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Sparer stehen seit der Entscheidung der EZB, Leitzinsen auf ein historisches Niveau abzusenken, auf verlorenem Posten.

29.01.2018 - 15:52:46

Gebühren: Wann ist ein Aktiendepot zu teuer?. In den letzten Jahren sind die Habenzinsen so drastisch geschrumpft, dass Privathaushalte mit Sparbuch und Tagesgeldkonto nicht einmal mehr Mini-Zinsgewinne einfahren. Zinsen unter der 1-Prozent-Marke sorgen – nach Abzug der Inflation – für einen Realverlust. 1.000 Euro, die heute auf dem Bankkonto liegen, sind in 12 Monaten deutlich weniger wert.

Auf der anderen Seite entwickeln sich die Aktienmärkte prächtig. Wer sich 2011 für den Kauf eines Aktienpakets entschieden hat, konnte bis 2016 eine durchschnittliche Rendite (nach dem DAI-Renditedreieck) von 14,2 Prozent erzielen. Damit haben die Börsen die Preissteigerungsrate um Längen geschlagen. Ein Grund mehr, um schnell ein Depot zu eröffnen und in den Handel einzusteigen? Bei den Gebühren erleben Börsenneulinge, die überstürzt reagieren, schnell eine Überraschung.

Depotführungsgebühr: Meist das kleinere Übel

Wertpapiere sollen Geld verdienen! Damit muss der eigentliche Anlageprozess natürlich möglichst billig sein. Im Umkehrschluss bedeutet dieser Anspruch, dass das Aktiendepot günstig zu sein hat. Keine Depotführungskosten – diese Prämisse ist bei vielen Anlegern zu finden. Wie hoch sind Depotgebühren im Schnitt? In der Praxis reicht die Palette von 0 Euro bis zu zweistelligen Summen pro Monat.

Wie die Seite brokervergleich.com zeigt, sind die Depotgebühren in vielen Fällen gar nicht der entscheidenden Faktor. Hintergrund: Wertpapierbroker verdienen Geld in erster Linie über den Handel.

Beispiel: Ein Aktiendepot, das Inhaber jeden Monat 9,99 Euro kostet, macht sich bei den Depotgebühren auf ein Kalenderjahr mit 119,88 Euro bemerkbar. Bei entsprechendem Ordervolumen müssen Vieltrader schnell den fünf- oder sechsfachen Betrag über Transaktionsentgelte stemmen. Die Depotführungsgebühr komplett außer Acht zu lassen, wäre zwar ebenfalls falsch. Anfänger machen mitunter den Fehler, dieser aber zu viel Aufmerksamkeit zu widmen.

Orderprovisionen: Hier kann das Depot richtig teuer werden

Wie bereits bei der Depotführungsgebühr angesprochen, sind es die Orderentgelte, denen eigentlich die Aufmerksamkeit gehört. Der Grund ist einfach: Sie treiben die Kosten für den Handel an. In der Praxis stehen sich heute zwei Modelle gegenüber. Auf der einen Seite rechnen Broker Transaktionen auf einem Provisionsmodell ab.

Ausgehend vom Ordervolumen wird die Gebühr in Prozent – aber wenigstens in Höhe eines Mindestbetrags – erhoben. Auf der anderen Seite sind mit den Discount-Brokern Festpreismodelle entstanden. Hier werden die Orderkosten unabhängig vom Transaktionsvolumen einmalig pro Order abgerechnet.

Deutliche Preisunterschiede gibt es in beiden Bereichen zwischen:

  • Direkthandel
  • Handel über Inlandsbörsen
  • Handel an Auslandsbörsen.

Letztere sind im Regelfall am teuersten. Wichtig: Die vom Broker erhobenen Provisionen/Festpreise sind nur ein Teil der Gebühren. Aufgeschlagen werden im Regelfall Handelsplatzentgelte, die je nach Börsenplatz variieren.

Welches Preismodell sich am ehesten lohnt, ist übrigens eine Frage des Anlageverhaltens. Besonders Vieltrader, die häufiger höhere Summen bewegen, kommen mit Flatrate-Depots nicht selten günstiger weg.

Tipp: Im Handel ist eine Verknüpfung der Transaktionen mit Orderzusätzen – wie dem Stop Loss – sinnvoll. Jedem Anleger ist wärmstens zu empfehlen, die Preisstruktur der Broker zu überprüfen – hinsichtlich der Frage, ob für diese Orderzusätze Gebühren abgerechnet werden.

Fonds-Handel: Die Ausgabeaufschläge und Verwaltungskosten

Handelsgebühren für den Wertpapierhandel sind eine Seite der Medaille. Investmentfonds und ETFs werden von Anlegern geschätzt, die Erfahrung sammeln und sich nicht jeden Tag um ihr Portfolio kümmern wollen.

Die Entscheidung für Fonds muss berücksichtigen, dass diese ebenfalls Kosten verursachen. Auf der einen Seite aufgrund des Ausgabeaufschlags, den Anleger zu entrichten haben, und auf der anderen Seite aufgrund der Verwaltungskosten. Aussagekräftig ist in diesem Zusammenhang die Total Expense Ratio, kurz TER, oder Gesamtkostenquote.

Besonders hoch wird die Kostenquote im Fall eines aktiv verwalteten Fonds. Die passiv verwalteten ETFs sind in der Regel etwas günstiger. Generell kann es sich lohnen, diesen Bereich etwas ausführlicher unter die Lupe zu nehmen. Durch die Zusammenarbeit mit Fondsgesellschaften bieten die Broker mitunter Abschläge auf den Ausgabeaufschlag an bzw. kann der Fondshandel teils komplett kostenlos sein. Letzteres gilt beispielsweise häufiger für fondsbasierte Sparpläne.

Servicegebühren: Kostenfalle Kleingedrucktes

Ein Aspekt hat bisher keine Rolle gespielt. Broker erheben zum Beispiel für Kopien oder Ersatzsteuerbescheide Gebühren. Diese Serviceentgelte „verstecken“ sich im Preisverzeichnis. Leider gehört dieses nicht unbedingt zur beliebten Lektüre der meisten Börsenneulinge. Die Überraschung folgt auf dem Fuße.

Wer ein Aktiendepot eröffnen will, muss sich mit dem Preisanhang befassen. Wann das Depot zu teuer wird, ist letztlich eine sehr individuelle Frage. Zuerst sollte sich jeder Trader die Frage stellen, welcher Erwartungshaltung das Wertpapierdepot zu erfüllen hat. Starken Einfluss hat das Verhalten des einzelnen Anlegers. Prozentual abgerechnete Provisionen sind für Vieltrader in jedem Fall ein Kostenfaktor, dem heute – mithilfe der Festpreis-Modelle – aus dem Weg gegangen werden kann. Wenn andere Wertpapierbroker gleiche Leistungen günstiger anbieten, lohnt sich das Nachdenken über den Umzug des Portfolios in ein anderes Aktiendepot.

@ ad-hoc-news.de