EY-Studie, Pflege

EY-Studie: 70 Prozent wollen smarte Pflege

05.12.2025 - 21:51:12

Der Pflegesektor steht vor einem fundamentalen Wandel. Innerhalb einer einzigen Woche haben Daten von Ernst & Young, eine 305-Millionen-Dollar-Investition durch Morgan Stanley und neue Medicare-Regularien deutlich gemacht: Die Branche befindet sich mitten in einer technologischen Revolution. Während die ersten Babyboomer das 80. Lebensjahr erreichen, entscheidet sich jetzt, wer den demografischen Tsunami meistern wird.

Die Zahlen sind eindeutig. 70 Prozent der britischen Verbraucher sind bereit, Smart-Home-Lösungen mit Gesundheitssensoren zu nutzen – und das obwohl 64 Prozent das aktuelle Pflegesystem als “mittelmäßig oder schlecht” bewerten. Was bedeutet das für Betreiber? Technologie ist längst kein Nice-to-have mehr, sondern Grundvoraussetzung.

Die am 4. Dezember veröffentlichte EY Consumer Health Study hat über 4.500 Verbraucher befragt, darunter eine signifikante Gruppe von Menschen über 50 Jahren. Die Ergebnisse dürften manchem Pflegeheim-Betreiber den Schweiß auf die Stirn treiben: 59 Prozent der älteren Erwachsenen würden “mit mittlerer bis hoher Wahrscheinlichkeit” digitale Tools nutzen, um Gesundheitsdaten wie Blutdruckwerte mit ihrem Pflegeteam zu teilen.

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Noch bemerkenswerter: 44 Prozent zeigen sich offen für KI-gestützte Technologien, die Gesundheitsrisiken vorhersagen können. Diese Zahlen markieren einen kulturellen Wendepunkt. Die historische Barriere – mangelnde Akzeptanz bei Senioren – bröckelt zusehends.

“Verbraucher wollen mehr als traditionelle Pflege. Sie wollen technologiegestützte Lösungen, die ihnen helfen, unabhängig, vernetzt und sicher zu Hause zu bleiben”, heißt es in der Studie. Für Betreiber bedeutet das: Wer nicht investiert, verliert Anschluss.

Morgan Stanley setzt auf Premium-Pflege

Dass institutionelle Investoren das Wachstumspotenzial erkannt haben, zeigt die Akquisition von Morgan Stanley Real Estate Investing (MSREI). Am 3. Dezember gab das Unternehmen bekannt, ein Portfolio von MorningStar Senior Living für umgerechnet rund 290 Millionen Euro erworben zu haben. Die drei Einrichtungen nahe Denver umfassen 463 Wohneinheiten.

“Da die ersten Babyboomer jetzt 80 werden, steigt die Nachfrage nach Seniorenwohnungen rapide”, erklärte Will Milam, Leiter der US-Investitionen bei MSREI. Für den Digital-Health-Sektor ist solch ein Kapitalzufluss essentiell. Moderne Pflegeeinrichtungen werden heute nicht mehr nur nach Quadratmetern bewertet, sondern nach ihrer betrieblichen Effizienz und Fähigkeit, komplexe Pflegeplattformen zu integrieren.

Die Botschaft ist klar: Top-Betreiber, die auf Tech-Integration setzen, können das Kapital anziehen, das für Skalierung nötig ist.

Medicare-Kürzungen verschärfen Digitalisierungsdruck

Weniger erfreulich, aber ebenso aussagekräftig: Die Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) haben am 1. Dezember ihre finale Regelung für 2026 veröffentlicht. Häusliche Pflegedienste müssen mit einer Kürzung der Medicare-Zahlungen um 1,3 Prozent rechnen – deutlich weniger als die ursprünglich geplanten 9 Prozent, aber dennoch eine Herausforderung.

Die Regelung umfasst eine permanente Kürzung um 1,023 Prozent sowie eine temporäre Reduktion um 3 Prozent. Bei schrumpfenden Margen werden Anbieter massiv auf digitale Tools setzen müssen, um das Home Health Quality Reporting Program (QRP) effizient zu managen.

Elektronische Patientenakten und Fernüberwachungsplattformen, die Compliance automatisieren und Abrechnungseffizienz maximieren, dürften 2026 zum Standard werden. Wer hier nicht investiert, riskiert rote Zahlen.

Zwischen Verbraucherdruck und Regulatorik

Die Ereignisse der letzten Woche zeigen eine Art Zangenbewegung: Von der einen Seite fordern Verbraucher smarte, vernetzte Wohnumgebungen, die Unabhängigkeit ermöglichen. Von der anderen Seite zwingen Regulierung und wirtschaftlicher Druck Betreiber zur Technologieadoption – schlicht um zu überleben.

Branchenanalysten sprechen von einer “Reifephase, in der Technologie die Brücke zwischen Personalmangel und steigender Pflegekomplexität bildet”. Die Bereitschaft von Senioren, persönliche Gesundheitsdaten zu teilen, beseitigt eine der größten historischen Hürden für Remote Patient Monitoring.

Gleichzeitig belohnen Kapitalmärkte jene Betreiber, die sich für den demografischen Ansturm positioniert haben. Können traditionelle Pflegeheime mithalten?

Ausblick: KI und Vorhersagemodelle als Standard

Anfang 2026 dürfte die Integration von Consumer-Smart-Home-Technologie in professionelle Pflegeangebote rasant voranschreiten. Mit 44 Prozent der Senioren, die KI-gestützte Gesundheitsanalysen akzeptieren, werden Betreiber von Pilotprojekten zu vollständigen Implementierungen prädiktiver Analyseplattformen übergehen.

Die finalisierte CMS-Regelung wird im ersten Quartal 2026 Budgetüberprüfungen bei häuslichen Pflegediensten auslösen. Erwarten lässt sich eine Erhöhung der Softwareausgaben für Optimierung von Planung und Kodierung, um die Umsatzeinbußen von 1,3 Prozent auszugleichen.

Während die “Silver Tsunami” die kritische Altersgruppe 80-plus erreicht, wird die Kluft zwischen technologiegetriebenen Betreibern und traditionellen Modellen immer größer. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Umstellung erfolgt – und wer dabei auf der Strecke bleibt.

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