Ergebnisse, Produktion/Absatz

Der Chemikalienhändler Brenntag DE000A1DAHH0 will die Entflechtung seiner beiden Geschäftsbereiche vorantreiben.

05.12.2023 - 11:35:02

Brenntag will Entflechtung vorantreiben - Neue Ziele bis 2027

Die Geschäfte mit Prozesschemikalien (Essentials) sowie mit Spezialitäten für bestimmte Branchen (Specialties) sollen bis 2026 eigenständig aufgestellt werden. Danach will das Management um Konzernchef Christian Kohlpaintner verschiedene strategische Optionen prüfen. Ob es zu einer Aufspaltung kommen könnte, ist dabei noch offen. Zudem gab sich Brenntag zu dem in London stattfindenden Kapitalmarkttag neue Finanzziele.

Die Sparten Essentials und Specialties sollen jeweils volle Geschäftsautonomie erhalten, teilte Brenntag am Dienstag mit. Unterstützt werden soll das Ganze von einer schlanken Konzernzentrale. Die beiden Bereiche seien noch stark miteinander verbunden, sowohl rechtlich als auch operativ, sagte Brenntag-Chef Kohlpaintner in einer Telefonkonferenz. Daher benötige die Entflechtung Zeit. 2026 wolle Brenntag dann die "nächsten strategischen Schritte" gehen. Dabei verfügt das Unternehmen Kohlpaintner zufolge über mehrere Optionen. Eine Aufspaltung sei "eine davon".

Brenntag war zuletzt in das Visier aktivistischer Investoren geraten. Dabei machte vor allem der britische Finanzinvestor Primestone auf sich aufmerksam, der gut zwei Prozent an Brenntag hält. Primestone wie auch dem US-Hedgefonds Engine Capital geht es darum, dass sich Brenntag in die beiden Sparten für Spezial- und Basischemikalien aufspalten soll. Davon erhoffen sich die Investoren eine schnelle Wertsteigerung.

Die Aktie gab am Vormittag nach und verlor zuletzt in der Dax-Schlussgruppe 1,4 Prozent. Ein Händler wertete die Maßnahmen zur fortschreitenden Transformation als "Schritt in die richtige Richtung". Die neuen Prognosen bedeuteten zudem eine leichte Verbesserung zu den alten Mittelfristzielen. Christian Obst, Analyst der Baader Bank, notierte jedoch dazu, die Pläne des Managements glichen mehr einem Marathon als einem Sprint. Und auch die Analysten von Jefferies monierten, dass wesentliche Änderungen der Geschäftsstrategie nicht vor 2026 kämen. Zudem verursache die Transformation zusätzliche Kosten.

Die Eigenständigkeit der beiden Bereiche soll zu schnelleren Entscheidungen und höheren Ergebnissen führen. Die Umstrukturierung soll insbesondere im Spezialitätengeschäft zu einer verbesserten Entwicklung führen, welches Kohlpaintner zufolge derzeit hinter den Wettbewerbern zurückbleibt. Diese Lücke soll geschlossen werden.

Ab Anfang 2024 sollen für beide Geschäftsbereiche eigene gesellschaftsrechtliche Strukturen geschaffen werden. Dabei kommt es auch zu einer Umschichtung im Portfolio. So sollen die Pharmaaktivitäten von Essentials auf Specialties übertragen werden. Im Gegenzug wandern einige Geschäfte vom Spezialitätenbereich zur Prozesschemiekalien-Sparte, auf die dann künftig 70 Prozent des Rohertrags entfallen soll. Brenntag erhofft sich durch die Verschiebungen eine Schärfung der Profile der beiden Geschäftsbereiche, insbesondere mit Blick auf die spezifischen Kunden- und Lieferantenbedürfnisse. Die Änderungen sollen zum ersten Quartal wirksam werden.

Brenntag erwartet so deutliche Effizienzsteigerungen und Einsparungen bei den allgemeinen Verwaltungskosten, den Ausgaben sowie in der Lieferkette. Zum dritten Quartal hatte das Management weitere Sparmaßnahmen eingeleitet und angekündigt, 25 Standorte zu schließen und die Zahl der Mitarbeiter um 300 zu reduzieren. Bis Ende 2022 wurden bereits mehr als 1300 Stellen gestrichen und 100 Standorte geschlossen.

Insgesamt will Brenntag bis 2027 auf Jahressicht 300 Millionen Euro einsparen. Die Einmalkosten bezifferte das Unternehmen auf 250 Millionen Euro. Inklusive der Aufwendungen für die Entflechtung der beiden Geschäftsbereiche rechnet Brenntag mit Kosten von 450 bis 650 Millionen bis 2027. Dies ist mehr als von JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi erwartet, der eigenen Aussagen zufolge mit 150 Millionen Euro gerechnet hatte.

Die Akquisitionsstrategie ließ Brenntag unverändert. Das Unternehmen setzt weiter auf ergänzende Zukäufe und hat bis 2027 dafür jährlich 400 bis 500 Millionen budgetiert. Dabei sieht Kohlpaintner eine größere Konsolidierung in der Branche. Zudem setzt sich der Chemiekalienhändler neue Finanzziele bis 2027.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) soll aus eigener Kraft jährlich um sieben bis neun Prozent zulegen. Die bislang gültige Mittelfristprognose bis 2026 sah ein entsprechendes Wachstum von sechs bis acht Prozent jährlich vor. Die Sparte Essentials soll ihr organisches operatives Ebita um fünf bis sieben Prozent steigern, Specialties soll ein Gewinnplus von sieben bis neun Prozent erreichen.

@ dpa.de

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