AWS, Google und Salesforce läuten Zeitalter autonomer KI-Agenten ein
04.12.2025 - 07:41:12Die Chatbot-Ära ist vorbei: Diese Woche haben die Tech-Giganten eine neue Generation selbstständiger KI-Systeme vorgestellt, die komplexe Aufgaben über Tage hinweg ohne menschliches Zutun erledigen können. Was bedeutet das für die Arbeitswelt?
Innerhalb von nur 72 Stunden haben Amazon Web Services (AWS), Google Cloud und Salesforce das Konzept der KI-Assistenten hinter sich gelassen. Von Las Vegas bis San Francisco präsentierten sie autonome „Agenten”, die nicht mehr nur auf Befehle warten, sondern eigenständig arbeiten. Der Wandel von experimentellen Pilotprojekten zu umsatzstarken Geschäftstools vollzieht sich schneller als erwartet.
Auf der re:Invent 2025-Konferenz stellte Amazon am Dienstag drei bahnbrechende Systeme vor, die als „Frontier Agents” bezeichnet werden. Der entscheidende Unterschied zu bisherigen Lösungen? Diese Agenten arbeiten selbstständig – und das über Stunden oder sogar Tage hinweg.
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AWS-Chef Matt Garman präsentierte konkret drei Agenten: Kiro navigiert eigenständig durch Code-Repositories, findet Fehler und behebt sie. Der AWS Security Agent fungiert als permanenter Sicherheitsberater und testet proaktiv Anwendungen auf Schwachstellen. Der AWS DevOps Agent schließlich überwacht Systeme rund um die Uhr und reagiert auf Ausfälle.
„KI-Assistenten weichen KI-Agenten, die Aufgaben übernehmen und automatisieren können”, erklärte Garman vor dem Fachpublikum. Die Systeme verfügen über „Langzeitgedächtnis” und können mehrdeutige Probleme lösen – „sie arbeiten, während Menschen schlafen.”
Für die rechenintensiven Aufgaben kündigte AWS zudem die Trainium3 UltraServer an, die viermal leistungsfähiger sein sollen als die Vorgängergeneration.
Google demokratisiert die Agenten-Entwicklung
Während AWS auf technische Infrastruktur setzte, verfolgte Google einen anderen Ansatz: Am Mittwoch machte das Unternehmen die Google Workspace Studio allgemein verfügbar – eine No-Code-Plattform, die es auch technischen Laien ermöglicht, eigene KI-Agenten zu erstellen.
Basierend auf dem neuen Gemini 3-Modell können Mitarbeiter per natürlicher Sprache Automatisierungen für Gmail, Drive, Docs und Sheets bauen. Ein Marketingmanager könnte beispielsweise einen Agenten beschreiben, der „eingehende Kampagnen-E-Mails sortiert, das Budget-Spreadsheet aktualisiert und einen wöchentlichen Bericht erstellt” – ganz ohne Programmierkenntnis.
„Studio legt das volle Potenzial agentischer KI in jedermanns Hände, nicht nur in die von Spezialisten”, betonte Farhaz Karmali, Produktdirektor des Google Workspace-Ökosystems. Das Angebot zielt direkt auf den „Schatten-IT”-Markt und bietet Mitarbeitern eine sichere, offizielle Möglichkeit zur Workflow-Automatisierung.
Salesforce liefert den finanziellen Beweis
Den stärksten Beleg für die Relevanz von KI-Agenten lieferte Salesforce am Mittwochabend mit seinem Quartalsbericht. Die Agentforce-Plattform erwirtschaftet bereits über 500 Millionen Euro an jährlich wiederkehrenden Umsätzen – ein Wachstum von 330 Prozent im Jahresvergleich.
„Salesforce hat soeben bewiesen, dass die KI-Revolution echtes Geld einbringt und nicht nur Marketing-Gerede ist”, kommentierten Marktanalysten. Die Salesforce-Aktie legte im nachbörslichen Handel deutlich zu. Zusätzlich stellte das Unternehmen am Dienstag Agentforce Nonprofit vor – spezialisierte Agenten für gemeinnützige Organisationen.
Spezialisierte Lösungen für Nischenmärkte
Auch jenseits der großen Namen bewegt sich der Markt: Snowflake und Anthropic vertieften ihre Partnerschaft mit einer 200-Millionen-Euro-Investition, um „Snowflake Intelligence” global auszurollen. Das System basiert auf Anthropics neuem Claude Sonnet 4.5-Modell, das für komplexes Denken und Datenanalyse in geschützten Unternehmensumgebungen optimiert wurde.
Im Life-Sciences-Bereich kündigte Veeva Systems heute eigene KI-Agenten für Vault CRM an, die regulierungsintensive Aufgaben für Pharma-Vertriebsteams übernehmen.
Vom Co-Piloten zum Autopiloten
Was alle Ankündigungen eint: Der Sprung zur Autonomie. Die Branche hat die „Co-Pilot”-Metapher hinter sich gelassen. Statt den Menschen beim Fliegen zu unterstützen, übernimmt die KI nun das Steuer für spezifische Missionen.
„Wir erleben eine Marktaufspaltung”, analysiert Branchenexpertin Dr. Elena Rostova. „Auf der einen Seite baut AWS die ‚Schwermaschinerie’ für Entwickler und IT. Auf der anderen wetteifern Google und Salesforce um die ‚Wissensarbeiter-Agenten’ für Dokumente und Kundeninteraktionen. Der Gewinner wird nicht nur durch Modell-Intelligenz bestimmt, sondern durch Vertrauen und Integration.”
Was kommt als Nächstes?
Während Unternehmen die neuen Tools verarbeiten, dürfte sich der Fokus Anfang 2026 auf Governance und Orchestrierung verlagern. Wenn Millionen Agenten innerhalb von Firmen operieren, wird deren Verwaltung zur kritischen Disziplin: Wie verhindert man Halluzinationen, Konflikte zwischen Agenten oder Datenlecks?
Der Dezember 2025 markiert den Moment, an dem die Industrie aufhörte, über das Potenzial von KI-Agenten zu sprechen – und begann, sie arbeiten zu lassen.
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