BaFin, Recovery-Betrug

BaFin warnt vor Recovery-Betrug bei Krypto-Anlegern

10.12.2025 - 06:11:12

Die Finanzaufsicht warnt vor der Plattform RecoverX, die Betrugsopfern eine Rückholung von Kryptowerten vortäuscht. Die globale Betrugsindustrie erzielt Milliardenschäden und nutzt zunehmend KI-Deepfakes.

Cyberkriminelle machen mittlerweile 75 Milliarden Dollar Umsatz mit perfiden Betrugsmaschen. Die BaFin schlägt Alarm: Eine neue Welle zielt gezielt auf bereits Geschädigte ab.

Wer sein Geld durch Anlagebetrug verloren hat, wird nun zum doppelten Opfer. Seit gestern warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eindringlich vor der Plattform „RecoverX” (betrieben über e-sec-crypto.io). Die Masche ist so zynisch wie lukrativ: Betrüger kontaktieren Betrugsopfer und geben sich als Behördenmitarbeiter oder IT-Sicherheitsexperten aus.

Ihr Versprechen klingt verlockend: Durch „Blockchain-Forensik” könnten sie verlorene Kryptowährungen zurückholen. Die Realität sieht anders aus. Gegen Vorabgebühr oder Wallet-Zugriff räumen die angeblichen Retter das Konto ein zweites Mal leer. Die Plattform verfügt über keinerlei Erlaubnis für Finanzdienstleistungen in Deutschland.

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Pig Butchering: Die 75-Milliarden-Industrie

Hinter den Kulissen operiert eine globale Betrugsindustrie, die längst Konzernstrukturen erreicht hat. Analysten von Chainalysis beziffern den weltweiten Schaden durch „Pig Butchering” auf 75 Milliarden Dollar.

Der Begriff beschreibt das systematische „Mästen” der Opfer:

Phase 1 – Erstkontakt: Eine harmlose Nachricht auf WhatsApp, Tinder oder Telegram („Hey, treffen wir uns heute noch zum Tennis?”).

Phase 2 – Vertrauensaufbau: Über Wochen entsteht eine freundschaftliche oder romantische Beziehung.

Phase 3 – Die Falle: Der neue Bekannte erwähnt beiläufig seine enormen Trading-Gewinne.

Phase 4 – Das Schlachten: Das Opfer installiert eine manipulierte App, investiert zunächst erfolgreich kleine Beträge – und verliert am Ende alles.

Interpol meldet eine besorgniserregende Entwicklung: Die Netzwerke operieren nicht mehr nur in Südostasien, sondern nutzen zunehmend Hubs in Afrika und Osteuropa. Ziel ist die bessere Abdeckung westlicher Zeitzonen und Sprachen.

Deepfakes: Wenn Scholz für Krypto wirbt

KI-generierte Videos erreichen ein neues Qualitätsniveau. Täuschend echte Deepfakes von Bundeskanzler Olaf Scholz oder Elon Musk kursieren als gesponserte Anzeigen auf Facebook, Instagram und TikTok.

In den manipulierten Clips werben die Prominenten scheinbar für „automatisierte Handelsplattformen” mit Gewinngarantie. Die technische Perfektion ist erschreckend:

  • Lippensynchronität passt fast perfekt zum gefälschten Text
  • Stimmklone imitieren authentisch die typische Sprachmelodie
  • Kontext-Design täuscht Nachrichtenmarken wie Tagesschau oder CNN vor

Das Landgericht Berlin erließ bereits Verfügungen gegen solche Deepfakes. Doch die Täter agieren aus dem Ausland und produzieren schneller neue Inhalte, als Plattformen diese löschen können.

Die Schlupflöcher der App Stores

Google und Apple gehen gegen offensichtliche Betrugs-Apps vor – dennoch finden Kriminelle Wege:

TestFlight & Sideloading: Opfer installieren Apps im „Testmodus” und umgehen so die Sicherheitsprüfungen der Stores.

Web-Apps: Viele betrügerische Plattformen sind eigentlich mobile Webseiten, die exakte Kopien seriöser Broker darstellen.

Die Verbraucherzentrale kritisiert die langsame Reaktion der Social-Media-Plattformen. Trotz Meldepflichten bleiben betrügerische Werbeanzeigen oft tagelang online und erreichen Millionen Nutzer.

Professionalisierung des Verbrechens

Die Betrugsnetzwerke operieren wie legale Konzerne – mit eigenen Abteilungen für IT, Marketing und Finanzen. „Die Täter nutzen die Hoffnung der Menschen auf finanzielle Stabilität in unsicheren Zeiten aus”, erklärt ein Sprecher der Verbraucherzentrale NRW.

Kryptowährungen wie Tether (USDT) ermöglichen den Transfer von Geldern innerhalb von Minuten über Landesgrenzen hinweg. Die Strafverfolgung steht vor enormen Herausforderungen.

Was 2026 droht

Experten erwarten keine Entspannung, sondern eine weitere Eskalation. Betrüger werden voraussichtlich bald in Echtzeit-Videocalls KI-Gesichter nutzen, um Bankkonten unter falschem Namen zu eröffnen oder Opfer direkt im Gespräch zu täuschen.

Der Digital Operational Resilience Act (DORA) der EU bietet seit Anfang 2025 neue Werkzeuge für die Aufsicht. Doch Gesetze greifen oft zu langsam gegen global agierende Kriminelle.

So schützen Sie sich

  • Prüfen Sie jeden Anbieter in der Unternehmensdatenbank der BaFin
  • Ignorieren Sie „Geheimtipps” von Unbekannten auf Social Media oder Dating-Apps
  • Vertrauen Sie keinem Angebot, das verlorenes Geld gegen Gebühr zurückholen will
  • Melden Sie verdächtige Profile bei Polizei und Plattformbetreibern
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