US-Zölle: Deutsche Exporte brechen um 9 Prozent ein
03.12.2025 - 18:09:12Die Zahlen sind eindeutig: Deutschlands Exportwirtschaft erlebt den härtesten Einbruch im USA-Geschäft seit Jahren. Fast 9 Prozent Minus für 2025 – eine direkte Folge von Trumps Zollpolitik. Auch die Schweiz kämpft trotz diplomatischem Teilerfolg mit massiver Verunsicherung.
Neue Wirtschaftsdaten von Germany Trade & Invest (GTAI) und der OECD, die zwischen Montag und heute veröffentlicht wurden, zeichnen ein düsteres Bild: Die Zollmauern des “America First”-Kurses haben die transatlantischen Handelsbeziehungen grundlegend verändert. Für deutsche Maschinenbauer und Autohersteller bedeutet das einen Kampf ums wirtschaftliche Überleben.
Germany Trade & Invest warnte am Montag vor einem Rückgang der deutschen US-Exporte um 8 bis 9 Prozent für das Gesamtjahr. Die Ursache: der Basis-Zollsatz von 15 Prozent auf EU-Importe, der seit 7. August gilt, sowie Strafzölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium.
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“Die aggressive Zollpolitik der US-Regierung wird zur wachsenden Belastung”, heißt es im GTAI-Bericht. Besonders dramatisch: Viele mittelständische Maschinenbauer haben die Zusatzkosten bisher selbst geschultert, um Marktanteile zu halten. Doch diese Strategie stößt an finanzielle Grenzen.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamts bestätigen den Trend. Bereits im Spätsommer waren die Exporte “Made in Germany” in die USA auf den niedrigsten Stand seit 2021 gefallen. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) spricht von einer “dramatischen” Situation – vier Monate in Folge rückläufige Exporte deuten auf einen strukturellen Wandel hin, nicht nur eine vorübergehende Delle.
Für 2026 rechnet die GTAI mit weiteren Belastungen. Dann werden die Unternehmen die Zollkosten wohl an ihre Kunden weitergeben müssen – was die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich schwächt.
Schweizer Skepsis trotz Zoll-Zugeständnis
Die Schweiz erlebte eine diplomatische Achterbahnfahrt. Nach dem Schock-Zoll von 39 Prozent am Nationalfeiertag, dem 1. August, gelang Bern Mitte November eine Verhandlungslösung: Senkung auf 15 Prozent. Doch wie nachhaltig ist dieser Erfolg?
Eine heute von Swissinfo veröffentlichte Umfrage zeigt: Rund zwei Drittel der Schweizer Befragten stehen dem Abkommen skeptisch gegenüber. 15 Prozent Zoll – das ist zwar deutlich weniger als 39 Prozent, aber immer noch eine massive Hürde im Vergleich zum früheren Freihandel.
Die OECD teilte gestern diese Zurückhaltung. In ihrer aktualisierten Prognose rechnet die Organisation für die Schweiz mit lediglich 1,1 Prozent BIP-Wachstum 2025 und 1,2 Prozent 2026. Zwar verbessere die Zollsenkung die Aussichten “leicht”, aber “erhöhte Unsicherheit wird die Investitionen in den kommenden Jahren belasten”.
Einen Lichtblick gibt es: Pharmaprodukte und Goldexporte bleiben von den höchsten Zöllen verschont. Für die Maschinen- und Elektroindustrie (MEM-Branche) bleibt die 15-Prozent-Marke jedoch eine gewaltige Barriere. Der Branchenverband Swissmem hatte die US-Handelspolitik zuvor als “Angriff auf die Schweiz” bezeichnet – und die Sorgen sind nicht verflogen.
Welthandel im Abwärtstrend
Der regionale Einbruch fügt sich in ein globales Muster. Die UN-Handels- und Entwicklungsorganisation UNCTAD prognostizierte heute ein Absinken des weltweiten Wirtschaftswachstums auf 2,6 Prozent bis 2026.
Besonders beunruhigend: Handelsströme werden zunehmend von “Finanzkanälen und Zöllen” bestimmt statt von realer Nachfrage. Anfang 2025 hatten viele Firmen noch schnell Waren geordert, um den drohenden Zöllen zuvorzukommen – dieser “Vorzieheffekt” ist nun verpufft und hinterlässt leere Auftragsbücher.
“Ein sich verschlechterndes politisches Umfeld bremst das Wachstum weltweit”, stellt der UNCTAD-Bericht fest. Für exportstarke Nationen wie Deutschland und die Schweiz potenziert diese globale Verlangsamung den Schmerz der direkten US-Zölle.
Das neue Normal: 15 Prozent als Preisaufschlag
Die unterschiedliche Behandlung Deutschlands und der Schweiz durch Washington zeigt die transaktionale Natur der aktuellen US-Handelspolitik. Die Schweiz konnte durch direkte Verhandlungen und Zugeständnisse bei eigenen Agrarzöllen eine Sonderregelung erreichen. Deutschland hingegen, gebunden an die gemeinsame EU-Handelspolitik, muss die pauschalen 15 Prozent hinnehmen – ohne Aussicht auf bilaterale Ausnahmen.
“Unternehmen müssen mit einem dauerhaften Kostennachteil von 15 Prozent kalkulieren”, konstatierten Ökonomen der Universität St. Gallen zur Schweizer Einigung. Diese fundamentale Verschiebung zwingt zum Umdenken: Manche Hersteller beschleunigen Pläne zur Produktionsverlagerung in die USA – was zwar Umsätze rettet, aber heimische Arbeitsplätze kostet.
Unsichere Aussichten für 2026
Das kommende Jahr bleibt von Unwägbarkeiten geprägt. Deutsche Exporteure stehen laut GTAI vor einem “schwierigen Jahr”, in dem die volle Jahreswirkung der Zölle sichtbar wird. Für die Schweiz liegt der Fokus darauf, den unverbindlichen Rahmen in einen formellen Vertrag zu gießen. Doch die Sorge bleibt: Sollten versprochene Investitionsziele – etwa die angekündigten 200 Milliarden Euro Schweizer Investitionen in den USA – verfehlt werden, könnte Washington die 39 Prozent jederzeit wieder aktivieren.
Die OECD rät der Schweiz in ihrem gestrigen Bericht, rasch Abkommen mit der EU zu ratifizieren, um US-Verluste abzufedern. Eine Strategie, die auch in Berlin an Zugkraft gewinnen dürfte. Der innereuropäische Handel könnte zur Notlösung werden, während die transatlantische Eiszeit anhält.
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