XING-Report 2025: Quereinsteiger plötzlich heiß begehrt
28.11.2025 - 06:39:12Schluss mit dem perfekten Lebenslauf: Fast ein Viertel der Personaler bevorzugt mittlerweile Kandidaten mit Brüchen im CV – viermal so viele wie noch vor einem Jahr. Der Fachkräftemangel zwingt deutsche Unternehmen zum radikalen Umdenken.
Jahrzehntelang galt in Deutschland eine eiserne Regel: Wer einen Job will, braucht den passenden Abschluss, die richtige Berufserfahrung und am besten einen Lebenslauf ohne Umwege. Diese Ära geht gerade zu Ende. Der XING Arbeitsmarktreport 2025, der diese Woche in Hamburg vorgestellt wurde, offenbart eine dramatische Kehrtwende: 22 Prozent der HR-Verantwortlichen bevorzugen heute aktiv Quereinsteiger – 2024 waren es gerade einmal 6 Prozent.
Die Botschaft ist klar: Wer weiter auf den „perfekten” Kandidaten wartet, wartet vergeblich.
„Unternehmen haben begriffen, dass das Warten auf die ideale Besetzung eine Verliererstrategie ist”, erklärt Thomas Kindler, Geschäftsführer von XING. „Der Fachkräftemangel erzwingt ein Umdenken. Es geht nicht mehr darum, wo jemand etwas gelernt hat, sondern ob er es anwenden kann.”
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Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Stellenanzeigen, die sich explizit an Quereinsteiger richten, haben sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Besonders im Vertrieb, in der Logistik und zunehmend auch in technischen Berufen zählen übertragbare Soft Skills heute mehr als jahrelange Branchenerfahrung.
Was steckt hinter diesem Wandel? Die Demografie lässt keine Wahl mehr. Mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation klafft eine Lücke, die sich nur durch Training und Offenheit schließen lässt. Der „Flecken-Lebenslauf” ist kein Warnsignal mehr – er wird zum Wettbewerbsvorteil.
Geld motiviert, Sicherheit entscheidet
Doch warum wechseln Arbeitnehmer überhaupt die Branche? Der Report, basierend auf einer repräsentativen Befragung des Marktforschungsinstituts Appinio, liefert klare Antworten für 2025.
51 Prozent nennen ein höheres Gehalt als Hauptgrund – wenig überraschend. Doch die wirtschaftliche Unsicherheit hat einen weiteren Faktor in den Vordergrund gerückt: Arbeitsplatzsicherheit rangiert mit 38 Prozent auf Platz zwei. In Zeiten der Stagnation suchen Menschen nicht nur bessere Bezahlung, sondern auch verlässliche Perspektiven.
Interessant: Der Wunsch nach sinnstiftender Arbeit bleibt stark. 32 Prozent der Wechselwilligen nennen „Purpose” als Motivation. Das widerlegt die These, dass Sinnsuche ein Luxus für Boomzeiten ist. Selbst in unsicheren Zeiten weigern sich Beschäftigte, sich mit „Bullshit-Jobs” abzufinden.
„Wir beobachten einen pragmatischen Idealismus”, sagt Arbeitsmarktexpertin Dr. Sarah Müller. „Menschen wollen sichere, gut bezahlte Jobs – aber sie wollen auch wissen, dass ihre Arbeit Wert hat. Der Quereinstieg bietet die Chance, beides zu verbinden, indem man stagnierende Branchen verlässt und in zukunftssichere Bereiche wie erneuerbare Energien oder Gesundheitswesen wechselt.”
Das Gender-Paradox: Frauen denken weniger, handeln mehr
Der Report deckt eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen den Geschlechtern auf. 47 Prozent der Männer ziehen einen Branchenwechsel theoretisch in Betracht, bei Frauen sind es 44 Prozent. Doch wenn es um die Umsetzung geht, drehen sich die Verhältnisse um.
Tatsächlich vollzogen haben den Schritt 28 Prozent der Frauen – aber nur 23 Prozent der Männer.
„Frauen betrachten den Karrierewechsel oft als strategische Notwendigkeit, um gläserne Decken zu umgehen oder eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Leben zu finden”, heißt es im Report. Während beide Geschlechter Geld als wichtigsten Faktor nennen (Männer: 53 Prozent, Frauen: 50 Prozent), legen Frauen deutlich mehr Wert auf Unternehmenskultur und Flexibilität. Männer hingegen lassen sich eher von Status oder Titelverbesserungen locken.
Generation Z: Der Lebenslauf als Portfolio
Die Wechselbereitschaft variiert stark nach Alter. Die 18- bis 24-Jährigen (Gen Z) sind die mobilste Gruppe: Die Hälfte von ihnen hat bereits einen kompletten Branchenwechsel erwogen. Für diese Generation ist Karriere weniger Leiter, mehr Erfahrungssammlung.
„Jüngere Generationen suchen weniger das nächste Karriereziel als den Platz, an dem Arbeit und Leben zusammenpassen”, so Kindler am Freitag in Hamburg.
Im Gegensatz dazu bleibt die 55- bis 65-jährige Altersgruppe am vorsichtigsten. Zwar haben 35 Prozent über einen Wechsel nachgedacht, aber nur 22 Prozent haben ihn gewagt – oft aus Angst vor Altersdiskriminierung. Doch gerade hier könnte die neue Offenheit der Personaler zum Gamechanger für „Silver Workers” werden.
Ausblick: Die Ära des Skills-Based Hiring
Der Durchbruch der Quereinsteiger markiert einen fundamentalen Wandel hin zum kompetenzbasierten Recruiting. Statt Kandidaten nach Abschlüssen oder früheren Jobtiteln zu filtern, rücken Zukunftsfähigkeiten wie Anpassungsfähigkeit, digitale Kompetenz und Problemlösungsfähigkeit in den Fokus.
Für 2026 und darüber hinaus erwarten Experten eine Beschleunigung dieses Trends. Mit dem massenhaften Renteneintritt der Babyboomer wird die Talentlücke größer – Arbeitgeber haben schlicht keine andere Wahl, als lernwillige Kandidaten aus anderen Feldern einzuarbeiten.
„Das Stigma des Patchwork-Lebenslaufs ist tot”, fasst der Report zusammen. „2025 ist ein vielfältiger Hintergrund keine rote Flagge mehr – sondern ein Wettbewerbsvorteil.”
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