Windows 11: Sprachsteuerung jetzt auf Chinesisch und Japanisch
06.12.2025 - 12:39:11
Microsoft erweitert seine Barrierefreiheits-Funktionen massiv. Mit dem jüngsten Update für Windows 11 können Nutzer den PC nun auch auf Chinesisch und Japanisch per Stimme steuern – während die klassische Tipps-App endgültig der KI weicht.
Die am 5. Dezember veröffentlichten Neuerungen im Insider Preview Build 26220.7344 markieren einen Strategiewechsel: Das Betriebssystem wird vom statischen Werkzeug zum aktiven Assistenten. Voice Access, Microsofts Technologie für die vollständige Sprachsteuerung, erreicht damit Millionen neuer Nutzer.
Voice Access erlaubt es seit Jahren, Windows komplett per Sprache zu bedienen – Menüs öffnen, E-Mails diktieren, Programme starten. Doch bislang funktionierte das fast ausschließlich auf Englisch. Diese Einschränkung fällt nun weg.
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“Voice Access bietet jetzt verbesserte Erkennung für Sprachmuster und unterstützt Chinesisch sowie Japanisch”, bestätigte Microsoft am 3. Dezember. Für Menschen mit motorischen Einschränkungen oder in Situationen, in denen Tastatur und Maus unpraktisch sind, öffnet sich damit eine völlig neue Nutzungsmöglichkeit.
Die Bedeutung dieser Erweiterung liegt auf der Hand: Allein in China und Japan leben über 1,5 Milliarden Menschen. Dass sie Windows nun in ihrer Muttersprache bedienen können, ohne auf Drittanbieter-Software zurückgreifen zu müssen, dürfte die Nutzung deutlich vereinfachen.
Flüssiges Diktat ohne Füllwörter
Parallel führt Microsoft die Fluid Dictation ein – eine KI-gestützte Funktion, die automatisch Versprecher und Füllwörter aus diktiertem Text entfernt. Wer kennt das nicht: “Äh, ich wollte sagen, dass wir morgen, also, das Meeting verschieben müssen.”
Mit Fluid Dictation landet im Textfeld: “Ich wollte sagen, dass wir das Meeting morgen verschieben müssen.” Die KI glättet den Sprachfluss in Echtzeit, ohne dass Nutzer nachträglich korrigieren müssen.
Ein weiteres Detail wird vor allem Fachleute freuen: Das benutzerdefinierte Sprachwörterbuch. Eigennamen, Fachbegriffe oder ungewöhnliche Wörter lassen sich manuell hinzufügen. Voice Access erkennt sie dann zuverlässig – eine Funktion, die bisher oft für Frust sorgte, wenn die Software etwa “Kubernetes” als “Container Deus” interpretierte.
Das Ende der Tipps-App
Während Microsoft die Sprachfunktionen ausbaut, verschwindet eine altbekannte Komponente: Die dedizierte Microsoft-Tipps-App wird nicht mehr weiterentwickelt. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Copilot und die Hilfe-App.
Was bedeutet das konkret? Statt statischer Anleitungen erhalten Nutzer jetzt kontextbezogene Vorschläge durch künstliche Intelligenz. Die “Tipps” erscheinen nicht mehr als vorgefertigte Texte, sondern als aktive Hilfestellung genau dann, wenn sie gebraucht werden.
Ein Beispiel dafür ist der neue Interpreter Agent in Microsoft Teams. Er übersetzt Gespräche in Echtzeit zwischen Teilnehmern verschiedener Sprachen. Kein Handbuch erklärt mehr, wie man die Übersetzung aktiviert – die KI schlägt sie automatisch vor, sobald sie erkennt, dass Menschen in unterschiedlichen Sprachen kommunizieren.
Unter der Haube: Standards für Entwickler
Neben den offensichtlichen Neuerungen hat Microsoft auch technische Grundlagen geschaffen:
Das Model Context Protocol (MCP) ist nun nativ in Windows integriert. Dieser offene Standard ermöglicht es KI-Agenten, sicher mit lokalen Apps zu kommunizieren. Für Entwickler bedeutet das: Sie können ihre KI-Tools deutlich einfacher mit dem Windows-Ökosystem verbinden.
Musiker und Produzenten profitieren vom Update der Windows MIDI Services. Die verbesserte Unterstützung für MIDI 1.0 und 2.0 sorgt dafür, dass Synthesizer und Controller reibungsloser mit Windows 11 zusammenarbeiten – besonders wichtig für professionelle Anwendungen in Studios.
Strategischer Schachzug für den asiatischen Markt
Die Erweiterung auf Chinesisch und Japanisch kommt nicht zufällig. Microsoft positioniert Windows 11 damit gezielt für zwei der größten Technologiemärkte weltweit. “Barrierefreiheit ist kein Nischenfeature mehr, sondern ein Wettbewerbsvorteil”, kommentierten Branchenbeobachter.
Tatsächlich verschiebt sich die Wahrnehmung: Was früher als Speziallösung für Menschen mit Behinderungen galt, wird zunehmend zum Standardwerkzeug. Sprachsteuerung ist praktisch – beim Autofahren, beim Kochen, bei körperlicher Arbeit. Je mehr Sprachen unterstützt werden, desto größer wird die potenzielle Nutzerbasis.
Was kommt als Nächstes?
Die neuen Funktionen laufen derzeit im Insider-Programm (Dev- und Beta-Channel) und erreichen die breite Öffentlichkeit voraussichtlich Anfang 2026 im Rahmen des 25H2-Updates. Microsoft kündigte weitere Verbesserungen bei Fluid Dictation an, ebenso wie zusätzliche Sprachen für Voice Access.
Die Abschaffung der klassischen Tipps-App macht jedoch eines deutlich: Eine aktive Internetverbindung und ein Microsoft-Konto werden immer zentraler für das Windows-Erlebnis. Wer die neuen Features entdecken will, kommt an Copilot kaum noch vorbei.
Ob das alle Nutzer begrüßen werden? Die Diskussion dürfte weitergehen. Fakt ist: Microsoft verwandelt Windows Schritt für Schritt von einem Werkzeug in einen Begleiter.
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