Digitale, Kluft

Digitale Kluft: 90 Prozent der Jüngeren online, die Ältesten abgehängt

04.12.2025 - 19:59:12

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine intensive Debatte über digitale Teilhabe ausgelöst. Während Banken und Behörden ihre „Digital-First”-Strategien beschleunigen, warnen Interessenverbände: Barrierefreiheit ist kein Feature, sondern ein Grundrecht.

Die Entwicklungen der vergangenen Tage zeichnen ein zwiespältiges Bild. Die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen hat Rekordwerte bei der Internetnutzung erreicht – fast 90 Prozent sind online. Doch für die „Hochbetagten” über 85 bleibt der digitale Alltag eine massive Hürde. Hinzu kommt: Die rasante Schließung von Bankfilialen verschärft das Problem zusätzlich.

Die österreichische Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec nutzte den Wochenauftakt für einen deutlichen Appell. Anlässlich der a·g·e Awards 2025 betonte sie: „Digitalisierung ist top, aber ohne analoge Alternative ein Flop.” Die Forderung richtet sich vor allem gegen Banken, die Landfilalen schließen, und gegen rein digitale Behördendienste wie die ID Austria.

Ein Leuchtturm-Projekt ist die Plattform „Wir BestAger”, die bei den a·g·e Awards ausgezeichnet wurde. Sie verbindet die Generation 50+ durch einen kuratierten Online-Marktplatz und Community-Hub – Senioren werden hier zu aktiven Akteuren der digitalen Wirtschaft statt zu passiven Konsumenten.

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Doch die Wachsamkeit bleibt: Für die 25 Prozent der über 80-Jährigen, die offline sind, wirken „Digital-Only”-Angebote wie ein Ausschlussmechanismus. Der Seniorenbund fordert deshalb verbindliche analoge Zugangswege für essenzielle Dienstleistungen.

Deutschland: Barrierefreiheitsgesetz in der Praxis

Sechs Monate nach dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) im Juni zieht die Finanzbranche erste Bilanz. Die Finanz Informatik, IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe, erklärte am 3. Dezember unmissverständlich: „Inklusion ist kein Extra – sie ist unsere Grundlage.”

Barrierefreie Banking-Apps sind jetzt Pflicht, nicht Kür. Parallel dazu führen die Sparkassen im Dezember verstärkte Sicherheitsmaßnahmen ein – neue Verschlüsselungen, Zwei-Faktor-Authentifizierung. Die Balance zwischen Schutz und Bedienbarkeit wird zur Gratwanderung: Verbraucherschützer warnen, dass komplexere Prozesse ohne robuste Schulungsangebote ältere Kunden ausschließen könnten.

Währenddessen erweitert die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) ihr Engagement auf Künstliche Intelligenz. Sie unterzeichnete den „Code of Conduct für demokratische KI”, der fordert: KI-Systeme in Behörden und Gesundheitswesen müssen diskriminierungsfrei und transparent sein. Besonders relevant wird das beim ferngesteuerten Fahren, das seit 1. Dezember auf deutschen Straßen getestet wird – eine Chance für immobile Senioren, sofern die Technik barrierefrei bleibt.

Schweiz: Die „85+-Lücke” bleibt hartnäckig

Die Pro Senectute-Studie „Digital Seniors 2025″ liefert die Zahlen hinter der Debatte. Während bei den „jüngeren Alten” (65-74) die Internetnutzung nahezu gesättigt ist, klafft bei den über 85-Jährigen eine dramatische Lücke. Physische Einschränkungen und kognitive Hürden machen Standard-Tablets und Banking-Apps oft unbenutzbar.

Gegenmaßnahmen wie „Digital Coaches” und lokale „Computerias” (Senioren-Computer-Clubs) intensivieren ihre Arbeit für die Wintersaison. Ein historischer Umbruch: Erstmals nennen mehr Senioren digitale Geräte als Hauptnachrichtenquelle – vor TV oder Radio. Für öffentliche Rundfunkanstalten und Notfalldienste ein Weckruf zur sofortigen Anpassung.

Banking-Sicherheit: Der Mensch bleibt entscheidend

Während die Hardware dank BFSG barriereärmer wird, steigt die Prozesskomplexität durch Betrugsschutz. Regionale Banken experimentieren daher mit „hybriden Beratungsmodellen”: KI-Agenten übernehmen Routineanfragen, menschliche Berater kümmern sich um komplexe Einrichtungen.

Ein Ausblick auf 2026 zeigt: „Agentic Commerce” könnte ein Gamechanger werden. Statt durch Menüs zu navigieren, könnte ein Senior einfach sagen: „Bezahle die Stromrechnung” – die KI erledigt den Rest im Hintergrund. Doch das größte Hindernis bleibt das Vertrauen.

Ausblick: Drei Entwicklungen für 2026

Für Anfang 2026 zeichnen sich drei Trends ab:

Gesetzliche „Offline-Sicherheitsnetze”: Druck von Verbänden wie dem Seniorenbund dürfte zu Gesetzen führen, die analoge Zugänge zu essenziellen Diensten garantieren.

KI-gestützte Barrierefreiheit: Integration von Sprachmodellen in Banking-Apps, die Fachjargon in verständliche Sprache übersetzen.

Einheitliche digitale IDs: Beim Rollout von BundID (Deutschland) und ID Austria werden „Hardware-Token” für Nutzer ohne Smartphone zur Standardforderung.

„Das Ziel ist nicht nur, Senioren online zu bringen”, so ein BAGSO-Sprecher kürzlich. „Das Ziel ist, dass die digitale Welt sie mit Würde und Sicherheit empfängt.”

Die regulatorische Compliance wandelt sich zur Nutzererfahrung – doch der Weg ist noch weit.

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