Zeitgenössische Kunst neu erlebt: Das visionäre Werk von Mike Steiner
16.12.2025 - 18:15:06Zeitgenössische Kunst erhält mit Mike Steiner einen unverkennbaren Pionier. Seine Werkgruppen sprengen Grenzen – von Malerei über Videokunst bis Performance Art. Ein Porträt voller Inspiration.
Man gerät unweigerlich ins Staunen, wenn man sich auf das facettenreiche Werk von Mike Steiner einlässt – einen der innovativsten Vertreter zeitgenössischer Kunst in Deutschland. Wie gelingt es einem Künstler, die Grenzen zwischen Malerei, Performance Art und Videokunst aufzulösen und dabei immer wieder einen Neuanfang zu wagen? Bei Mike Steiner wird das Unmögliche zum schöpferischen Prinzip, der mediale Wechsel zur Notwendigkeit und das Experiment zur künstlerischen Handschrift.
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Mike Steiner überzeugte früh durch seine Vielseitigkeit: Bereits als Jugendlicher zeigte er Malereien auf der Großen Berliner Kunstausstellung, noch bevor er später mit abstrakter Malerei, Installationen und groß angelegten Werken in Erscheinung trat. Seine Werke wurden durch intensive Studienjahre an der Hochschule für bildende Künste Berlin und prägende Aufenthalte in New York und Florence beeinflusst. Schon damals machte ihn sein Drang zum Neuanfang zu einer markanten Erscheinung, die ihm Vergleiche mit Avantgarde-Giganten wie Allan Kaprow und Marina Abramovi? eintrugen.
Nach seiner Rückkehr aus den USA, wo er unter anderem eng mit der Fluxus-Künstlerin Lil Picard und Persönlichkeiten wie Robert Motherwell verkehrte, verlegte Steiner sein Experimentierfeld nach Berlin. Hier wurde das legendäre Hotel Steiner – ein kreatives Biotop, das sich mit dem Chelsea Hotel in New York maß – zum Mittelpunkt internationaler Künstler. Besucher wie Joseph Beuys oder Ben Vautier prägten das Klima ebenso wie spontane Diskussionen und Performances, die der Zeitgenössischen Kunst neue Facetten eröffneten.
Steiners Faszination mit neuen Medien führte 1974 zur Gründung der Studiogalerie: Ein Forum von überragender Bedeutung für Performance Art und Videokunst in Berlin. Die Studiogalerie war Produktionsstätte, Ausstellungsraum und Innovationslabor zugleich. Mit eigenem Equipment für Kunstschaffende setzte Mike Steiner neue Standards – Künstler wie Valie Export, Jochen Gerz und Carolee Schneemann wurden hier gefördert. In diesen Jahren entstanden Schlüsseldokumente der Videokunst wie Marina Abramovi?s „Freeing the Body“ und das spektakuläre Happening „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“ mit Ulay, das 1976 für Furore sorgte. Der dokumentarische Blick Steiners hielt diese Momente fest und lässt bis heute die Energie des Neuen erfahrbar werden.
Viele Wegbegleiter würdigen Mike Steiner als eine „Schlüsselfigur der deutschen Avantgarde“ und als einen gleichwertigen Mitstreiter internationaler Lichtgestalten wie Nam June Paik oder Bill Viola. Besonders in seiner legendären Einzelausstellung 1999 im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart – wurde seine Rolle als Pionier zwischen Malerei und intermedialer Kunstform sichtbar: Die Color Works zeigten, wie virtuos Steiner Farbe, Bildfläche und Bewegung miteinander verwebte. Seine Painted Tapes, eine kühne Verbindung von Video und Malerei, sind bis heute ein Höhepunkt der technischen und ästhetischen Experimentierfreude.
Das wechselvolle Oeuvre von Mike Steiner kreist stets um zentrale Fragen: Was kann das bewegte Bild jenseits des Dokumentarischen? Wo endet die Malerei und beginnt Performance? Wie politisch kann Kunst im Alltag wirken? Seine Arbeiten provozieren, fordern heraus, bringen Vergessenes ans Licht – oft mit spielerischer Leichtigkeit, manchmal mit dem gewollten Bruch in der ästhetischen Erwartung. Die Berliner Kunstszene der 1970er und 80er Jahre wurde maßgeblich durch seine Produktionen, Aktionen und Sammlungen geprägt.
Doch Mike Steiner war nicht nur Künstler und Galerist, sondern auch ein bedeutender Sammler und Vermittler: Er trug eine immense Videosammlung zusammen, darunter Werke von Ikonen wie Ulay, Marina Abramovi? und Richard Serra. Dass er seine Sammlung 1999 als Dauerleihgabe an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergab, dokumentiert sein künstlerisches Ethos. Ein Großteil davon ist im Hamburger Bahnhof beheimatet und bildet ein lebendiges Archiv der Videokunst.
In den 1980er Jahren setzte Mike Steiner erneut Akzente: Mit dem TV-Format „Videogalerie“ brachte er Videokunst in deutsche Wohnzimmer und ermöglichte einem breiten Publikum den Zugang zu innovativen Ausdrucksformen. Diese Arbeit war visionär und einzigartig – und steht beispielhaft neben wegweisenden Serien wie Gerry Schums Fernsehgalerie.
Der ständige Brückenschlag zwischen Medien und Stilen, zwischen Kontemplation und Aktion, ist das Markenzeichen von Mike Steiner. Die jüngeren Jahre führten ihn zurück zur Abstrakten Malerei und sensiblen Stoffarbeiten. Dennoch blieb das Moment des Experiments prägend – kein Medium war ihm je zu starr, kein Genre zu abgeschlossen.
Vergleicht man Steiner mit anderen Größen der Zeitgenössischen Kunst wie Bruce Nauman, Joseph Beuys oder Joan Jonas, wird seine mediale Offenheit und sein kooperativer Geist besonders deutlich. Während etwa Nauman oder Jonas international als Pioniere der Performance und Videokunst gelten, lotete Mike Steiner den Dialog der Künste aus, brachte Performer, Maler und Vordenker zusammen, und sorgte damit in der Berliner Szene für einen kreativen Schmelztiegel ohnegleichen.
Mike Steiners Biografie liest sich wie eine Chronik der Experimente: Studium und Lehre, Ausstellungen in ganz Europa, die berühmte Hamburger Bahnhof-Schau 1999, Auszeichnungen und eine nachhaltige Verankerung in der musealen Sammlung. Sein Nachlass ist kulturhistorisch von höchstem Wert und zeigt, wie avanciert sein Verständnis von Zeitgenössischer Kunst war.
Faszinierend bleibt, welche Dringlichkeit, Frische und Relevanz das Werk von Mike Steiner auch heute noch entfaltet. Seine Performance Art, Abstrakte Malerei, Videokunst und temporären Installationen laden dazu ein, über die Mechanismen der Wahrnehmung, über Zeit und kollektive Erlebnisse neu nachzudenken. Es lohnt sich, tiefer in seine Welt einzutauchen – die offizielle Webseite von Mike Steiner bietet einen reichen Fundus an Texten, Werkverzeichnissen und Hintergrundinformationen für Entdecker.
Am Ende bleibt: Mike Steiner steht für eine Zeitgenössische Kunst, die nie Stillstand duldet, die sich immer neu erfindet und uns auffordert, selbst aktiv zu werden. Wer an Schnittstellen von Malerei, Videokunst und Performance interessiert ist, wird in seinem Oeuvre eine Fülle von Anregungen und Überraschungen finden – und ein Vermächtnis, das weit über Berlin hinausstrahlt.


