationalen Behörden verschärft werden. Das Ziel ist klar: ein echter Binnenmarkt für KI-Tests.
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„Stop-the-Clock“: Mehr Zeit für Hochrisiko-KI
Neben der räumlichen Fragmentierung ist der Zeitdruck eine weitere Hürde. Viele Unternehmen monieren, dass die technischen Standards für die Compliance in Reallaboren noch nicht ausgereift sind. In einer bedeutenden Entwicklung bestätigten Berichte vom Dienstag, dass der Digital Omnibus eine „Stop-the-Clock“-Regelung einführen soll.
Diese Klausel koppelt die Anwendbarkeit bestimmter Pflichten für Hochrisiko-KI-Systeme an die Verfügbarkeit harmonisierter Standards. Konkret bedeutet dies:
* Verzögerte Fristen: Die Termine für Hochrisiko-KI-Systeme könnten sich bis Dezember 2027 bzw. August 2028 verschieben.
* Mehr Rechtssicherheit: Unternehmen sollen nicht gezwungen werden, Compliance ohne klare technische Normen nachzuweisen.
Die Maßnahme soll den Reallaboren Zeit geben, echte „Best Practices“ zu entwickeln – und nicht nur Checklisten abzuarbeiten. Experten werten dies als notwendiges „Atmen“, um die Innovationsfähigkeit der europäischen KI-Branche zu sichern.
Deutschland: Bundesnetzagentur in der Pilotphase
In Deutschland liegt die Verantwortung primär bei der Bundesnetzagentur (BNetzA). Die Behörde befindet sich in einer intensiven Pilotphase. Das Projekt „EUSAiR“, das im Oktober 2025 startete und bis März 2026 läuft, dient als Blaupause für die nationalen Sandboxes.
Doch auch hier gibt es Herausforderungen. Die BNetzA muss sicherstellen, dass ihre Verfahren mit den neuen Vorgaben des Digital Omnibus kompatibel sind. Anfang Dezember hatte die Behörde noch betont, bestimmte „Backstop-Termine“ seien unverrückbar. Die neuen Entwicklungen aus Brüssel könnten hier jedoch Flexibilität erzwingen.
Für deutsche Unternehmen, insbesondere KMU, ist die Teilnahme an diesen Piloten entscheidend. Die neuen Vorschläge sehen vor, dass die Nutzung der Reallabore für KMU kostenlos sein soll. Größere Unternehmen könnten dagegen an den Kosten beteiligt werden. Die praktische Ausgestaltung dieser Gebührenordnung ist jedoch noch offen – eine weitere Unsicherheit für die Wirtschaft.
Wettlauf gegen die Zeit: Europas Balanceakt
Die aktuellen Entwicklungen reihen sich in die breitere Debatte über die Wettbewerbsfähigkeit Europas ein. Während Südkorea bereits im Januar 2026 mit der Durchsetzung seines eigenen KI-Gesetzes beginnt, versucht die EU, die Balance zwischen Sicherheit und Schnelligkeit zu finden. Kritiker warnen: Ein zu starker Fokus auf Geschwindigkeit bei der Regulierung könnte zu Lasten der praktischen Umsetzbarkeit gehen.
Parallel treibt die Kommission andere Bereiche voran. Am Mittwoch veröffentlichte sie einen ersten Entwurf für einen „Code of Practice“ zur Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten. Das zeigt: Trotz möglicher Fristverlängerungen bei Hochrisiko-KI werden die Transparenzpflichten zügig vorangetrieben.
Was kommt als Nächstes?
Die öffentliche Konsultation zu den Durchführungsrechtsakten für KI-Reallabore läuft noch bis zum 30. Dezember 2025. Unternehmen und Verbände sind aufgerufen, ihre Bedenken einzubringen – insbesondere zur Interoperabilität der Sandboxes.
Im ersten Quartal 2026 wird erwartet, dass die Kommission die finalen Regeln vorlegt. Für die Wirtschaft bedeutet das: 2026 wird kein Jahr des Abwartens, sondern der aktiven Vorbereitung in den Reallaboren, bevor die scharfen Regeln 2027 greifen.
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