Google stoppt Betrugsanrufe: KI greift bei Telefonaten ein

Google rüstet Android mit einer KI-Wachhund-Funktion aus, die Nutzer vor Telefonbetrug schützt. Die neue Technologie unterbricht verdächtige Anrufe automatisch – unterstützt von Banken-Schwergewichten wie JPMorgan Chase.

Die neue “Scam Detection” markiert einen Paradigmenwechsel in der Smartphone-Sicherheit. Statt nur bekannte Spam-Nummern zu blockieren, analysiert die Funktion in Echtzeit, was während eines Telefonats auf dem Gerät passiert. Wird es gefährlich, greift die KI ein.

Die Technologie schlägt Alarm, wenn drei Faktoren zusammentreffen: Ein Anruf läuft mit unbekannter Nummer, die Bildschirmfreigabe ist aktiv und der Nutzer öffnet eine Banking-App. In diesem Moment unterbricht Android das Gespräch und zeigt eine Warnung an.

Das System pausiert die Interaktion für 30 Sekunden. Diese Zwangspause soll den psychologischen Druck brechen, mit dem Betrüger ihre Opfer unter Zeitdruck setzen. “Überweisen Sie sofort, sonst sperren wir Ihr Konto” – solche Drohungen laufen ins Leere, wenn das Smartphone die Notbremse zieht.

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Datenschutz bleibt gewahrt: Die Analyse läuft komplett auf dem Gerät durch Googles KI-Modell Gemini Nano. Audiodaten verlassen das Smartphone nicht.

JPMorgan und Cash App steigen ein

Google setzt bei der Umsetzung auf prominente Partner. Nach einem erfolgreichen Pilotprogramm in Großbritannien sind nun JPMorgan Chase und der Zahlungsdienst Cash App offiziell dabei. Die Banken liefern Expertise, welche Verhaltensmuster auf Betrug hindeuten.

Dave Kleidermacher, Vice President of Engineering für Android Security, betont die Bedeutung dieser Kooperation: Die Finanzinstitute helfen dabei, die Algorithmen zu trainieren und Fehlalarme zu minimieren.

“Circle to Search” entlarvt Phishing-SMS

Parallel erhält die beliebte Suchfunktion “Circle to Search” ein Sicherheits-Upgrade. Nutzer können jetzt verdächtige Nachrichten einkreisen – SMS, E-Mails oder Bilder auf dem Bildschirm.

Die KI analysiert den markierten Inhalt auf typische Betrugsmerkmäer:

• Phishing-Links aus bekannten Datenbanken
• Formulierungen, die auf Spam hinweisen
• Visuelle Fälschungen bei Bildern oder Screenshots

Das System liefert sofort eine Warnung: “Dies ist wahrscheinlich ein Betrug” – inklusive Erklärung, warum die Nachricht verdächtig ist. Anders als die Anrufüberwachung greift diese Funktion auf Web-Datenbanken zu, um aktuelle Betrugswellen zu erkennen.

Stalkerware im Visier: Play Protect wird aggressiver

Die dritte Neuerung betrifft Google Play Protect. Die “Live Threat Detection” überwacht Apps, die sich nach der Installation unauffällig verhalten, dann aber heimlich Daten abgreifen.

Besonders Stalkerware steht im Fokus – Spionage-Apps, die Standorte tracken oder Nachrichten mitlesen. Die Technologie nutzt den Private Compute Core, um App-Verhalten lokal zu analysieren, ohne Daten an Google zu senden.

Versucht eine App, unbemerkt auf Mikrofon oder Kamera zuzugreifen, wird sie sofort isoliert und der Nutzer gewarnt.

Wann kommt der Schutz nach Deutschland?

Die Funktionen sind Teil des Dezember-Feature-Drops 2025 und der Android 16 QPR2 Beta. Während “Circle to Search” bereits auf Pixel- und Samsung-Geräten verfügbar ist, läuft die Anruf-Schutzfunktion erst in den USA im Pilotbetrieb.

Eine Ausweitung auf Europa wird für 2026 erwartet. Mit dem finalen Release von Android 16 dürften die Technologien dann zum Standard für alle zertifizierten Android-Smartphones werden.

Der strategische Vorteil: Google adressiert mit der KI-gestützten Verhaltensanalyse das schwächste Glied der Sicherheitskette – den Menschen. Während technische Firewalls versagen, wenn Nutzer manipuliert werden, greift die neue Generation von Schutzfunktionen genau in diesem Moment ein.

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