Stiftung Warentest löst Ärger mit Osteoporose-Rat aus
22.12.2025 - 15:12:12Eine Empfehlung der Verbraucherorganisation zur Früherkennung stößt auf scharfe Kritik von Fachgesellschaften. Experten warnen vor einer Vergrößerung der Versorgungslücke.
Berlin. Die Stiftung Warentest hat mit einer neuen Bewertung einen Sturm der Entrüstung in der Ärzteschaft entfacht. Die Verbraucherschützer raten in einer Mitte Dezember veröffentlichten Analyse davon ab, Knochendichtemessungen zur Osteoporose-Früherkennung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) zu bezahlen. Stattdessen empfehlen sie ein gestuftes Vorgehen mit Risikofragebögen. Führende Osteologen und Fachverbände wie der Dachverband Osteologie (DVO) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) halten diese pauschale Aussage für fahrlässig. Sie fürchten, dass dadurch eine ohnehin kritische Behandlungslücke noch weiter aufreißt.
Im Zentrum des Streits steht der Wert der Früherkennung. Stiftung Warentest bewertet den Nutzen der Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) für Menschen ohne konkrete Risikofaktoren als nicht ausreichend belegt. Die Kosten von 40 bis 70 Euro seien daher für Selbstzahler oft nicht gerechtfertigt. Die medizinische Fachwelt sieht das fundamental anders.
Dr. Friederike Thomasius, Vorsitzende der DVO-Leitlinienkommission, kritisierte die Einschätzung scharf. Die aktuellen S3-Leitlinien empfielen eine Osteoporose-Abklärung für alle Frauen und Männer ab 70 Jahren – unabhängig von weiteren Risiken. „Das alleinige Vertrauen auf Fragebögen ignoriert den stummen Verlust von Knochenmasse“, so Thomasius. „Wenn klinische Risikofaktoren offensichtlich werden, hat bei vielen Patienten bereits ein irreversibler Abbau stattgefunden.“
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Neue Daten offenbaren dramatische Versorgungslücke
Die Kontroverse kommt zu einem brisanten Zeitpunkt. Erst am vergangenen Freitag, dem 19. Dezember, veröffentlichte das Deutsche Ärzteblatt alarmierende Zahlen. Demnach erhalten rund 76 Prozent der Frauen mit hohem Frakturrisiko oder manifester Osteoporose keine adäquate Therapie. Diese massive Unterversorgung besteht, obwohl wirksame Medikamente und klare Diagnosewege verfügbar sind.
Osteoporose wird oft als „stiller Dieb“ bezeichnet, da der Knochenschwund lange symptomlos verläuft. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die DXA-Messung meist erst, wenn bereits ein Bruch vorliegt oder spezifische Risikofaktoren dokumentiert sind. Vorsorgeuntersuchungen fallen häufig in den IGeL-Bereich. Die pauschale Abwertung als „unnötig“ könnte nun viele Menschen davon abhalten, frühzeitig Klarheit über ihre Knochengesundheit zu suchen.
DXA-Messung: Goldstandard statt optionales Add-on
Die Debatte offenbart ein grundlegendes Missverständnis des modernen Diagnoseprozesses. Es geht nicht um Fragebogen oder Messung, sondern um eine kombinierte Risikobewertung.
Die DXA-Messung liefert den T-Score, eine messbare Größe, die für drei Punkte unverzichtbar ist:
* Basiswert: Sie schafft einen Ausgangspunkt, um den Knochenverlust über Jahre zu verfolgen.
* Risikokalkulation: Der aktuelle DVO-Risikorechner verbindet den DXA-Wert mit klinischen Faktoren für eine präzise Frakturprognose.
* Therapieentscheidung: Viele Behandlungsgrenzwerte hängen direkt von der Knochendichte ab.
Der BVOU betont, dass die DXA-Messung medizinisch valide und für eine leitliniengerechte Versorgung in vielen Fällen notwendig sei, die die Kassen noch nicht vollständig abdecken.
Systemfrage: Sparen heute, zahlen morgen?
Der Konflikt berührt auch die Ökonomie des Gesundheitssystems. Kritiker monieren: Wenn Stiftung Warentest Verbraucher schützen wolle, sollte sie sich für eine bessere Kassenerstattung von Vorsorgeuntersuchungen einsetzen, nicht von der Maßnahme abraten.
„Patienten heute 50 Euro zu ersparen, riskiert, das System morgen tausende Euro an Frakturbehandlung zu kosten“, bringt es ein Vertreter einer Patientenorganisation auf den Punkt. Die volkswirtschaftliche Last osteoporotischer Brüche – inklusive Operationen, Reha und Pflege – wird in Deutschland auf Milliardenbeträge pro Jahr geschätzt.
Was bedeutet das für Betroffene?
Angesichts widersprüchlicher Ratschläge bleibt für Patienten der Rat der Fachleute maßgeblich:
1. Fachärztliche Beratung: Insbesondere Frauen über 60 und Männer über 70 sollten ihr individuelles Risiko mit einem Osteologen oder Orthopäden besprechen.
2. Leitlinien beachten: Die S3-Leitlinien sind der wissenschaftliche Standard. Eine darauf basierende Empfehlung zur Messung ist medizinisch indiziert.
3. Ganzheitlicher Ansatz: Zur Diagnose gehören auch Lebensstilfaktoren wie Vitamin-D-Versorgung, Kalziumaufnahme und Krafttraining.
Die Hoffnung ruht auf den für 2026 erwarteten Disease-Management-Programmen (DMP) für Osteoporose. Bis diese die Lücke zwischen Leitlinie und Kassendeckung schließen, bleibt die Knochendichtemessung aus Expertensicht eine entscheidende Investition in die eigene Mobilität.
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