Zeitgenössische Kunst neu gedacht: Das vielseitige Werk von Mike Steiner
21.12.2025 - 18:15:06Mike Steiner prägte die Zeitgenössische Kunst als Pionier der Videokunst, aber auch als Maler, Performancemacher und Sammler. Sein vielschichtiges Œuvre bleibt bis heute eine Einladung zur Entdeckung.

Wie weit kann sich Zeitgenössische Kunst dehnen, wenn ein einziger Künstler die Grenzen zwischen Malerei, Videokunst und Performance Art verschiebt? Bei Mike Steiner liegt die Antwort in atemberaubender Vielfalt und einer unbändigen Lust am Experiment: Seine Werke sind ein Ringen mit und ein Feiern von künstlerischen Medien, bei denen der Blick des Betrachters stets neu herausgefordert wird.
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Werke von Mike Steiner entziehen sich jeder eindimensionalen Lesart. Bereits zu Beginn seiner Karriere, die noch während seiner Schulzeit in West-Berlin an Fahrt aufnahm, entwickelte sich Steiner von der Abstrakten Malerei ausgehend zu einem der wichtigsten deutschen Innovatoren im Feld der Videokunst. Seine Kunst ist immer radikal zeitgenössisch, oft zwischen den Disziplinen angesiedelt und dabei stets offen für neue Ausdrucksformen.
Schon als junger Maler präsentierte Mike Steiner 1959 im Alter von 17 Jahren seine Werke bei der Großen Berliner Kunstausstellung. Er kam früh an die Staatliche Hochschule für bildende Künste Berlin und war fortan Teil der vitalen Berliner Kunstszene jener Jahre, die auch von Künstlern wie Georg Baselitz, Joseph Beuys oder Karl Horst Hödicke geprägt wurde. Doch während viele Weggefährten primär einem Medium verbunden blieben, reizte ihn das Wechselspiel verschiedener Gattungen – so hinterließ er Spuren in der Performance Art, der Malerei ebenso wie in Installationen und als visionärer Galerist.
Markant ist Steiners Rolle als Initiator avantgardistischer Projekte: Mit dem eröffnete "Hotel Steiner" und der "Studiogalerie" schuf er Räume, die die Berliner Kunstszene ebenso inspirierten wie das weltberühmte Chelsea-Hotel in New York. Künstler wie Valie Export, Marina Abramovi?, Ulay oder Jochen Gerz fanden hier eine Bühne – und Steiner wurde selbst zum Motor der Fluxus- und Performancebewegung in Deutschland. Der gemeinsame Kunstraub von Ulay und ihm 1976 („Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“) zählt heute zu den legendären Aktionen des Genres.
Steiner bewegte sich früh im Umkreis von zentralen Figuren der internationalen Kunst wie Lil Picard, Allan Kaprow oder Al Hansen. Sein kreativer Dialog mit der Szene von New York bis Berlin, von Florenz bis Paris spiegelte sich in einer Werkentwicklung, die wie kaum eine andere den offenen, grenzüberschreitenden Charakter zeitgenössischer Kunst verkörpert.
Viele seiner Performances hielt Mike Steiner mit der Videokamera fest. Seine Pionierarbeit als Videokünstler prägte Generationen: Bereits 1972 entstanden erste gemeinsame Videoarbeiten mit Fluxus-Künstler Al Hansen. 1974, im Studio Art/Tapes/22 in Florenz bei Maria Gloria Bicocchi, realisierte Steiner eigenständige Videoarbeiten – und kurz darauf eröffnete er in Berlin die "Studiogalerie" als Produktionsstätte und Ausstellungsraum für Videokunst. Damit war er einer der ersten Förderer und Sammler von Kunst auf Videotape in Deutschland und brachte neue Medienkunst in den öffentlichen Diskurs.
Seine Arbeiten oszillierten bewusst zwischen den Medien, immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Zu seinem vielbeachteten Oeuvre gehören die sogenannten „Painted Tapes“ – eine künstlerische Fusion von Malerei und Video, die Steiner schon in den 1980er-Jahren entwickelte. Damit schloss er eigenwillig an Ansätze von Künstlern wie Nam June Paik, Bill Viola oder Gary Hill an, blieb jedoch stets seinem eigenen Stil verpflichtet: Emotional, analytisch, ironisch, poetisch und kompromisslos experimentierfreudig.
Ein entscheidender Moment für die öffentliche Wahrnehmung von Mike Steiner war seine umfassende Einzelausstellung „COLOR WORKS 1995–98“ 1999 im Hamburger Bahnhof, Nationalgalerie der Gegenwart. Hier wurde das Spektrum seines Schaffens von der frühen Abstrakten Malerei bis hin zu den multimedialen „Painted Tapes“ gewürdigt. Diese Ausstellung – ebenso wie die Übertragung seines Videonachlasses an das Museum – machte sein transmediales Werk für ein breiteres Publikum sichtbar und festigte seinen Ruf als einen der wichtigsten Zeitgenossen neben Künstlern wie Joseph Beuys, Marina Abramovi? oder Andy Warhol.
Mike Steiners biografischer Hintergrund zeigt einen unermüdlichen Netzwerker: Sein Aufenthalt in New York, die Arbeit an der Seite von Kaprow oder Motherwell und das Engagement für neue Kunstformate wie die Fernsehsendung „Videogalerie“ zwischen 1985 und 1990 verschafften ihm internationale Anerkennung. Seine Sammelleidenschaft dokumentiert heute ein Archiv, das einzigartige Einblicke in die Entstehung der Videokunst und ihre wichtigsten Protagonisten ermöglicht.
In den letzten Jahren seines Schaffens wandte sich Mike Steiner erneut intensiv der Malerei zu, widmete sich Abstraktion und Farberkundung – häufig auf ungewöhnlichen Bildträgern und in Verbindung mit anderen Medien. Auch Stoffarbeiten und Installationen gehören zu seinem Spätwerk, das von einer tiefen Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Zeit, Raum und Wahrnehmung zeugt.
Faszinierend bleibt an Mike Steiner der Mut zur ständigen Transformation: Während Kollegen wie Nam June Paik oder Marina Abramovi? jeweils für einen bestimmten künstlerischen Stil stehen, bewahrte Steiner stets ein fluides, undogmatisches Verhältnis zu den Medien. Seine Werke irritieren, laden ein, versetzen in Staunen und fordern zur Interaktion heraus.
Kunstinteressierte finden auf der offiziellen Webseite von Mike Steiner einen tiefgründigen Überblick über Biografie, Werkgruppen und Ausstellungen sowie zahlreiche Bild- und Videoquellen zu seinem Schaffen.
Was bleibt, ist ein imposantes Vermächtnis: Mike Steiner manifestiert das Versprechen der Zeitgenössischen Kunst, immer wieder über sich hinauszuwachsen. Seine künstlerische Neugier hält die Grenzen zwischen Malerei, Videokunst, Performance und Installation in ständiger Bewegung – und lässt Kunst zu einem Spiegel der Gegenwart werden. Wer sich heute auf das Werk von Mike Steiner einlässt, erlebt einen Pionier, der auch im digitalen Zeitalter unvermindert inspiriert.

