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Trust Wallet: Millionen-Diebstahl erschüttert Cybersicherheit

28.12.2025 - 08:52:12

Ein Angriff auf die Trust-Wallet-Erweiterung führte zu massiven Verlusten und zeigt die Verwundbarkeit digitaler Wallets. Das Unternehmen kündigt eine vollständige Entschädigung der Geschädigten an.

Ein raffinierter Angriff auf die Browser-Erweiterung von Trust Wallet hat zu einem Diebstahl von rund 7 Millionen Euro geführt. Der Vorfall offenbart die wachsende Verwundbarkeit digitaler Zahlungsmittel in einer zunehmend gefährlichen Cyber-Landschaft.

Angriff über die Hintertür: Kompromittierte Software-Aktualisierung

Der Angriff traf hauptsächlich Nutzer der Google Chrome-Erweiterung. Hacker hatten Zugang zu einem geleakten Chrome Web Store API-Schlüssel erlangt. Mit diesen Zugangsdaten konnten sie die interne Prüfung umgehen und am 24. Dezember eine bösartige Version (2.68) der Erweiterung veröffentlichen.

Diese infizierte Software enthielt Schadcode, der die geheimen Seed-Phrases der Nutzer abfing. Wer zwischen dem 24. und 26. Dezember die Erweiterung aktualisierte und sich einloggte, hatte sein digitales Vermögen verloren. Die gestohlenen privaten Schlüssel wurden an einen Server der Angreifer gesendet, die daraufhin umgehend Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Solana aus den betroffenen Wallets abzogen.

Der On-Chain-Experte ZachXBT gehörte zu den Ersten, der die ungewöhnlichen Transaktionen am ersten Weihnachtsfeiertag öffentlich machte. Trust Wallet reagierte mit der dringenden Aufforderung, auf die gepatchte Version 2.69 zu aktualisieren. Alle, die die Erweiterung in dem kritischen Zeitfenster genutzt hatten, sollten ihre Gelder sofort auf neue Adressen transferieren.

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Besorgniserregender Trend: Cyberkriminalität auf Rekordniveau

Der Vorfall ist kein Einzelfall, sondern Teil eines alarmierenden Musters. Laut einem Bericht der Analysefirma Chainalysis übersteigt der Wert gestohlener Kryptowährungen 2025 bereits 3,4 Milliarden Dollar. Die Taktik der Angreifer hat sich verschoben: Waren 2024 noch zentralisierte Börsen das Hauptziel, so greifen Kriminelle 2025 vermehrt private Wallets an. Diese Kompromittierungen machen inzwischen fast 20 Prozent des gesamten Diebstahlwerts aus.

Experten sehen den Grund in verbesserten Sicherheitsvorkehrungen der großen Plattformen. Biometrische Sicherheit und KI-gestützte Betrugserkennung zwingen die Angreifer, auf “weichere” Ziele auszuweichen: die Endnutzer und ihre Software. Der Trust-Wallet-Hack ist ein Musterbeispiel für diese Strategie. Durch die Kompromittierung eines einzigen Schwachpunkts – des API-Schlüssels – konnten Tausende Nutzer gleichzeitig getroffen werden.

“Die Angriffe sind von simplen Phishing-E-Mails zu komplexen Supply-Chain-Attacken mutiert”, kommentiert ein Forscher des Sicherheitsunternehmens PeckShield. “Es geht nicht mehr darum, den Nutzer zu täuschen. Jetzt kompromittieren sie die Werkzeuge, denen der Nutzer vertraut.”

Vertrauensverlust und die Reaktion des Marktes

Um das verlorene Vertrauen wiederherzustellen, kündigte Trust Wallet am 27. Dezember an, alle Geschädigten vollständig zu entschädigen. Betroffene müssen ihren Verlust auf einem Support-Portal nachweisen. Auch Binance-Gründer Changpeng Zhao sicherte öffentlich zu, dass die Verluste gedeckt werden. Das Unternehmen verfüge über ausreichende Reserven für die rund 7 Millionen Euro.

Dennoch hat der Vorfall den Markt für digitale Zahlungen aufgeschreckt. Er zeigt, dass selbst non-custodial Wallets – also Geldbörsen, bei denen der Nutzer die volle Kontrolle hat und die als sicherer als Börsen gelten – nicht gefeit sind. Ihre Sicherheit hängt von der Integrität der Software-Updates und der operativen Sicherheit der Entwickler ab.

Sicherheitsexperten raten als Konsequenz erneut zum Einsatz von Hardware Wallets (Cold Storage) für größere Beträge. Diese physischen Geräte sind gegen browserbasierte Malware immun, da jede Transaktion eine physische Bestätigung erfordert.

Ausblick: Mehr Sicherheit durch Regulierung?

Der Vorfall dürfte die regulatorische Debatte über Sicherheitsstandards für Finanzsoftware befeuern. Fachleute erwarten, dass DevSecOps – die Integration von Sicherheitspraktiken in den gesamten Entwicklungsprozess – zum verpflichtenden Standard für Zahlungsanwendungen werden könnte.

Für Nutzer lautet die unmittelbare Empfehlung: Extreme Vorsicht bei Browser-Erweiterungen. Konkret heißt das: Automatische Updates für sensible Erweiterungen deaktivieren, separate Browser-Profile für Finanztransaktionen nutzen und Entwicklerkonten mit hardwarebasierter Zwei-Faktor-Authentifizierung (wie YubiKey) schützen.

Die Ereignisse der letzten Tage machen eines deutlich: Im Zeitalter sofortiger digitaler Zahlungen geht Bequemlichkeit oft auf Kosten der Sicherheit. Da Cyberkriminelle ihre Methoden verfeinern, verlagert sich die Last der Verteidigung von der Wachsamkeit des Einzelnen hin zur strukturellen Integrität der gesamten Software-Lieferkette.

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