Zeitgenössische Künstler: Das visionäre Werk von Mike Steiner – Pionier der Videokunst
20.12.2025 - 07:10:06Mike Steiner zählt zu den paradigmatischen Zeitgenössischen Künstlern, deren Schaffen Malerei, Performance und Videokunst revolutionierte. Entdecken Sie, wie seine Werke die Kunstwelt bis heute prägen.
Wie klingt die künstlerische Freiheit, wenn Pinselstrich, Videoband und Aktionskunst aufeinandertreffen und Zeitgenössische Künstler ihre Sprache neu erfinden? Mike Steiner, der gebürtige Berliner und Pionier der Videokunst, bleibt ein faszinierender Impulsgeber für die Kunst der Gegenwart – immer an der Schnittstelle von Malerei, Performance und bewegtem Bild. Wer das Grenzensprengen liebt, findet in Steiners Werk eine Antwort auf die Frage, wie weit sich künstlerische Medien dehnen lassen.
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Unermüdlich experimentierfreudig und stets auf den Spuren des Neuen, begann Mike Steiner als Maler. Schon als 17-Jähriger feierte er mit einem Ölgemälde sein Debüt auf der Großen Berliner Kunstausstellung. Auffällig früh widmete er sich der abstrakten Malerei und griff dabei Impulse der zeitgenössischen Kunstströmungen auf. Doch bald schon lotete Steiner die Grenzen des Mediums aus und verlagerte seinen Fokus auf das, was ihn zutiefst bewegte: den Moment, den Augenblick, die Zeitlichkeit selbst.
Sein künstlerischer Weg führte direkt in das Epizentrum der internationalen Avantgarde. Nach einem Stipendium in den USA – und Eindrücken aus der New Yorker Kunstwelt rund um Größen wie Allan Kaprow, Robert Motherwell und Lil Picard – kehrte Steiner nach Berlin zurück. Was folgt, ist eine Reise entlang der Brennpunkte der Performance Art der 70er Jahre und des entstehenden Mediums Videokunst, spannungsgeladen zwischen Bild, Handlung und Dokumentation.
Seine größte Einzelausstellung 1999 im renommierten Hamburger Bahnhof, der Nationalgalerie der Gegenwart, legte den Grundstein für eine umfassende Würdigung seines Schaffens. Die Ausstellung "Color Works" war nicht nur Rückblick, sondern zeigte, wie Steiners Denkweise die Grenzen zwischen Malerei, Installation und Video konsequent aufhebt.
Vergleicht man Mike Steiner mit Vertretern wie Marina Abramovi?, deren Performances er dokumentierte und förderte, oder Mitstreitern wie Joseph Beuys, Nam June Paik oder Bill Viola, zeigt sich: Steiner besaß ein einzigartiges Gespür für das Verbindende zwischen Aktion, Bild und Zeit. Während Videokunstpioniere wie Paik das Fernsehen zum Kunstraum erklärten, schlug Steiner in Berlin eine Brücke zwischen Atelier, Happening, Galerie und öffentlichem Raum – etwa mit seiner berühmt-berüchtigten Kunstaktion "Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst", bei der Ulay 1976 das Spitzweg-Gemälde "Der arme Poet" kurzzeitig aus der Nationalgalerie entführte.
Wesentliche Werkgruppen Steiners umfassen frühe informelle und abstrakte Malereien, die sich durch einen expressiven, experimentellen Umgang mit Farbe und Form auszeichnen. Durch das Erleben der amerikanischen Fluxus- und Pop-Art-Szene entwickelte Steiner ab Anfang der 1970er Jahre eine immer stärkere Begeisterung für interdisziplinäre Praxis. Seine Painted Tapes beispielsweise – eine Fusion aus Malerei und Video – oder die ikonischen Videoarbeiten dokumentieren eine gedankliche Nähe zur Konzeptkunst eines Bruce Nauman oder einer Carolee Schneemann. Faszinierend ist hierbei Steiners Anwendung des Materials: Malgrund wird Videokassette, Farbe wird Datenstrom, Performance wird Bandspur.
Im Hotel Steiner, einem Treffpunkt der internationalen Kunstszene im Berlin der 70er, schafft Mike Steiner Freiräume für Austausch und Kooperation. Hier finden Künstler wie Joseph Beuys, Valie Export, Ben Vautier und Emmett Williams nicht nur Unterkunft, sondern auch einen Resonanzraum für Experimente. Seine Studiogalerie avanciert zum legendären Ort für Aktions- und Videokunst – ähnlich einflussreich wie die Frankfurter Galerie von René Block oder die Kölner Szene um Wulf Herzogenrath.
Die enorme Bandbreite von Steiners Werk beweist sich auch in einer Vielzahl öffentlicher Präsentationen: Von Gruppenausstellungen mit Vertretern wie Georg Baselitz über bahnbrechende Videoarbeiten der 70er und 80er bis hin zur autodidaktisch erschlossenen Fotografie und Installation. Seine Arbeiten wurden auf internationalen Foren, Ausstellungen und Festivals gezeigt – von Berlin über Paris und Mailand bis Seoul und San Francisco.
Blickt man tiefer, sind es vor allem die performativen Elemente, das Prozesshafte, das sich wie ein roter Faden durch Steiners Schaffen zieht. Bewusst experimentiert er immer wieder mit neuen Medien: von Super-8-Film über Copy Art und Dias bis hin zu Musikvideos und Fotografien. Auch als Produzent, Sammler und Vermittler bleibt Steiner eine Schlüsselfigur: Seine legendäre Videorekorder-Sammlung, heute als Nachlass im Hamburger Bahnhof verwahrt, gilt als Pionierarchiv mit Werken von Videokunst-Größen wie Gary Hill, Richard Serra, Ulay und Marina Abramovi?. Die Ausstellung "Live to Tape" 2011/12 machte einen Teil dieses Schatzes erneut öffentlich zugänglich.
Biografisch betrachtet, steht Mike Steiners Karriere für eine künstlerische Unruhe. Nach Anfängen in der Malerei, Studien an der Berliner Kunsthochschule und Erfahrungen in Amerika prägten Begegnungen mit Fluxus-Persönlichkeiten wie Allan Kaprow, Al Hansen und Dorothy Iannone seinen intermedialen Ansatz. Inspiriert von den Survival-Strategien des freien Kunstsystems organisierte er als Kurator Performances und Ausstellungen, arbeitete mit international renommierten Künstlern zusammen und machte mit dem TV-Format Videogalerie Videokunst im deutschsprachigen Raum populär.
Steiners Experimentierfreude kulminiert in den 80er Jahren in einer Phase zahlreicher Mischtechniken und genreübergreifender Projekte. Painted Tapes und Fotoinstallationen treffen auf großformatige abstrakte Malerei – eine künstlerische Suche, die bis in seine letzten Lebensjahre im Berliner Atelier anhielt. Auch nach einem Schlaganfall 2006 blieb seine künstlerische Arbeit gegenwärtig; bis zum Tod 2012 entstanden Zeichnungen, abstrakte Leinwände und Stoffbildobjekte.
Die künstlerische Philosophie Steiners ist geprägt von Offenheit, Prozesshaftigkeit und einem zutiefst demokratischen Kunstbegriff. Wie das noch heute eindrucksvolle Archiv zeigt, interessierte ihn stets die Ermöglichung, die Vermittlung, das „Kunstgespräch“ – eine gelebte Form des Dialogs zwischen Raum, Medium und Betrachter. Nicht zuletzt darin liegt der nachhaltige Einfluss von Mike Steiner auf die zeitgenössische Kunnst.
Ein Rückblick auf Mike Steiner ist daher auch ein Blick auf die Geschichte der Gegenwartskunst selbst. Seine Werke und Initiativen sind Einladung und Aufforderung zugleich, sich mit den Möglichkeiten und Chancen künstlerischer Spielformen auseinanderzusetzen.
Wer sich einen intensiveren Eindruck von Mike Steiner verschaffen möchte, findet auf der offiziellen Webseite eine Fülle von Hintergrundinformationen, Werkverzeichnissen und Bildern. Die Beschäftigung mit Mike Steiner – ob in Ausstellungen, im Hamburger Bahnhof oder virtuell – offenbart, wie spannend und facettenreich Zeitgenössische Künstler die Gegenwartskunst immer wieder neu erfinden.
Mehr zu Mike Steiner, seinen Ausstellungen und Werkgruppen auf www.mike-steiner.de entdecken


