WhatsApp öffnet sich: Meta startet Chat-Interoperabilität unter EU-Druck
28.12.2025 - 10:01:12WhatsApp führt auf DMA-Druck Interoperabilität ein: Nutzer können künftig mit anderen Messengern chatten, müssen dies aber aktiv freischalten. Neue Datenschutzkontrollen für KI-Nutzung ergänzen die Öffnung.
Meta öffnet WhatsApp für fremde Messenger – ein historischer Schritt. Der Konzern reagiert damit auf die strengen Vorgaben des europäischen Digital Markets Act (DMA) und führt zugleich neue Datenschutzkontrollen ein. Die Ankündigung markiert das Ende der geschlossenen „Walled Garden“-Strategie.
Neuer Datenschutz-Rahmen: Opt-in und getrennte Chats
Am Samstag, den 27. Dezember, hat Meta die Nutzungsbedingungen und die Datenschutzrichtlinie von WhatsApp aktualisiert. Kernstück ist die Einführung von „Drittanbieter-Chats“. Nutzer können künftig Nachrichten mit Nutzern konkurrierender Plattformen austauschen, ohne die App zu verlassen. Diese Interoperabilität ist jedoch strikt opt-in. In den Einstellungen muss die Funktion manuell aktiviert werden.
Die externen Konversationen landen in einem separaten Posteingang, klar getrennt von den regulären WhatsApp-Chats. Meta betont, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) nicht verhandelbar sei. Drittanbieter müssen technische Sicherheitsstandards nachweisen, die mit dem Signal-Protokoll von WhatsApp kompatibel sind.
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Zudem erhalten Nutzer mehr Kontrolle über ihre Daten im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Die neuen Bedingungen bieten klarere Mechanismen, um sich aus bestimmten Datenaustauschpraktiken zum Training generativer KI-Modelle auszuklinken – eine Reaktion auf die wachsende Kritik an der Nutzung persönlicher Kommunikationsdaten.
Ein philosophischer Bruch nach 16 Jahren
Die Öffnung für andere Messenger ist der größte strategische Wandel in der 16-jährigen Geschichte von WhatsApp. Die Plattform mit über 3 Milliarden monatlichen Nutzern operierte bisher als geschlossenes Netzwerk. Der DMA zwingt Meta als sogenannten „Gatekeeper“ nun gesetzlich dazu, seine Infrastruktur für kleinere Wettbewerber zu öffnen.
Erste europäische Dienste wie BirdyChat und Haiket sollen zu den Pionieren der Integration gehören. Laut Metas technischer Dokumentation werden zunächst Text, Bilder und Sprachnachrichten unterstützt. Erweiterte Funktionen wie Gruppenanrufe oder HD-Video-Teilung über Plattformgrenzen hinweg sollen erst schrittweise 2026 folgen.
Analysten weisen darauf hin, dass Meta die Nutzererfahrung mit Sicherheitshinweisen gestaltet. Beim Start eines Chats mit einem Drittanbieter zeigt WhatsApp eine Warnung an. Sie erklärt, dass die Datenverarbeitung durch die empfangende App unter deren eigene Datenschutzrichtlinie fällt. So verlagert Meta einen Teil der Verantwortung.
Regulatorischer Druck aus Italien treibt Wandel voran
Der Zeitpunkt der neuen Kontrollen ist kein Zufall. Nur drei Tage zuvor, am 24. Dezember, erließ die italienische Wettbewerbsbehörde (AGCM) eine einstweilige Anordnung gegen Meta. Sie verlangt die Aussetzung von Vertragsklauseln, die konkurrierende KI-Chatbots von der WhatsApp Business API ausgeschlossen haben sollen.
Die Behörde wirft Meta Missbrauch seiner Marktmacht vor. Die alten Bedingungen hätten Drittanbieter-KIs von Wettbewerbern wie OpenAI oder Anthropic benachteiligt und stattdessen Metas eigenen „Meta AI“-Assistenten begünstigt.
Meta kündigte an, gegen die Entscheidung Berufung einzulegen, die das Unternehmen für „grundlegend fehlerhaft“ hält. Die gleichzeitige Einführung der neuen Nutzerkontrollen zeigt jedoch eine Doppelstrategie: Während Meta die spezifische KI-Order vor Gericht bekämpft, demonstriert es mit verbessertem Datenschutz breite Kompliance mit den EU-Zielen. Der Tech-Riese balanciert so zwischen der Verteidigung seines Geschäftsmodells und der Beschwichtigung mächtiger Aufseher.
Experten: Öffnung bleibt theoretisch für viele Nutzer
Marktbeobachter deuten diese Entwicklungen als das Ende der Ära monolithischer Messenger. Indem Meta die neuen Regeln selbst umsetzt, versucht es, die Bedingungen der Öffnung mitzubestimmen, statt sie sich vollständig von Regulierern diktieren zu lassen.
Rechtsexperten für digitalen Wettbewerb merken an, dass Metas Interoperabilitäts-Vorgabe – insbesondere die Anforderung gleicher Verschlüsselungsstandards – für weniger sichere Konkurrenten eine Eintrittsbarriere sein könnte. So behält Meta die Hoheit über das Thema Privatsphäre, während es technisch die Vorgaben erfüllt.
Die Trennung der Drittanbieter-Chats in einen separaten Posteingang könnte die Akzeptanz der Nutzer jedoch bremsen. Verhaltensanalysen legen nahe, dass die allermeisten Nutzer im gewohnten WhatsApp-Ökosystem bleiben werden, solange die Erfahrung nicht nahtlos ist. Die „Öffnung“ bliebe dann für den Durchschnittsverbraucher eher theoretisch.
Ausblick: Rollout in Europa, globale Infrastruktur
Ab Anfang 2026 werden die neuen Funktionen schrittweise in App-Updates für Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verfügbar sein. Der Rollout konzentriert sich zunächst auf Europa, um die DMA-Fristen einzuhalten. Die technische Infrastruktur wird jedoch global aufgebaut, was ähnliche Features in anderen Rechtsgebieten möglich macht, sollten deren Regulierungen folgen.
Der Konflikt mit nationalen Aufsichtsbehörden wie der italienischen AGCM dürfte sich jedoch verschärfen. Die Integration von KI wird zur neuen Frontlinie bei der Monetarisierung. Der Kampf darum, wer Chatbots in der weltweit beliebtesten Messenger-App einsetzen darf, wird die nächste Evolutionsstufe der Plattform prägen. Die Nutzer haben neue Knöpfe zum Drücken bekommen – der größere Krieg um die Zukunft der digitalen Kommunikation ist damit aber noch lange nicht entschieden.
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