Inflationsrate

Inflationsrate bei 4,1 Prozent: Österreichs Wirtschaft taumelt

05.12.2025 - 05:21:12

Wien – Die österreichische Wirtschaft kommt nicht aus der Krise. Während die Inflation im November bei 4,1 Prozent verharrt, klettert die Arbeitslosigkeit auf 7,5 Prozent. Die Hoffnung auf Entspannung zum Jahresende? Zerschlagen.

Die heute veröffentlichten Konjunkturdaten sprechen eine klare Sprache: Österreich bleibt ein Inflations-Hotspot inmitten Europas. Was als Phase der Stabilisierung prognostiziert war, entpuppt sich als hartnäckige Stagnation mit schmerzhaften Folgen für Haushalte und Unternehmen.

Besonders alarmierend ist der Vergleich zur Eurozone. Während sich die Teuerung im europäischen Durchschnitt längst der 2-Prozent-Marke angenähert hat, bleibt Österreich bei doppelt so hohen Werten hängen. Gleichzeitig spürt der Arbeitsmarkt die Folgen der nunmehr fast zwei Jahre andauernden Konjunkturschwäche deutlich.

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Die Schnellschätzung der Statistik Austria schlug bei Experten ein wie eine Bombe. Die Inflationsrate verharrt bei 4,1 Prozent – fast doppelt so hoch wie im Eurozone-Durchschnitt von 2,2 Prozent.

„Die größte Preisdynamik sehen wir weiterhin bei der Energie und im Dienstleistungssektor”, erklärt Statistik-Austria-Generaldirektorin Manuela Lenk. Energie verteuerte sich im November um satte 10,9 Prozent im Jahresvergleich. Der Hauptgrund: Das Auslaufen staatlicher Stützungsmaßnahmen wie der Strompreisbremse.

Der Dienstleistungssektor verzeichnete einen Preiszuwachs von 4,5 Prozent. Hier schlagen die Lohnabschlüsse der vergangenen Runden voll durch. Die Kerninflation – ohne die volatilen Komponenten Energie und Lebensmittel – liegt stabil bei 3,4 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass sich die Inflation in der Breite der Wirtschaft festgesetzt hat.

Die Folge: Der Wocheneinkauf und der Wirtshausbesuch werden weiterhin spürbar teurer. Die reale Kaufkraft bleibt trotz Lohnerhöhungen unter Druck.

Arbeitsmarkt: 400.000 ohne reguläre Beschäftigung

Parallel zur Inflation präsentierte das Arbeitsmarktservice (AMS) seine November-Bilanz. Die Arbeitslosenquote ist auf 7,5 Prozent gestiegen – ein Plus von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.

Ende November waren 320.351 Personen beim AMS arbeitslos vorgemerkt. Inklusive Schulungsteilnehmer sind fast 400.000 Menschen ohne reguläre Beschäftigung. „Wir sehen, dass die langanhaltende Konjunkturflaute nun voll auf den Arbeitsmarkt durchschlägt”, kommentiert AMS-Vorstand Johannes Kopf.

Besonders betroffen sind konjunktursensible Branchen wie Bau und Industrie. Ein besorgniserregender Trend: Die Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt wieder an. Über 95.000 Personen sind länger als ein Jahr ohne Job – ein Plus von über 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Regional zeigen sich deutliche Unterschiede. Während westliche Bundesländer noch relativ stabile Märkte aufweisen, ist der Anstieg in Wien und den östlichen Industriezentren überdurchschnittlich hoch.

Konjunkturmotor stottert weiter

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreichs kommt kaum vom Fleck. Nach einer leichten Rezession im Vorjahr deutet alles auf ein Jahr der Stagnation hin. Das im dritten Quartal verzeichnete “leichte Wachstum” ist zu schwach, um eine Trendwende am Arbeitsmarkt einzuleiten.

Forschungsinstitute wie WIFO und IHS mussten ihre Prognosen im Jahresverlauf mehrfach nach unten korrigieren. Die Hoffnung, dass sinkende EZB-Zinsen die Investitionstätigkeit rasch wiederbeleben würden, hat sich nur bedingt erfüllt.

Die Bauwirtschaft leidet weiterhin unter hohen Finanzierungskosten. Die Industrie kämpft mit der schwächelnden Nachfrage aus Deutschland. Ein weiterer Belastungsfaktor: Durch die im internationalen Vergleich hohen Lohnstückkosten und Energiekosten verlieren heimische Exporteure an Boden.

Experten kritisieren Gießkannenprinzip

Die Veröffentlichung der Daten hat sofort politische Debatten ausgelöst. Experten der Agenda Austria kritisieren, dass die Politik zu lange auf das “Gießkannenprinzip” bei Förderungen gesetzt habe.

Ökonom Hanno Lorenz von der Agenda Austria: „Die Regierung verteilt Geld, als wären es Werbezettel, während echte Strukturreformen fehlen.” Die staatlichen Eingriffe im Energiebereich hätten zwar kurzfristig Erleichterung gebracht, durch Basiseffekte aber die Statistik belastet und die notwendige Marktanpassung verzögert.

Die Regierung verteidigt ihren Kurs und verweist auf die Kaufkraftsicherung. Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) betont, dass das Ziel weiterhin sei, die Inflation nachhaltig zu senken. Sie verweist auf kommende Reformen wie das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG).

Die Opposition lässt dies nicht gelten. Die FPÖ sieht in den hohen Energiepreisen und der CO2-Bepreisung die Hauptschuldigen und fordert sofortige Steuersenkungen.

Harte Lohnrunde im Frühjahr 2026?

Marktanalysten sehen die kommende Lohnrunde kritisch. Die Gewerkschaften werden angesichts von 4,1 Prozent Inflation Reallohnsicherung fordern. Die Arbeitgeberseite verweist auf sinkende Gewinne und steigende Arbeitslosigkeit. Dies könnte zu harten Verteilungskämpfen im Frühjahr führen.

Kurzfristig dürfte sich die Lage kaum entspannen. Der Winter führt saisonbedingt zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit, insbesondere in der Bauwirtschaft. Der Tourismus in den Westalpen könnte für eine gewisse Entlastung sorgen.

Ökonomen blicken jedoch vorsichtig optimistisch auf 2026. Ein wesentlicher Faktor ist der statistische Basiseffekt: Da die Preise Anfang 2025 stark gestiegen sind, könnte die Inflationsrate rein rechnerisch im Laufe des Jahres 2026 sinken. Experten gehen davon aus, dass ab Jänner die Inflation spürbar nachgeben könnte.

Für den Arbeitsmarkt wird die Erholung jedoch länger dauern. Da für 2026 nur ein moderates Wachstum von etwas über 1 Prozent prognostiziert wird, dürfte die Arbeitslosenquote vorerst auf dem aktuellen Niveau verharren. Für Österreichs Wirtschaftspolitik bedeutet dies: Der Spielraum für Verteilungsgeschenke ist aufgebraucht.

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