Google Disco: KI verwandelt Browser-Tabs in Apps
24.12.2025 - 17:22:12Googles experimenteller Browser Disco nutzt Gemini 3, um statische Seiten in maßgeschneiderte Anwendungen umzuwandeln und stellt damit eine neue Vision für das Web dar.
Google stellt mit Disco eine experimentelle Browser-Technologie vor, die statische Webseiten in dynamische Anwendungen umwandelt. Angetrieben von der neuen KI Gemini 3, ist dies der bisher ambitionierteste Vorstoß des Konzerns im Wettrennen um den intelligenten Browser.
Das Projekt, das in dieser Woche durch erweiterte Testzugänge und neue Details in den Fokus der Tech-Branche rückt, könnte die Art, wie wir das Internet nutzen, grundlegend verändern. Es geht nicht mehr ums bloße Anzeigen von Seiten, sondern um deren aktive Neuzusammensetzung durch künstliche Intelligenz.
GenTabs: Das Ende des passiven Browser-Tabs?
Das Herzstück von Disco heißt GenTabs (Generative Tabs). Diese Funktion nutzt KI, um Informationen aus mehreren geöffneten Quellen zu einer einzigen, maßgeschneiderten Web-Applikation zu synthetisieren.
Anschließend generiert es eine individuelle Oberfläche zur Aufgabenerledigung.
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Laut Google Labs analysiert das Tool den Browser-Kontext – also offene Tabs, Suchverlauf und Chat-Eingaben – um die Absicht des Nutzers zu verstehen. Anschließend generiert es eine individuelle Oberfläche zur Aufgabenerledigung.
Ein Beispiel: Ein Nutzer plant eine Reise und hat zehn Tabs mit Flugplänen, Hotelbewertungen, Wettervorhersagen und Karten geöffnet. Statt zwischen ihnen hin- und herzuschalten, kann er Disco bitten, einen „Reiseplaner“ zu erstellen. GenTabs generiert dann sekundenschnell ein einheitliches Dashboard mit konsolidierter Route, Preisvergleich und einer Karte mit allen wichtigen Orten – ganz ohne Programmierkenntnisse.
„Unser Ziel ist der Übergang vom Abrufen von Informationen zum Verstehen und Handeln“, so ein Google-Sprecher bei der Vorstellung Mitte Dezember. „Wir testen, was passiert, wenn der Browser ein intelligenter Partner wird und nicht nur ein Fenster.“
Gemini 3: Die treibende Kraft im Hintergrund
Die Engine hinter Disco ist Gemini 3, Googles KI-Modell der nächsten Generation. Es zeichnet sich durch verbesserte „agentische“ Fähigkeiten aus, die es ihm erlauben, über mehrere Datenströme hinweg zu „denken“ und komplexe Arbeitsabläufe auszuführen.
Technische Analysten betonen, dass erst Gemini 3s Fähigkeit, den Kontext über lange Sitzungen hinweg zu behalten, GenTabs ermöglicht. Das Modell versteht die Funktion von Web-Elementen – es unterscheidet zwischen einem „Jetzt buchen“-Button und einem Kontaktformular – und baut sie in die generierte App ein.
Dieser von ersten Testern so genannte „Vibe Coding“-Ansatz ermöglicht es technisch nicht versierten Nutzern, software-ähnliche Hilfsmittel einfach durch eine Beschreibung ihrer Bedürfnisse zu erstellen.
Der KI-Browser-Krieg eskaliert
Disco erscheint zu einem kritischen Zeitpunkt. Der lange stagnierende Browsermarkt ist plötzlich ein Schlachtfeld. OpenAI kürzlich seinen Atlas-Browser vor, der ChatGPT tief in die Navigation integriert. Perplexitys Comet-Browser konzentriert sich hingegen auf Suchanfragen-Antworten.
Beobachter deuten Disco als Googles strategischen Gegenangriff. Während Atlas und Comet Inhalte neben dem Web zusammenfassen, versucht Disco, das Web selbst neu zu mischen.
„Google nutzt seine Dominanz mit der Chromium-Engine, um etwas Eigenständiges zu versuchen“, sagt Sarah Jenkins, Senior Analystin bei TechForward. „Atlas ist wie ein smarter Beifahrer. Disco baut das ganze Auto um. Das ist die riskantere, experimentellere Wette.“
Doppelstrategie: Chrome erhält praktische Updates
Während Disco die Zukunft erkundet, verbessert Google auch die Gegenwart. Erst am Dienstag, den 23. Dezember, rollte das Unternehmen ein Paket praktischer Updates für den Standard-Chrome-Browser aus:
* Tab-Gruppen für iOS: Die beliebte Desktop-Funktion kommt endlich auf iPhone und iPad.
* Geräteübergreifende Synchronisation: Verbesserte „Tab-Vorschläge“ bieten proaktiv Seiten an, die auf anderen Geräten offen waren.
* Performance-Optimierungen: Neue Speicherspar-Protokolle für medienlastige Seiten.
Diese Doppelstrategie – die Stabilität von Chrome für Milliarden Nutzer zu wahren, während radikale Ideen wie Disco in einer separaten „Sandbox“ getestet werden – erlaubt es Google, zu innovieren, ohne seine massive Nutzerbasis zu verprellen.
Verfügbarkeit und Ausblick
Stand 24. Dezember bleibt Google Disco ein Experiment, das strikt über eine Warteliste bei Google Labs zugänglich ist. Der erste Zugang ist auf macOS-Nutzer in den USA beschränkt, eine Ausweitung auf Windows und andere Regionen wird für Anfang 2026 erwartet.
Das Unternehmen betont, dass Disco ein „Forschungsvehikel“ und kein direkter Chrome-Ersatz sei. Sollte sich GenTabs jedoch bewähren, ist es wahrscheinlich, dass Funktionen in den Hauptbrowser einfließen. Das könnte das Standard-Web-Erlebnis zum ersten Mal seit Jahrzehnten neu definieren. Die Warteliste wächst derweil stetig – getrieben von der Hoffnung, dass chaotische Tab-Sammlungen endlich gezähmt werden können.
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