Alzheimer-Studie: Forscher stellen Unheilbarkeit in Frage
26.12.2025 - 13:54:12Forscher identifizieren einen entscheidenden Energiemangel im Gehirn als Krankheitstreiber. Im Tiermodell gelang es, Gedächtnis und kognitive Fähigkeiten vollständig wiederherzustellen.
Eine neue Studie liefert Hinweise auf die potenzielle Umkehrbarkeit von Alzheimer. Forscher der Case Western Reserve University identifizierten einen entscheidenden Stoffwechsel-Schlüssel im Gehirn.
Die im Fachjournal Cell Reports Medicine veröffentlichte Arbeit zeigt: Der Verlust des Energiemoleküls NAD+ treibt die Krankheit maßgeblich voran. Im Tiermodell gelang es dem Team, mit dem Wirkstoff P7C3-A20 den NAD+-Spiegel zu normalisieren. Das Ergebnis überraschte selbst die Forscher.
Gedächtnis kehrt bei Mäusen vollständig zurück
Selbst bei Tieren mit fortgeschrittener Erkrankung bildeten sich die typischen Eiweißablagerungen (Plaques) zurück. Die Entzündungen klangen ab. Entscheidend war jedoch etwas anderes: Die zuvor verlorenen kognitiven Fähigkeiten und das Gedächtnis kehrten vollständig zurück.
„Die wichtigste Erkenntnis ist eine Botschaft der Hoffnung: Die Auswirkungen von Alzheimer sind möglicherweise nicht dauerhaft“, sagte Studienleiter Dr. Andrew Pieper. Das geschädigte Gehirn könne sich unter den richtigen Bedingungen offenbar selbst reparieren.
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Live-Blick ins Gehirn ebnete den Weg
Dieser Durchbruch baut auf technologischen Fortschritten des Jahres auf. Neue bildgebende Verfahren, oft als “Live-OP” bezeichnet, erlauben erstmals Echtzeit-Einblicke in die dynamischen Prozesse eines lebenden Gehirns.
Forscher beobachten nun, wie sich Plaques bilden und wieder auflösen können. „Die Technologien haben uns gezeigt, dass das neuronale Netzwerk oft nicht tot, sondern nur ‘energetisch ausgehungert’ ist“, erklärt eine Neurobiologin.
Warum Nahrungsergänzung nicht die Lösung ist
Die Wissenschaftler warnen ausdrücklich davor, das Ergebnis mit frei verkäuflichen NAD+-Nahrungsergänzungsmitteln gleichzusetzen. Eine unkontrollierte Einnahme könne sogar Risiken bergen.
„Einfach nur NAD+-Vorstufen einzunehmen, kann in Tierversuchen das Krebsrisiko erhöhen“, betont Co-Autorin Dr. Kalyani Chaubey. Der Wirkstoff P7C3-A20 hingegen helfe den Zellen, ihre eigene NAD+-Produktion gezielt wieder anzukurbeln – ohne gefährliche Überdosen.
Paradigmenwechsel von Verlangsamung zu Heilung?
Der Ansatz unterscheidet sich fundamental von bisherigen Therapien. Medikamente wie Lecanemab zielen primär auf die Beseitigung der Plaques ab, zeigen aber oft nur begrenzte Wirkung auf die Kognition.
Die neue Studie setzt früher an: Sie bekämpft die energetische Unterversorgung der Nervenzellen selbst. Kombiniert mit chirurgischen Innovationen, die in diesem Jahr den Abfluss schädlicher Stoffe aus dem Gehirn verbessern, zeichnet sich ein neues Krankheitsbild ab. Alzheimer erscheint nicht mehr als unaufhaltsames Schicksal, sondern als ein korrigierbares Stoffwechselproblem.
Der Weg zum Menschen ist jedoch noch lang. Klinische Studien müssen die vielversprechenden Ergebnisse aus dem Tiermodell erst bestätigen. Sollte dies gelingen, stünde die Medizin vor einem historischen Wendepunkt – weg von der reinen Verlangsamung des Verfalls, hin zu einer echten Möglichkeit der Wiederherstellung.
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