DGB-Index

DGB-Index 2025: 51 Prozent können nicht abschalten

07.12.2025 - 08:29:12

Die Zahlen sind alarmierend: Mehr als die Hälfte aller Vielarbeiter in Deutschland schafft es nicht mehr, nach Feierabend wirklich abzuschalten. Der am Donnerstag veröffentlichte DGB-Index Gute Arbeit 2025 offenbart, wie dramatisch die Grenze zwischen Beruf und Privatleben verschwimmt. Während Großbritannien bereits gesetzliche Konsequenzen zieht, wächst hierzulande der Druck auf Politik und Arbeitgeber.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund legt den Finger in die Wunde: 51 Prozent der Vielarbeiter haben massive Schwierigkeiten, nach Feierabend abzuschalten. Die Konsequenzen sind messbar und beängstigend. 46 Prozent dieser Gruppe berichten von Ausgebranntsein und innerer Leere – klassische Burnout-Vorstufen. Bei Beschäftigten mit klaren Arbeitszeitgrenzen liegt dieser Wert bei lediglich 23 Prozent.

Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit könnte größer kaum sein. 72 Prozent der Befragten fordern eine Begrenzung auf maximal acht Stunden täglich. Die Realität? Über 40 Prozent überschreiten diese Grenze regelmäßig.

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„Der Index zeigt deutlich: Beschäftigte brauchen wirksamen Schutz ihrer Ruhezeiten”, warnt der DGB. Die Gewerkschaften fordern präventive Maßnahmen, die über bloße Appelle hinausgehen. Eine Aufweichung des Arbeitszeitgesetzes sei völlig inakzeptabel.

Großbritannien prescht vor: Recht auf Abschalten wird konkret

Während Deutschland noch diskutiert, entstehen andernorts bereits Fakten. Die britische Labour-Regierung hält trotz Wirtschaftsprotesten am “Right to Switch Off” fest. Am Freitag bestätigten Rechtsexperten von Lewis Silkin die neuesten Entwicklungen: Ein verbindlicher “Code of Practice” nimmt Gestalt an.

Das Modell sieht klare Verpflichtungen für Arbeitgeber vor:

  • Vereinbarung fester Erreichbarkeitsregeln mit der Belegschaft
  • Verstöße wirken strafverschärfend bei Arbeitsgerichtsprozessen
  • Entschädigungen können um bis zu 25 Prozent steigen

Zusammen mit dem belgischen Modell (Abschaltrecht ab 20 Mitarbeitern) entsteht europaweit ein neuer Standard. Für international agierende deutsche Unternehmen wird ständige Erreichbarkeit zunehmend zum Compliance-Risiko.

Coffee Badging: Wenn Präsenzpflicht zum Theater wird

Die Arbeitswelt 2025 bringt kuriose Phänomene hervor. “Coffee Badging” beschreibt ein wachsendes Verhalten: Mitarbeitende erscheinen kurz im Büro, zeigen Präsenz, trinken einen Kaffee – und verschwinden für konzentriertes Arbeiten wieder ins Homeoffice.

Was nach Arbeitsvermeidung klingt, ist tatsächlich ein Symptom gescheiterter Rückkehr-ins-Büro-Mandate. Eine aktuelle Magenta-Studie zeigt die Fragmentierung der Arbeitsmodelle:

  • Nur noch 31 Prozent arbeiten ausschließlich in Vollzeit-Präsenz
  • In 14 Prozent der Firmen dominieren bereits flexible Teilzeitmodelle
  • Mobile Arbeitsinfrastruktur ist Standard, nicht Ausnahme

Doch diese Flexibilität schneidet in beide Richtungen. Ohne klare Abgrenzung führt sie direkt zur Entgrenzung, die der DGB so scharf kritisiert.

Das Erbe der 4-Tage-Woche: Kein Allheilmittel

Ein Jahr nach dem wegweisenden Pilotprojekt der Uni Münster zeigt sich: Die 4-Tage-Woche ist keine universelle Lösung. Die damaligen Ergebnisse waren vielversprechend – weniger Stress, bessere Schlafqualität, kaum Umsatzeinbußen.

Die Realität 2025 ist differenzierter. Im Handwerk und der Pflege scheitert das Modell am Personalmangel. Hier dominiert der Ruf nach höheren Löhnen statt weniger Stunden. In der Wissensarbeit etablieren sich flexible Vertrauensmodelle – mit dem Risiko zur Selbstausbeutung.

Branchenexperten warnen: Wird die Arbeit von fünf Tagen einfach in vier gepresst, steigt die Arbeitsdichte dramatisch. Ohne Prozessoptimierung und kulturellen Wandel bleibt Arbeitszeitverkürzung wirkungslos.

Was 2026 bringt: Zeitsouveränität statt nur Gehalt

Die DGB-Zahlen kurz vor Jahresende senden ein klares Signal. In den kommenden Tarifrunden dürfte der Fokus von reinen Gehaltsforderungen auf Zeitsouveränität und Schutz vor Erreichbarkeit schwenken.

Deutschland steht vor einer Entscheidung: Folgt es dem britischen und belgischen Weg? Die Gesundheitsdaten der Krankenkassen und Produktivitätsverluste durch psychische Erkrankungen machen ein Weiter-so ökonomisch untragbar.

Für Arbeitnehmer wird Abgrenzungskompetenz zur Schlüsselqualifikation. Für Arbeitgeber gilt: Wer New Work anbietet, muss auch New Rest organisieren. Die Ära der ständigen Verfügbarkeit endet – aus harten wirtschaftlichen Gründen.

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