IT-Fachkräftemangel, Strategisches

IT-Fachkräftemangel 2026: Strategisches Partner-Management wird überlebenswichtig

28.12.2025 - 22:44:12

Trotz geringer Fluktuation herrscht akuter Mangel an KI- und Sicherheitsexperten. Die Ausweitung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes auf Zeitarbeit ab 2026 zwingt Unternehmen zu strategischem Provider-Management.

Während die Wirtschaft lahmt, sitzen IT-Spezialisten fest – doch der Bedarf an KI- und Sicherheitsexperten explodiert. Gleichzeitig öffnet ein neues Gesetz die Tore für internationale Talente. Für Personaler und IT-Verantwortliche bedeutet das: Sie müssen ihr Lieferantenmanagement radikal überdenfen, um 2026 wettbewerbsfähig zu bleiben.

Der paradoxe „Talentstau“: Stabilität, die lähmt

Die Analyse der letzten Quartale 2025 offenbart ein widersprüchliches Bild. Die wirtschaftliche Unsicherheit hat zu einem historisch niedrigen Fachkräfte-Fluktuationsrate geführt. Mitarbeiter bleiben aus Angst vor einem Jobwechsel lieber in ihren angestammten Positionen. Dieser sogenannte Talentstau blockiert jedoch die interne Mobilität und verhindert, dass Unternehmen bestehende Mitarbeiter für neue, dringend benötigte Rollen umschulen oder versetzen können.

Doch der Schein trügt. Während die Nachfrage nach allgemeinen HR- und Marketingkräften nachlässt, ist der Hunger nach Spitzen-IT-Experten ungebrochen. Der Hays Fachkräfte-Index zeigt: Die Suche nach IT-Sicherheitsspezialisten und KI-Architekten befindet sich weiterhin auf Rekordniveau. Getrieben wird dies von der digitale Transformation und der Integration generativer KI in Geschäftsprozesse. Die Folge? Die Kluft zwischen statischer Stammbelegschaft und dynamischem Projektbedarf wird immer größer.

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Gesetzesreform 2026: Zeitarbeit öffnet sich für Drittstaaten

Ab dem 1. Januar 2026 verschärft eine gesetzliche Neuerung den Handlungsdruck. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird auf den Bereich der Zeitarbeit ausgeweitet. Personaldienstleister erhalten damit erstmals erleichterte Möglichkeiten, gezielt IT-Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten anzuwerben und an Kundenunternehmen zu vermitteln.

Diese lang erwartete Öffnung könnte helfen, die von Bitkom gemeldete Lücke von über 100.000 IT-Spezialisten zu schließen. Doch die Chance birgt neue Komplexität. Die Regeln verlangen strikte Einhaltung des Equal-Pay-Prinzips ab dem ersten Tag für bestimmte Einwanderergruppen und bringen aufwändige Visum- und Anerkennungsverfahren mit sich. Für Unternehmen bedeutet das: Einfache, transaktionale Beziehungen zu Zeitarbeitsfirmen reichen nicht mehr aus.

Vom Einkauf zum Strategen: Das neue Mandat des IT-Personalmanagements

Experten raten daher zu einem sofortigen Umstieg auf Strategisches Provider-Management. Das alte Modell, bei Bedarf wild verschiedene Agenturen anzufragen, ist den Compliance- und Qualitätsanforderungen von 2026 nicht mehr gewachsen.

„Die Ära, in der man eine x-beliebige Agentur für einen Java-Developer anrief, geht zu Ende“, heißt es in der Branche. Stattdessen konsolidieren Unternehmen ihre Anbieterbasis in Managed Service Provider (MSP)-Modelle. Dieser strategische Ansatz umfasst drei Kernelemente:

  1. Compliance als Auswahlkriterium: Partner müssen nachweislich in der Lage sein, die neuen Einwanderungsvorschriften zu handhaben.
  2. Kompetenz statt Jobtitel: Die Suche verlagert sich von Rollen („Senior Developer“) hin zu konkreten Fähigkeiten („Erfahrung mit Generative-AI-Integration“). Das erfordert tiefgreifendere Bewertungskompetenzen der Anbieter.
  3. Talent-Ökosysteme aufbauen: Externe Partner werden in die langfristige Personalplanung integriert, anstatt als Feuerwehr für Engpässe zu dienen.

Unternehmen mit ausgereiften Strategien berichten bereits von kürzeren Besetzungszeiten für Nischenrollen – trotz des angespannten Gesamtmarkts.

Die wachsende Qualitätslücke: Externe als Innovationstreiber

Der strategische Kurswechsel ist keine reine Reaktion auf Gesetze. Er antwortet auf eine sich vertiefende qualitative Skill-Lücke. Der Bitkom-Report unterstreicht: Es fehlt nicht nur an IT-Leuten, sondern an Leuten mit den richtigen, modernen Skills.

Der Talentstau verschärft dieses Problem, indem er Mitarbeiter mit veralteten Kenntnissen in ihren Positionen festhält. Immer häufiger sehen Unternehmen in externen Kräften daher nicht nur Kapazität, sondern auch Innovationstransfer. Freiberufler und Zeitarbeitskräfte werden zum primären Kanal, um neue Technologien wie agentische KI oder fortschrittliche Cybersicherheitsprotokolle in ansonsten starre Organisationen zu bringen.

Damit steigt die Rolle des IT-Personalmanagers von einer Einkaufsfunktion zum strategischen HR-Partner auf. Die Fähigkeit, ein Netzwerk aus Freelancern, Dienstleistern und Zeitarbeitsfirmen zu orchestrieren, wird genauso kritisch wie die Bindung interner Talente.

Ausblick 2026: Was im ersten Quartal auf Unternehmen zukommt

Das erste Quartal 2026 wird zur Bewährungsprobe für die neuen Strategien. Personalabteilungen sollten sich auf folgende Entwicklungen einstellen:

  • Anlaufschwierigkeiten: Verzögerungen in den neuen Einwanderungswegen, während Behörden und Agenturen sich auf die Gesetze einstellen.
  • Kostendruck: Steigende Tagessätze für hochspezialisierte IT-Contractors, da der Talentstau das Angebot aktiver Jobsuchender begrenzt.
  • Anbieter-Konsolidierung: Viele Unternehmen werden ihre bevorzugten Lieferantenlisten bereinigen und Verträge mit kleineren Agenturen kündigen, denen die Ressourcen für die neue Compliance-Landschaft fehlen.

Die Botschaft für die IT-Personalplanung 2026 ist eindeutig: Die Stammbelegschaft sorgt für Stabilität, das externe Netzwerk für Agilität und Innovation. Dieses Netzwerk strategisch zu managen, ist keine Option mehr, sondern eine Überlebensfrage.

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