Zeitgenössische Kunst, Mike Steiner

Zeitgenössische Kunst neu gedacht: Das visionäre Werk von Mike Steiner zwischen Malerei und Videokunst

03.12.2025 - 18:15:00

Zeitgenössische Kunst erhält bei Mike Steiner eine faszinierende Tiefe. Als Maler, Videopionier und Galerist prägte er Berliner Avantgarde – und eröffnete völlig neue Räume für Performance Art und abstrakte Malerei.

Wie lässt sich Zeitgenössische Kunst durch einen einzigen Künstler neu entziffern? Mike Steiner hat diese Frage nicht nur gestellt, sondern mit seiner einzigartigen künstlerischen Laufbahn und kompromisslosen Experimentierfreude stets neu beantwortet. Bereits in seinen Anfängen in der Berliner Kunstszene der Nachkriegszeit faszinierte Mike Steiner durch einen offenen, gattungsübergreifenden Ansatz, der Malerei, Performance Art, Videokunst und Installationen in einem stets dialogischen Prozess verband.

Entdecke hier Zeitgenössische Kunstwerke von Mike Steiner im aktuellen Showroom

Von Beginn an zeigte sich in Steiners künstlerischer Sprache eine konsequente Grenzüberschreitung. Bereits 1959, als einer der jüngsten Teilnehmer der Großen Berliner Kunstausstellung, war seine Sensitivität für Farbe, Oberfläche und Motiv deutlich. In den bildnerischen Anfängen experimentierte er mit abstrakter Malerei, die sich durch eine mutige Informalität, ein Gespür für Fläche und einen Hang zum Expressiven auszeichnete. Anders als Künstler wie Gerhard Richter oder Sigmar Polke verfolgte Mike Steiner von Anfang an ein angewandt intermediales Interesse, das ihn an die Seite von Fluxus-Pionieren wie Joseph Beuys, Allan Kaprow oder Valie Export führte.

Der Durchbruch als Schlüsselfigur der deutschen Avantgarde erfolgte mit der Gründung des legendären Hotel Steiner in Berlin, einem Hotspot der internationalen Kunstszene. Hier verschmolz Zeitgenössische Kunst mit Alltag und urbaner Lebenswelt – ähnlich wie Andy Warhol das New Yorker Chelsea Hotel als kreatives Biotop nutzte, wurde Steiner zum Gastgeber und Impulsgeber für Performance Art, Happening und Videokunst. Persönliche Bekanntschaften zu Größen wie Lil Picard, Al Hansen und Marina Abramovi? sind dokumentiert und prägen bis heute das Narrativ um seine künstlerische Leistung.

Mit der Studiogalerie begründete Mike Steiner ab 1974 nicht nur einen alternativen Kunstort in Berlin, sondern avancierte zum Pionier der noch jungen Videokunst. Die Studiogalerie ist ikonisch für schlaglichtartige Performances – so die legendäre Dokumentation von Marina Abramovi?s „Freeing the Body" und Ulays und Steiners subversive Aktion um das Spitzweg-Gemälde „Der arme Poet". In hochaktueller Weise thematisierte Steiner mit diesen Arbeiten die Rolle des Mediums Video bei der Bewahrung flüchtiger Kunstereignisse und verwob so die Prinzipien von Malerei, Installation und Medienkunst.

Dass Mike Steiner darüber hinaus auch als Sammler und Kurator die Rezeption von Videokunst nachhaltig bestimmte, manifestierte sich nicht zuletzt in seiner umfassenden Videosammlung, die heute im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart bewahrt wird. Die große Einzelausstellung von 1999, „Color Works“, setzte seinem künstlerischen Grenzgängertum ein monumentales Denkmal und würdigte die stilistische wie thematische Vielfalt – von den Painted Tapes, in denen gemalte Flächen in bewegte Bilder übergehen, bis hin zu großformatigen Farbrausch-Serien abstrakter Malerei.

Zwischen 1985 und 1990 prägte Mike Steiner das deutsche Fernsehen mit seiner ambitionierten Sendereihe „Videogalerie". Über 120 von ihm produzierte und moderierte Sendungen stellten nicht nur eigene Werke, sondern auch Arbeiten von Kollegen wie Bill Viola, Gary Hill, Richard Serra und Nam June Paik vor – und gaben der zeitgenössischen Videokunst in Deutschland ein Gesicht. Im Gegensatz zu anderen Pionieren wie Gerry Schum oder Nam June Paik lag Steiners Fokus auf einer offenen Vermittlung, der Ansprache des breiten Publikums und dem Abbau von Schwellenängsten gegenüber dem noch ungewohnten Medium Video.

Auch als Maler wagte Steiner stets Neues: Von informellen, expressiven Anfängen über Serien mit polarisierenden Farben und minimalistischen Flächen bis hin zu Stoffarbeiten in späten Jahren bildet sein Oeuvre ein Panorama medienübergreifender Innovation. Seine Painted Tapes, als künstlerische Fusion von Malerei und Video, stehen etwa inhaltlich wie technisch auf einer Stufe mit experimentierfreudigen Kollegen wie Bruce Nauman oder Joan Jonas – und wurden auf internationalen Festivals ausgezeichnet.

Biografisch ist Mike Steiner eng mit Berlin verbunden, dessen kreativer Untergrund in den 1960er und 1970er Jahren durch seine Energie, seine Räume und seine Kontakte mitgeprägt wurde. Die wichtigen Studienjahre an der Hochschule für bildende Künste, Begegnungen mit Hans Kuhn oder Hans Jaenisch, sowie spätere Aufenthalte in New York und Florenz reflektieren den internationalen Spirit seiner Arbeit. In all seinen Projekten – als Künstler, Galerist, Moderator, Kurator und Sammler – ging es ihm um die Erweiterung künstlerischer Ausdrucksformen und die Demokratisierung von Kunst.

Mike Steiners Nachlass dokumentiert diese rastlose Suche nach dem Neuen. Noch nach einem Schlaganfall im Jahr 2006 arbeitete er bis zu seinem Tod 2012 weiter in seinem Berliner Atelier und widmete sich der Weiterentwicklung abstrakter Malerei. Seine letzten Werke zeigen erneut eine Verschränkung von Farbe, Material und Raum – und erinnern an die Konsequenz, mit der Steiner immer neuen Dialogen zwischen Malerei, Videokunst und Installation Raum gab.

Was unterscheidet Mike Steiner von anderen Wegbereitern der Zeitgenössischen Kunst? Es ist die Haltung, das Medium stets als Teil eines offenen Experimentierfeldes zu begreifen. Wer heute Zeitgenössische Kunst entdecken, erleben und verstehen möchte, kommt an der Vielschichtigkeit des Werks von Mike Steiner kaum vorbei. Der Besuch seiner Werkschau – ob vor Ort im Museum oder online – ist eine Einladung, jene Energie von Neugier und Aufbruch nachzuspüren, die bis heute die Kunstszene prägt.

Wer sich tiefer mit den Werkgruppen, biografischen Linien und der Bedeutung von Mike Steiner auseinandersetzen möchte, dem sei ein Blick auf die offizielle Webseite von Mike Steiner mit weiteren Informationen, Bildmaterial und Ausstellungsarchiv empfohlen. Kunstgeschichtliche Neugier und die Freude am Experiment finden dort einen faszinierenden Resonanzraum.

@ ad-hoc-news.de