WhatsApp, Telegram

WhatsApp und Telegram: Indien zwingt zu radikaler SIM-Bindung

02.12.2025 - 11:19:12

Indiens Telekom-Behörde DoT dreht die Daumenschrauben an: Messenger-Dienste müssen binnen 90 Tagen eine dauerhafte SIM-Karten-Bindung einführen. Ohne eingelegte, aktive SIM-Karte? Kein WhatsApp, kein Telegram. Was auf den ersten Blick wie eine technische Spielerei wirkt, könnte die Art und Weise revolutionieren, wie über eine Milliarde Menschen kommunizieren – oder sie massiv einschränken.

Die neue Direktive, diese Woche vom Department of Telecommunications (DoT) verkündet, zielt auf Plattformen wie WhatsApp, Telegram, Signal und Snapchat. Der Hintergrund: explodierende Cyberkriminalität. Betrüger nutzen indische Nummern, ohne dass die SIM-Karte physisch im Gerät steckt – ein Schlupfloch, das die Regierung nun mit aller Härte schließen will.

Bislang läuft es so: WhatsApp sendet beim ersten Login einen Code per SMS, das war’s. Danach kann die SIM-Karte raus, gewechselt oder deaktiviert werden – die App funktioniert weiter. Diese Ära ist vorbei.

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Die neuen Telecommunication Cybersecurity (Amendment) Rules, 2025 klassifizieren Messenger als Telecommunication Identifier User Entities (TIUEs). Das bedeutet: kontinuierliche Echtzeitprüfung. Ist die registrierte SIM-Karte nicht mehr aktiv oder wurde entfernt, schaltet die App sofort ab. Kein Bypass, keine Gnade.

Für Millionen Inder, die im Ausland arbeiten oder reisen, dürfte das zum Problem werden. Wer seine indische SIM gegen eine lokale tauscht, verliert den Zugang zu seinem Account. Dual-SIM-Nutzer stehen vor ähnlichen Hürden: Was passiert, wenn das Datennetz über die zweite SIM läuft, während die Haupt-SIM passiv bleibt?

Sechs-Stunden-Limit für Desktop und Web

Doch damit nicht genug. WhatsApp Web, Telegram Desktop und ähnliche Browser-Versionen bekommen ebenfalls die Peitsche zu spüren. Alle sechs Stunden müssen sich Nutzer neu authentifizieren – per QR-Code-Scan vom Smartphone.

Schluss mit dauerhaft offenen Sitzungen im Büro oder auf dem heimischen Rechner. Die Regierung argumentiert, dass offene Web-Sessions ein Sicherheitsrisiko darstellen, etwa wenn Rechner gehackt oder Konten übernommen werden. Praktisch heißt das: Alle sechs Stunden Handy zücken, QR-Code scannen, weitermachen. Komfortabel? Nicht wirklich. Aber sicherer? Vielleicht.

„Digital Arrest”-Welle als Auslöser

Warum diese drastischen Maßnahmen? Indien kämpft mit einer Flut von „Digital Arrest”-Betrugsmaschen. Kriminelle, oft im Ausland sitzend, geben sich als Polizei oder Behörden aus, nutzen indische Nummern und erpressen Opfer. Die Täter operieren mit ausländischen Geräten, während die registrierten SIM-Karten längst inaktiv sind oder in anderen Händen liegen.

Die SIM-Bindung soll diese Lücke schließen: Jeder aktive Messenger-Account muss an eine nachverfolgbare, physisch präsente SIM gebunden sein. Theoretisch ein sinnvoller Ansatz – praktisch ein enormer Eingriff in die Bewegungsfreiheit digitaler Kommunikation.

Tech-Riesen vor massiven Hürden

Meta, Telegram und Co. stehen vor einem Albtraum. Die technische Umsetzung ist alles andere als trivial. Besonders Apple-Nutzer könnten leiden: iOS erlaubt aus Datenschutzgründen nur eingeschränkten Zugriff auf SIM-Status-Informationen. Apps können nicht einfach im Hintergrund permanent die SIM-Karte abfragen, ohne Akku und Privatsphäre zu gefährden.

Die Cellular Operators Association of India (COAI), die große Mobilfunkbetreiber vertritt, begrüßt die Maßnahme. Dagegen warnt die Internet and Mobile Association of India (IAMAI) vor regulatorischer Übermacht. Kritiker befürchten, dass legitime Nutzer zwischen die Fronten geraten: Reisende, Studenten im Ausland, Geschäftsleute mit mehreren SIM-Karten.

Drei Monate bis zur Zerreißprobe

Die Frist läuft: Februar 2026 müssen die Plattformen konform sein. In den kommenden Wochen dürften hinter verschlossenen Türen harte Verhandlungen toben. Silicon Valley gegen Neu-Delhi – ein Kräftemessen mit globaler Strahlkraft.

Denn sollte Indien Erfolg haben, könnten andere Nationen nachziehen. Pakistan, Bangladesch, Indonesien – alle kämpfen mit ähnlichen Betrugsphänomenen. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis? Wird Sicherheit zur neuen Währung, für die Nutzer ihre digitale Freiheit eintauschen müssen?

Die nächsten Monate werden zeigen, ob Indiens radikale SIM-Bindung ein Modell für die Zukunft ist – oder ein abschreckendes Beispiel dafür, wie schnell staatliche Kontrolle die Flexibilität des Internets ersticken kann.

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