DGUV verschärft Winter-Richtlinien nach Unfallserie
28.11.2025 - 00:50:12Ein Sturz im Hamburger Hafen, ein Seilriss bei Kranarbeiten und plötzlich ist die winterliche Gefahr greifbar. Exakt am Tag des Hamburger Unfalls veröffentlichte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung am Dienstag ihre neue “Eis und Glätte”-Richtlinie – Zufall oder überfälliges Warnsignal?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ausrutschen auf vereisten Wegen führt die Statistik der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in den Wintermonaten an. Doch die aktuelle Woche zeigt, dass die Risiken weit über glatte Gehwege hinausgehen. Kranführer, die zugefrorene Leitern erklimmen, Stahlseile, die bei Minusgraden spröde werden, und Blendung durch tiefstehende Sonne beim kritischen Lastenhub – der November 2025 wird zur Bewährungsprobe für Arbeitssicherheit.
Am Dienstag, dem 25. November, rückten Rettungskräfte zu einem Baustellengelände nahe der Hafenbahn aus. Ein Arbeiter war mehrere Meter von einem Gerüst gestürzt und erlitt schwere Verletzungen. Während die Polizei noch ermittelt, steht bereits fest: Der Vorfall ereignete sich exakt am Tag der DGUV-Warnung.
“Stürze aus der Höhe sind statistisch die gefährlichste Unfallkategorie”, erklärte ein Sicherheitsanalyst gegenüber den Medien. Ob Gerüst in Hamburg oder Turmdrehkran in München – die Prinzipien des Absturzsicherung seien gerade bei Novemberwetter nicht verhandelbar. Geländer, Gurte und rutschfeste Oberflächen müssten Standard sein, nicht Ausnahme.
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Die zeitliche Koinzidenz wirft Fragen auf: Hat die Branche die Winterrisiken unterschätzt? Die DGUV jedenfalls sieht akuten Handlungsbedarf.
Neue Vorschriften: Was Kranführer jetzt beachten müssen
Die am Dienstag veröffentlichte Richtlinie “Sicher zur Arbeit bei Eis und Glätte” präzisiert bestehende Vorgaben der DGUV Vorschrift 52 (Krane) und der allgemeinen DGUV Vorschrift 1. Für Kranführer bedeutet das konkret:
Zugangswege-Check vor jedem Aufstieg: Leitern, Stege und Kabinenzugänge müssen eisfrei sein. Die DGUV warnt explizit vor der Kombination aus nassem Laub, Frost und “Black Ice” – jener unsichtbaren Eisschicht, die besonders tückisch ist.
Blendrisiko neu bewerten: Tiefstehende Sonne und Reflexionen auf nassen Flächen können Kranführer während kritischer Hubbewegungen blenden. Was im Sommer ein Randthema war, wird im Winter zum Sicherheitsfaktor.
Tägliche Bodenstabilitätsprüfung: Mobile Krane auf gefrorenem oder tauendem Untergrund erfordern eine neue Risikobewertung – und zwar täglich, nicht nur bei Aufstellung.
Die DGUV formuliert unmissverständlich: “Proaktive Risikobeurteilung, nicht nur reaktives Streuen.” Für Betriebe bedeutet das: Gefährdungsbeurteilungen müssen aktualisiert werden.
Seilriss-Warnung: Wenn Material bei Kälte versagt
Am Sonntag, dem 24. November, machte ein bizarrer Vorfall Schlagzeilen: Bei Kranarbeiten riss ein Stahlseil, eine schwere Last – ausgerechnet eine Baustellentoilette – stürzte aus 40 Metern auf eine Straße. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.
Deutsche Sicherheitsingenieure nutzen den Vorfall als Lehrstück: “Stahlseile und Hydraulikschläuche verhalten sich bei sinkenden Temperaturen anders”, erklärt ein Ausrüstungs-Fachmann. Thermische Schocks und dynamische Belastungen könnten kumulative Verschleißschäden verschärfen.
Die DGUV Vorschrift 52 verpflichtet Kranführer zur Sichtprüfung des Laufwerks und der Seile vor jeder Schicht. Der aktuelle Vorfall befeuert Forderungen nach verstärkter Kontrolle der “Ablegereife” von Drahtseilen – besonders jetzt, wo der Frost beginnt.
Könnte ein solcher Seilriss auch in Deutschland passieren? Die Antwort hängt davon ab, wie ernst Betriebe die Vorschriften nehmen.
VDI aktualisiert Standards: Zertifizierung im Umbruch
Parallel zu den Unfallmeldungen bewegt sich die technische Normung weiter. Am Mittwoch, dem 26. November, veröffentlichte der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Updates mehrerer Richtlinien, darunter VDI 4657 Blatt 3.
Für die Kranbranche relevanter ist der Übergang bei Sachverständigen-Zertifizierungen: Statt der bisherigen DGUV-zentrierten Modelle setzt die Industrie zunehmend auf ISO 17024-Zertifizierung. Das verschiebt die Verantwortung: Unternehmen müssen jetzt aktiv prüfen, ob die von ihnen beauftragten Kran-Prüfer tatsächlich qualifiziert sind.
In der Übergangsphase zum Winter 2025 eine zusätzliche Herausforderung – und ein weiterer Punkt auf der Checkliste der Sicherheitsbeauftragten.
Perfekter Sturm: Was Betriebe jetzt tun sollten
Die vergangenen 72 Stunden – DGUV-Warnung, Hamburger Unfall, Seilriss-Bericht – ergeben ein klares Bild: Der Winter 2025 wird zum Stresstest für die Arbeitssicherheit.
Sofortmaßnahmen für diese Woche:
– Safety Stand-downs noch heute Freitag: Baubesprechungen zur DGUV-Winterrichtlinie
– Gefährdungsbeurteilungen aktualisieren: Aktuelle Witterungsbedingungen müssen dokumentiert sein
– Zusätzliche Schichtvorbereitungszeit: Kranführer brauchen mehr Zeit zum Enteisen der Ausrüstung und zur Inspektion kaltgeschockter Stahlseile
Die Botschaft der DGUV und der Branchenexperten lässt sich nicht überhören: Vorschriften auf dem Papier schützen niemanden. Sicherheit entsteht dort, wo sie praktiziert wird – auf den vereisten Sprossen einer Kranleiter, beim morgendlichen Seilcheck, bei der ehrlichen Risikobeurteilung vor dem ersten Hub.
Werden die Unternehmen reagieren, bevor der nächste Unfall die Schlagzeilen bestimmt?
Dieser Artikel basiert auf offiziellen Meldungen und Nachrichten vom 24. bis 27. November 2025. Für rechtliche Compliance konsultieren Sie stets die aktuellen DGUV-Publikationen.
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