Daimler Truck Aktie: Flucht nach vorn?

Daimler Truck startet Partnerschaft für fahrerlose Lkw, während das US-Geschäft durch einen massiven Gewinnrückgang und drohende Zölle belastet wird. Die Aktie verliert deutlich an Boden.

Während das Kerngeschäft im wichtigsten Markt unter massiven Druck gerät, setzt der Nutzfahrzeug-Riese ein technologisches Ausrufezeichen. Eine neue strategische Partnerschaft soll den Traum vom fahrerlosen Lkw auf die Straße bringen. Doch ist das reine Zukunftsmusik oder der dringend benötigte Befreiungsschlag in einer Phase, in der Zölle und Gewinnrückgänge die Bilanz belasten?

Hightech-Offensive: Der Traum vom Geister-Lkw

Der Konzern drückt beim Thema autonomes Fahren aufs Gaspedal. Gemeinsam mit der Tochter Torc Robotics wurde der israelische Spezialist Innoviz Technologies ins Boot geholt. Das Ziel ist ambitioniert: Die Serienproduktion von Level-4-autonomen Lkw. Konkret geht es um den Einsatz von hochmodernen LiDAR-Sensoren, die als „Augen“ der Fahrzeuge fungieren.

Diese Technologie soll im Freightliner Cascadia verbaut werden – dem meistverkauften schweren Lkw in Nordamerika. Es ist ein klarer Versuch, durch technologische Überlegenheit langfristig die Effizienz für Flottenbetreiber zu steigern und sich vom Wettbewerb abzusetzen.

Die Details der Zusammenarbeit im Überblick:
* Technologie-Kern: Innoviz liefert sogenannte Short-Range LiDAR-Sensoren für SAE Level 4 Zugmaschinen.
* Integration: Die Sensoren werden mit dem virtuellen Fahrersystem von Torc Robotics kombiniert.
* Einsatzgebiet: Der Fokus liegt auf Highway- und Regionalstrecken in den USA.
* Ziel: Maximale Sicherheit und Betriebseffizienz im fahrerlosen Güterverkehr.

US-Geschäft: Einbruch und Zoll-Schock

Doch die technologische Vision trifft auf eine harte Realität. Ausgerechnet im nordamerikanischen Markt, wo die neuen autonomen Trucks rollen sollen, kämpft Daimler Truck derzeit mit heftigem Gegenwind. Die jüngsten Zahlen zum dritten Quartal offenbarten tiefe Risse im Fundament: Der Gewinn im Segment Trucks North America brach um dramatische 64 Prozent auf 257 Millionen Euro ein.

Hinzu kommt die politische Unsicherheit. CFO Eva Scherer bestätigte bereits, dass US-Importzölle das Ergebnis im Jahr 2025 mit einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag belasten werden.

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Diese Gemengelage hinterlässt Spuren im Chart. Die Aktie notiert aktuell bei 35,27 Euro und hat sich damit weit von ihrem 52-Wochen-Hoch bei 44,39 Euro entfernt – ein Abstand von über 20 Prozent. Allein in den letzten sieben Tagen gab das Papier um über 5 Prozent nach, was die Nervosität der Anleger unterstreicht.

Licht und Schatten in der Bilanz

Trotz der Hiobsbotschaften aus den USA gibt es Hoffnungsschimmer. In Europa konnte Mercedes-Benz Trucks die Profitabilität steigern und die Marktführerschaft zurückerobern. Auch die E-Mobilität nimmt Fahrt auf: Der Absatz batterieelektrischer Fahrzeuge explodierte förmlich um 175 Prozent.

Dennoch bleibt das Management vorsichtig. Die Jahresprognose wurde zwar bestätigt, das bereinigte operative Ergebnis wird jedoch nur noch am unteren Ende der Spanne von 3,6 bis 4,1 Milliarden Euro erwartet.

Mit einem RSI von 37,8 ist die Aktie noch nicht extrem überverkauft, nähert sich aber diesem Bereich an. Technisch kämpft der Titel nun darum, den 50-Tage-Durchschnitt von 35,26 Euro zu verteidigen. Gelingt dies nicht, könnte der Druck weiter zunehmen. Die entscheidende Frage für die kommenden Monate bleibt: Kann die langfristige Wette auf autonome Technologie die kurzfristigen Schmerzen durch Zölle und Marktschwäche in den USA kompensieren?

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