Hi Digital Fund: Europa investiert Millionen in Senioren-Digitaltraining
09.12.2025 - 22:42:12Irland und die USA starten zeitgleich Großoffensiven gegen digitale Seniorenausgrenzung – mit 540.000 Euro Startkapital und einem neuen Policy-Netzwerk. Die Botschaft ist klar: Ältere Menschen sind keine Technik-Verweigerer, sondern unterschätztes Wirtschaftspotenzial.
Während Künstliche Intelligenz die nächste digitale Revolution einläutet, droht eine ganze Generation abgehängt zu werden. Am Dienstag haben Initiativen diesseits und jenseits des Atlantiks nahezu zeitgleich Programme vorgestellt, die das verhindern sollen. Der Fokus: Nicht mehr nur Internetzugang schaffen, sondern echte digitale Selbstständigkeit ermöglichen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In Irland gelten lediglich 19 Prozent der über 65-Jährigen als digital kompetent – selbst der EU-Durchschnitt von 25 Prozent liegt erschreckend niedrig. Doch was bedeutet das konkret für eine Gesellschaft, die zunehmend digitale Behördengänge voraussetzt und deren Gesundheitssystem auf Telemedizin setzt?
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Die Antwort kommt aus Kerry, einer ländlichen Region im Südwesten Irlands. Dort startet mit “Tech & Tea” ein Programm, das Generationen zusammenbringt: Teenager aus Übergangsklassen treffen sich zum Einzelunterricht mit älteren Menschen – bei Tee und Tablet.
Das Konzept dahinter ist clever. Statt steriler Computerkurse in Seminarräumen setzt der Kerry Community Youth Service auf persönliche Mentorschaft. “Wir ermächtigen junge Menschen, Älteren die digitalen Fähigkeiten zu vermitteln, die sie brauchen, um in Kontakt zu bleiben und Dienstleistungen zu nutzen”, erklärt Jennifer McHugh, Jugendkoordinatorin der Organisation.
Finanziert wird das Ganze aus dem neu aufgelegten Hi Digital Fund, einem 540.000-Euro-Topf der Vodafone-Stiftung und Rethink Ireland. Fünf gemeinnützige Organisationen erhielten am Dienstag Zuschläge für unterschiedliche Ansätze – von städtischen Nachbarschaftszentren bis zu spezialisierten Angeboten für Landwirte.
Wenn die Farming-App zur Hürde wird
Gerade auf dem Land zeigt sich die doppelte Belastung älterer Menschen besonders deutlich. Die Roscommon Leader Partnership, eine weitere geförderte Organisation, konzentriert sich gezielt auf ländliche und landwirtschaftliche Gemeinden. Ihr Projekt “Click and Connect” vermittelt nicht nur allgemeine Internetkompetenz, sondern auch den Umgang mit Agrar-Apps und digitalen Behördendiensten.
Kein Wunder: Während in Städten oft wenigstens die Infrastruktur steht, kämpfen Senioren in abgelegenen Regionen mit schwankendem Mobilfunkempfang und fehlenden Glasfaseranschlüssen. Selbst die beste Schulung verpufft, wenn die Verbindung ständig abbricht.
USA setzen auf politischen Druck statt Wohltätigkeit
Einen anderen Weg beschreiten die Vereinigten Staaten. Während Irland auf Philanthropie und öffentlich-private Partnerschaften setzt, hat dort ein neues Advocacy-Netzwerk die Arbeit aufgenommen: das Connectivity Policy Corps.
Die Koalition aus Public Knowledge und der National Digital Inclusion Alliance will lokale Digital-Experten direkt in die nationale Politikgestaltung einbinden. 18 ausgewählte Befürworter aus 14 Bundesstaaten – von Alaska bis New Mexico – sollen künftig Kongressmitarbeiter und Bundesbehörden beraten.
“Wir stehen am Beginn der nächsten digitalen Revolution durch Künstliche Intelligenz”, betont Chris Lewis, Chef von Public Knowledge. “Der Bedarf an bezahlbarem und inklusivem Breitbandzugang war noch nie größer.”
Die Stoßrichtung ist klar: Ohne strukturelle politische Reformen – etwa garantiert bezahlbare Tarife und Verbraucherschutz – bleiben Förderprogramme Stückwerk. Das Corps soll sicherstellen, dass Politik nicht in Elfenbeintürmen entsteht, sondern die Realität unverbundener Gemeinschaften widerspiegelt.
Mythos widerlegt: Senioren können Technik – wenn man sie lässt
Zeitgleich räumt die Forschung mit hartnäckigen Vorurteilen auf. In einem Podcast der Brookings Institution vom Montag kritisierte die Autorin Eszter Hargittai die Tech-Branche scharf: “Finanziell ergibt es absolut Sinn für Technologieunternehmen, sich dafür zu interessieren, was ältere Menschen über ihre Produkte denken.”
Ihr Argument: Senioren verfügen über erhebliche Kaufkraft, werden aber im Designprozess systematisch übersehen. Neue Daten stützen diese These. Entgegen gängiger Klischees nutzen immer mehr über 65-Jährige komplexe digitale Finanztools – von Mobile Banking bis zu Investment-Apps.
Das Problem liegt woanders: Vertrauen. Sorgen vor Hacking und Schadsoftware halten viele davon ab, vollständig auf digitale Dienste umzusteigen. Hier zeigt sich, dass technische Kompetenz allein nicht ausreicht – es braucht auch sichere, transparente Systeme.
Intergenerationelles Lernen als Gegenmittel zur Isolation
Was macht Programme wie “Tech & Tea” so erfolgreich? Sie bekämpfen gleich zwei Probleme auf einmal. Zum einen vermitteln sie praktische Fähigkeiten in entspannter Atmosphäre, weit entfernt von einschüchternden Klassenzimmern. Zum anderen wirken sie sozialer Isolation entgegen – einem häufigen Begleiter digitaler Ausgrenzung.
Der Peer-to-Peer-Ansatz nutzt die Selbstverständlichkeit, mit der Jugendliche digitale Werkzeuge beherrschen, um “digitalen Einwanderern” den Einstieg zu erleichtern. Studien zeigen: Diese Methode baut Hemmschwellen schneller ab als klassischer Frontalunterricht.
Was 2026 bringen wird: KI als Chance und Risiko
Die angekündigten Programme sind erst der Anfang. Mit Blick auf das kommende Jahr zeichnet sich ab, dass Künstliche Intelligenz das nächste große Schlachtfeld wird.
AgeTech-Lösungen – speziell für Senioren entwickelte KI-Anwendungen – stehen vor dem Durchbruch. Sprachgesteuerte Banking-Systeme, vorausschauende Gesundheitsüberwachung und vereinfachte Benutzeroberflächen könnten älteren Menschen den Alltag erheblich erleichtern.
Doch es droht eine neue Spaltung. Während technikaffine Senioren von diesen Tools profitieren, könnten diejenigen ohne digitale Grundbildung noch stärker abgehängt werden. Regulierungsbehörden werden sich zudem mit Datenschutzfragen auseinandersetzen müssen: Wie schützt man besonders verletzliche Nutzergruppen vor Missbrauch ihrer Gesundheitsdaten?
Globaler Trend: Von Jakarta bis Berlin
Irland und die USA stehen nicht allein da. Auch in Indonesien entstehen derzeit “Senioren-Schulen” mit eigenen Digitalisierungs-Direktoraten. Diese Woche wurden entsprechende Pläne aus Jakarta bekannt.
Die Botschaft ist global: Digitale Kompetenz gilt zunehmend als Grundvoraussetzung für aktives Altern und wird zur Säule der Gesundheitspolitik. Die sogenannte “Silver Economy” – die wirtschaftliche Macht alternder Gesellschaften – rückt ins Zentrum unternehmerischer und politischer Überlegungen.
Bleibt die Frage, ob die Tech-Industrie rechtzeitig umdenkt. Standardisierte Barrierefreiheit und “Design für alle” könnten schon bald nicht mehr philosophisches Wunschdenken sein, sondern harte Marktanforderung. Die demografische Entwicklung lässt keine andere Wahl.
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