DGUV-Reform, Prüfstand

DGUV-Reform auf dem Prüfstand nach tödlichen Arbeitsunfällen

25.12.2025 - 23:22:12

Zwei tödliche Unfälle bei Wartungs- und Logistikarbeiten werfen Fragen zur Umsetzung der reformierten Sicherheitsvorschriften auf und zeigen Defizite in der Gefährdungsbeurteilung.

Zwei tödliche Arbeitsunfälle in den letzten Dezembertagen werfen ein düsteres Licht auf die Sicherheitskultur in deutschen Unternehmen. Die Vorfälle in Diez und Höxter stellen die praktische Umsetzung der erst 2025 reformierten DGUV Vorschrift 2 infrage – just zu einer Zeit, die eigentlich von Besinnung geprägt sein sollte.

Tragischer Jahresausklang: Zwei Tote binnen zwei Wochen

Die Notwendigkeit rigoroser Sicherheitsmaßnahmen bei Wartungs- und Logistikarbeiten wurde am vergangenen Dienstag auf brutale Weise demonstriert. In Diez im Rhein-Lahn-Kreis kam ein Mitarbeiter ums Leben, als er gegen 15:30 Uhr auf der August-Horch-Straße ein Fahrzeug auf einen Anhänger verlud. Trotz sofortiger Erster Hilfe starb der Mann noch an der Unfallstelle. Die Polizei ermittelt zur genauen Ursache.

Nur elf Tage zuvor, am 12. Dezember, stürzte ein 44-jähriger Dachdecker im Höxtarer Gewerbegebiet „Zur Lüre“ etwa sechs Meter durch eine Dachfläche. Der Mitarbeiter einer Dachdeckerfirma erlag am 17. Dezember seinen Verletzungen im Krankenhaus. Bereits am 4. Dezember hatte die Bundespolizei in München einen schweren Stromunfall in einer Bahn-Instandhaltungseinrichtung gemeldet.

Anzeige

Viele Betriebe unterschätzen Gefährdungsbeurteilungen – typische Fehler führen zu unzureichender Absicherung bei Wartungs- und Ladearbeiten. Ein kostenloser Leitfaden liefert praxisnahe Vorlagen, Checklisten und konkrete Formulierungen, mit denen Sie Gefährdungsbeurteilungen erstellen, die Aufsichtsbehörden standhalten. So erkennen Sie gefährliche Schnittstellen vor Arbeitsbeginn, dokumentieren Freigaben korrekt und senken das Unfallrisiko nachhaltig. Ideal für Sicherheitsbeauftragte, Führungskräfte und Sifas, die sofort handeln müssen. Kostenlose GBU-Vorlagen & Checklisten herunterladen

Diese Serie betont eine alarmierende Kontinuität: Wartungsarbeiten und das Be- und Entladen gehören zu den gefährlichsten Tätigkeiten in der deutschen Industrie. Oft handelt es sich um nicht-alltägliche Aufgaben, die unter Zeitdruck ausgeführt werden – eine explosive Mischung.

Reformjahr 2025: Modernisierung mit Schattenseiten

Die Unfälle lenken die Aufmerksamkeit auf die Umsetzung der DGUV Vorschrift 2, die im April 2025 in Kraft trat. Die Reform trennte verbindliche Vorschriften von empfehlenden Regeln und brachte Neuerungen wie digitale Betreuung und interdisziplinäre Expertenteams.

Doch die Praxis scheint hinter den Ambitionen zurückzubleiben. „Die Trennung von Vorschrift und Regel sollte Sicherheitsmaßnahmen verständlicher machen“, analysieren Branchenkenner die Sicherheitsbilanz 2025. „Die Fälle in Diez und Höxter zeigen jedoch, dass die Kernanforderung – die spezifische Gefahr der Tätigkeit vor Arbeitsbeginn zu identifizieren – im Betriebsalltag noch immer übersehen wird.“

Besonders heikel: Wartungsarbeiten gelten oft als Sonderbetrieb. Hier müssen normale Schutzeinrichtungen umgangen oder Bereiche betreten werden, die nicht für den dauerhaften Aufenthalt ausgelegt sind. Eine generische Gefährdungsbeurteilung reicht hier nicht aus. Erforderlich sind ein Freigabesystem und spezifische Gefahrenanalysen für jeden nicht-routinemäßigen Einsatz.

Ausblick 2026: Digitalisierung und verschärfte Kontrollen

Für das kommende Jahr zeichnet sich eine Schwerpunktverlagerung ab: von der Implementierung der Reform hin zu ihrer Durchsetzung. Berufsgenossenschaften und Aufsichtsbehörden dürften genauer prüfen, wie Unternehmen die „kontinuierliche Verbesserung“ ihrer Sicherheitsmaßnahmen dokumentieren.

Drei Trends werden 2026 prägend sein:

  1. Verpflichtende Qualifikationsnachweise: Audits werden stärker prüfen, ob externe Sicherheitsfachkräfte (SiFa) und betriebliche Mitarbeiter erforderliche Fortbildungen absolviert haben.
  2. KI in der Gefährdungsbeurteilung: Neue Software-Tools nutzen Künstliche Intelligenz, um Hochrisikoszenarien aus Betriebsdaten vorherzusagen. Solche Systeme hätten den tödlichen Ladeunfall in Diez möglicherweise verhindern können, indem sie gefährliche Schnittstellen zwischen Fahrzeug und Fußgänger erkannt hätten.
  3. Psychologische Risikofaktoren: Durch die Einbeziehung von Psychologen in den Sicherheitsrahmen wird die Definition von „Risiko“ 2026 erweitert. Mentale Erschöpfung und Stress – häufige Ursachen für Fehlurteile bei gefährlichen Wartungsarbeiten – rücken in den Fokus.

Die tragischen Todesfälle zum Jahresende sind ein schmerzlicher Weckruf. Verordnungen allein verhindern keine Unfälle. Nötig ist eine Kultur, in der die Gefährdungsbeurteilung nicht als statisches Dokument, sondern als lebendiger, lebensrettender Prozess verstanden wird.

Anzeige

PS: Für Wartungs- und Logistikarbeiten gibt es sofort einsetzbare GBU‑Paketvorlagen, die typische Prüfungen der Berufsgenossenschaft bestehen. Der Gratis-Download enthält Praxis-Checklisten, Schritt‑für‑Schritt‑Anleitungen und Beispiele für Freigabesysteme bei Sonderbetrieben – ideal, um gefährliche Schnittstellen zu erkennen und zu sperren. Schützen Sie Ihre Mitarbeiter und dokumentieren Sie Maßnahmen rechtssicher gegenüber Behörden. Jetzt GBU‑Leitfaden und Vorlagen sichern

@ boerse-global.de