TK-Daten: Weniger Krankenstände, aber mentale Gesundheit auf Rekordhoch
23.12.2025 - 11:02:12Die Techniker Krankenkasse meldet sinkende Fehltage, doch psychische Leiden erreichen einen neuen Rekordwert und fordern Personalabteilungen heraus.
Die Krankenstände in Deutschland sinken erstmals wieder spürbar – doch die Erholung trügt. Neue Daten der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen einen alarmierenden Daueranstieg bei psychischen Erkrankungen, der Personalabteilungen vor komplett neue Herausforderungen stellt.
HAMBURG. Die durchschnittliche Zahl der Krankentage pro erwerbstätigem TK-Mitglied sank in den ersten elf Monaten 2025 auf 16,98 Tage. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den 17,58 Tagen im Vorjahreszeitraum. Der Hauptgrund für die Entspannung liegt auf der Hand: Atemwegserkrankungen wie Grippe oder Corona gingen deutlich zurück.
„Der wesentliche Grund für den Rückgang sind weniger Fehltage aufgrund von Erkältungen“, erklärt TK-Chef Dr. Jens Baas die heute veröffentlichten Zahlen. Konkret fielen die krankheitsbedingten Fehlzeiten bei Atemwegsinfekten auf durchschnittlich 3,86 Tage – ein Tiefstand im Vergleich zu den letzten Jahren.
Die stille Epidemie: Psychische Leiden erreichen Allzeithoch
Doch hinter der erfreulichen Gesamtbilanz verbirgt sich ein beunruhigender Trend. Während die klassischen Infekte zurückgehen, steigen die Fehltage aufgrund psychischer Diagnosen wie Depressionen oder Angststörungen unvermindert an.
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Im Jahr 2025 verursachten psychische Erkrankungen bereits 3,47 Krankentage pro Kopf – ein neuer Rekordwert. Die Entwicklung zeigt eine kontinuierliche Verschlechterung:
* 2022: 3,06 Tage
* 2023: 3,28 Tage
* 2024: 3,43 Tage
* 2025: 3,47 Tage
Für Personalverantwortliche bedeutet dies eine strategische Zäsur. Die Zeiten, in denen Krankenstände vor allem über Infektionsschutz gesteuert werden konnten, sind vorbei. Die neue Herausforderung sind langandauernde, schwer vorhersehbare Ausfälle durch psychische Belastungen.
Finanzielle Sprengkraft: Steigende Kosten zwingen zum Umdenken
Die neuen Krankendaten kommen zu einem finanziell angespannten Zeitpunkt. Erst vergangene Woche beschloss der TK-Verwaltungsrat eine Erhöhung des Zusatzbeitrags auf 2,69 Prozent für 2026. Die gestiegenen Ausgaben für Gesundheitsversorgung und Entgeltfortzahlung lasten damit doppelt auf den Unternehmen.
Gleichzeitig eröffnet die Digitalisierung des Gesundheitswesens neue Möglichkeiten. TK-Chef Baas verwies bereits Anfang Dezember auf die wachsende Bedeutung datengestützter Strategien. Die Frage für die Personalarbeit lautet: Wie können anonymisierte Datenströme – etwa aus der elektronischen Patientenakte (ePA) – genutzt werden, um gezielte Präventionsangebote zu entwickeln?
Drei Handlungsfelder für das Personalmanagement
Angesichts der Datenlage müssen Unternehmen ihre Gesundheitsstrategie jetzt anpassen:
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Ursachen analysieren, nicht nur Zahlen vergleichen
Ein stabiler Krankenstand kann täuschen. Moderne HR-Analytics müssen psychische Belastungen in einzelnen Abteilungen früh erkennen, bevor es zu langen Ausfällen kommt. -
Von der Reaktion zur Prävention wechseln
Bei durchschnittlich 3,5 Fehltagen pro Mitarbeiter durch psychische Leiden lohnt sich Vorbeugung. Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen und „Pulse-Checks“ identifizieren Stressherde, bevor der Krankenschein folgt. -
Die digitale Dividende nutzen
Die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet Chancen. Unternehmen sollten prüfen, wie anonymisierte Daten helfen können, maßgeschneiderte Angebote – von Resilienztraining bis zur Rückenschule – zu entwickeln.
Ausblick 2026: Psychische Gesundheit wird zum Dauerthema
Die Botschaft der TK-Daten ist klar: Die Phase akuter Pandemie-Folgen geht zu Ende, doch die mentale Gesundheitskrise in der Arbeitswelt bleibt. Für 2026 zeichnet sich ab, dass psychische Belastungen zum strukturellen Kostenfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland werden.
Die Antwort kann nur in einer datengestützten, vorbeugenden Gesundheitsstrategie liegen. Obstkörbe und Betriebssport reichen nicht mehr aus. Es geht darum, die Ursachen psychischer Belastungen im modernen Arbeitsumfeld systematisch anzugehen – bevor sie zu langen Ausfallzeiten führen.
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Quellen: Pressemitteilungen der Techniker Krankenkasse (23., 19. und 8. Dezember 2025)


