Surface Duo: Verlorenes Microsoft-Betriebssystem taucht wieder auf

Ein funktionsfähiger Build des eingestellten Andromeda OS von Microsoft ist aufgetaucht und läuft auf dem Surface Duo. Der Leak gibt Einblick in eine nie realisierte mobile Windows-Vision.

Ein funktionsfähiges Build des abgesagten Andromeda OS ist aufgetaucht und läuft nun auf dem originalen Surface Duo. Die Leckgabe bietet einen einzigartigen Blick auf Microsofts verworfenen Plan für ein Windows-Handy.

Ein Stück Technik-Geschichte wird lebendig

Kurz nach Weihnachten schlug die Nachricht wie eine Bombe ein: Ein installierbares Image von Andromeda OS, einer Windows-Variante mit der Build-Nummer “8828080”, kursiert im Netz. Der bekannte Entwickler Gustave Monce hat es ermöglicht, das Android-System des ersten Surface Duo durch diese eingemottete Software zu ersetzen. Es handelt sich um einen Build aus dem Jahr 2018, kurz nach der internen Absage des Projekts. Während bisher nur Screenshots kursierten, kann nun erstmals jeder die Software selbst ausprobieren – ein Festgeschenk für die Windows-Modding-Community.

Die Installation ist jedoch kein Kinderspiel. Sie löscht alle Daten auf dem Gerät und ist nur für das Surface Duo der ersten Generation geeignet. Für das Nachfolgemodell Duo 2 fehlen die notwendigen Treiber. Early Tester berichten von den erwarteten Bugs und Stabilitätsproblemen einer sieben Jahre alten, unfertigen Software.

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Andromeda OS: Mehr Museum als Alltagsbegleiter

Was bietet das wiederbelebte Betriebssystem? Die Kern-Idee wird sichtbar: eine gestenbasierte Navigation und eine Dual-Screen-Oberfläche, die beide Displays als durchgehende Fläche für digitale Notizen behandelt. Das Home-Screen-Konzept ähnelt eher einem digitalen Whiteboard als einer App-Galerie – ganz im Sinne des “Pocket PC”-Gedankens.

Doch die praktischen Grenzen sind deutlich. Ein funktionierendes App-Ökosystem existiert nicht, nur einige wenige Test-Apps der UWP-Plattform sind an Bord. Kritische Funktionen wie Mobilfunk-Empfang oder zuverlässiges Power-Management fehlen oder arbeiten unzuverlässig. Experten betonen: Dies ist ein “Museumsexponat”, kein tauglicher Daily Driver.

Warum Microsoft den Kurs änderte

Das Auftauchen von Andromeda wirft erneut die Frage auf: Was, wenn Microsoft dabei geblieben wäre? Der Leak unterstreicht den strategischen Schwenk des Konzerns von 2018. Damals entschied man sich gegen das eigene Windows Core OS und für Android als Basis des Surface Duo. Der Grund war simpel und gewichtig: das Fehlen eines wettbewerbsfähigen App-Angebots. Mit Android und dem Google Play Store sicherte sich Microsoft den Zugang zu Millionen von Apps – eine Grundvoraussetzung für ein kommerzielles Smartphone.

Doch der spätere, nur mäßige Erfolg des Android-basierten Duo lässt einige Beobachter zweifeln. Hätte die Nischen-Strategie mit einem eigenständigen System nicht eine treuere Fangemeinde bedienen können? Tech-Historiker sehen im Leak eine Bestätigung: Das Hardware-Design des Duo mit seinen dicken Rändern und ungewöhnlichen Seitenverhältnissen war ursprünglich auf Andromeda zugeschnitten. Es ergibt im Kontext dieser tablet-lastigen, stiftorientierten Oberfläche deutlich mehr Sinn.

Das Erbe lebt in Windows 11 weiter

Auch wenn Andromeda nie erschien, sein Einfluss ist geblieben. Elemente des “Fluid”-Designs und der modularen Anpassungsfähigkeit finden sich heute in Windows 11 und verschiedenen Surface-Softwareverbesserungen wieder. Der Leak erlaubt es der Community, diese Verbindungslinien nun direkt nachzuvollziehen – wie eine digitale Archäologie, die einen Wendepunkt in Microsofts Hardware-Geschichte dokumentiert.

Für die Zukunft bleibt das Projekt vor allem ein Spielplatz für Entwickler und Enthusiasten. Gustave Monce hat klargestellt, dass das geschlossene System kaum um wesentliche Features erweitert werden kann. Doch der Leak zementiert den Ruf des originalen Surface Duo als eines der interessantesten und “hackbarsten” Geräte seiner Ära. Besitzer stehen nun vor der Wahl: Bleiben beim alternden Android-Support oder der Sprung in eine fehlerhafte, aber faszinierende Alternative – die mobile Zukunft, die Microsoft nie wagte.

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