WhatsApp: EU-Verfahren und neue KI-Features kollidieren
07.12.2025 - 23:10:12Die EU-Kommission eröffnet ein Kartellverfahren gegen Metas WhatsApp-Business-API, während der Messenger gleichzeitig neue KI-Funktionen für Nutzer und verbesserte Sicherheitseinstellungen einführt.
Meta steht vor einem Spagat: Während die EU-Kommission am Donnerstag ein formelles Kartellverfahren gegen die WhatsApp-Geschäftspolitik eröffnete, rollte der Messenger-Riese zeitgleich neue KI-Funktionen aus. Die Botschaft aus Brüssel ist unmissverständlich – der Konzern könnte Konkurrenz im KI-Markt systematisch abwürgen.
Brüssel nimmt Meta ins Visier
Die EU-Kommission wirft Meta vor, durch neue Richtlinien für die WhatsApp Business API den Wettbewerb zu verzerren. Der Kern des Problems: Seit Oktober verbietet eine Unternehmensrichtlinie externen KI-Anbietern die Nutzung der Geschäftsschnittstelle, wenn ihr Hauptgeschäft künstliche Intelligenz ist.
Was bedeutet das konkret? Unternehmen dürfen Fremd-KI weiterhin für Hilfsfunktionen wie automatisierte Kundenbetreuung einsetzen. Eigenständige KI-Assistenten von Wettbewerbern sind jedoch tabu. „Die Kommission befürchtet, dass diese neue Politik Drittanbieter von KI-Diensten daran hindert, ihre Leistungen über WhatsApp im Europäischen Wirtschaftsraum anzubieten”, heißt es in der offiziellen Stellungnahme.
Viele Unternehmen wissen nicht, ob die neue EU‑KI-Verordnung und die aktuellen Vorgänge rund um Messaging-APIs ihr Chatbot‑Business betreffen. Fristen, Kennzeichnungspflichten und Risikoklassen können schnelle technische und dokumentarische Anpassungen nötig machen – wer unvorbereitet ist, riskiert Bußgelder oder Marktausschlüsse. Unser kostenloser Umsetzungsleitfaden erklärt verständlich, welche Pflichten jetzt gelten, wie Sie Ihr System klassifizieren und welche Übergangsfristen relevant sind. Jetzt KI-Verordnung-Leitfaden herunterladen
Für bestehende Anbieter greift das Verbot am 15. Januar 2026 vollständig. Neue Dienstleister sind bereits seit Mitte Oktober ausgeschlossen. Schützt Meta damit bewusst seinen eigenen „Meta AI”-Assistenten? Die Aufsichtsbehörden vermuten genau das.
Ein WhatsApp-Sprecher wies die Vorwürfe am Donnerstag als „haltlos” zurück. KI-Chatbots würden die Systeme belasten, für die sie nicht konzipiert seien.
KI macht jetzt auch den Status kreativ
Parallel zum Rechtsstreit treibt WhatsApp die Produktentwicklung voran. Am Freitag bestätigten Quellen aus dem Google Play Beta-Programm: Die neue „Imagine”-Funktion für Status-Updates läuft bereits in der Android-Beta-Version 2.25.36.12.
Das Feature nutzt Meta AI, um Bilder vor dem Teilen kreativ zu verändern. Per Texteingabe lassen sich Elemente hinzufügen oder entfernen, Hintergründe austauschen oder Fotos komplett neu gestalten. Verabschieden wir uns also vom einfachen Schnappschuss? Die Funktion verschiebt jedenfalls die Grenzen zwischen Realität und KI-generiertem Content.
Derzeit steht „Imagine” nur einer begrenzten Beta-Nutzergruppe zur Verfügung. Eine breitere Einführung soll in den kommenden Wochen folgen. Das Feature fügt sich in Metas übergeordnete Strategie ein, den KI-Assistenten tief in alle Social-Media-Plattformen des Konzerns zu integrieren.
Gruppenchats werden smarter und sicherer
Am Samstag erhielten Beta-Tester Zugriff auf eine weitere Neuerung: „Recent History Sharing” zeigt neuen Gruppenmitgliedern Nachrichten der vergangenen 24 Stunden. Bisher starteten Neu-Mitglieder mit leerem Chat-Fenster – oft fehlte dadurch der Kontext für laufende Diskussionen.
Die Funktion soll das Onboarding erleichtern, ohne die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu gefährden. Parallel dazu wurde eine „Strict Account Security”-Einstellung gesichtet. Mit einem Tippen aktivieren Nutzer gebündelte Schutzmaßnahmen: Medien von unbekannten Kontakten werden blockiert, Anrufe von fremden Nummern stummgeschaltet und Gruppen-Einladungen auf Kontakte beschränkt.
Vereinfacht das die Sicherheit für technisch weniger versierte Nutzer? Definitiv – statt einzelner Detaileinstellungen greift ein umfassendes Schutzpaket.
Was bedeutet das für Marketing-Strategien?
Die Entwicklungen stellen Unternehmen vor widersprüchliche Herausforderungen zum Jahresende.
Eingeschränkte KI-Tools: Die EU-Untersuchung ist ein Warnsignal für Firmen, die auf externe KI-Chatbots für WhatsApp-Marketing setzen. Mit der Frist im Januar 2026 könnten bestehende Anbieter gezwungen sein, auf Metas native Lösungen umzusteigen oder ihre Automatisierung auf simple Support-Skripte zu reduzieren.
Kreative Chancen: Die „Imagine”-Funktion eröffnet dagegen neue Möglichkeiten. Sobald das Tool die Beta-Phase verlässt, könnten Marken KI-generierte Bilder für visuell ansprechendere Status-Inhalte nutzen – ein Format, das zunehmend organisches Engagement treibt.
Datenschutz zuerst: Die neuen Sicherheitseinstellungen erschweren die Kaltakquise weiter. Nutzer könnten künftig Medien und Anrufe unbekannter Nummern automatisch blockieren. Die „Gießkannen-Methode” im WhatsApp-Marketing stirbt damit endgültig. Der Fokus muss auf Inbound-Marketing liegen – Kunden müssen die Geschäftsnummer eigenständig speichern, bevor Kommunikation beginnt.
Wie geht es weiter?
Die kommenden Monate werden entscheidend für WhatsApps Ökosystem. Die EU-Untersuchung steht erst am Anfang – ihr Ausgang könnte Meta zwingen, die Governance der Business API grundlegend zu überarbeiten. Möglicherweise öffnet sich die Tür für konkurrierende KI-Dienste wieder.
Kurzfristig dürften „Imagine” und „Recent History Sharing” Anfang 2026 in der stabilen App-Version landen. Für Unternehmen gilt: Verifizierte, einvernehmliche Kundenbeziehungen werden zur Pflicht. Die technischen und regulatorischen Hürden gegen unerwünschte automatisierte kontaktaufnahme steigen rapide.
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