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Schweizer Schulversuch sorgt für Aufsehen: 4-Tage-Woche ab 2026

07.12.2025 - 09:09:12

Die Gemeinde Belp im Kanton Bern wagt ein radikales Experiment. Ab 2026 führt eine Schule die 4-Tage-Woche ein – allerdings mit einem Haken, der Eltern aufhorchen lässt. Während parallel dazu deutsche Ökonomen die Arbeitszeitpläne der Bundesregierung zerpflücken, zeigt sich: Der Weg zu mehr Erholung und mentaler Stärke ist steiniger als gedacht.

Die vergangenen Tage brachten widersprüchliche Signale in der Arbeitszeitdebatte. Auf der einen Seite ein mutiges Pilotprojekt im Bildungswesen, das Familien entlasten soll. Auf der anderen Seite eine ernüchternde Studie, die zeigt, dass finanzielle Anreize für Mehrarbeit kaum wirken.

Das ifo Institut veröffentlichte am Freitag eine Analyse, die den Plänen der Bundesregierung widerspricht. Die Idee: Überstundenzuschläge steuerfrei stellen, damit Arbeitnehmer mehr arbeiten – nicht weniger.

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Das Ergebnis fällt ernüchternd aus. Die Reform würde lediglich 3.000 bis 12.000 neue Vollzeitstellen schaffen. Gleichzeitig droht ein Einnahmeausfall von 45 Millionen Euro. Die Ökonomen sprechen von “kaum positiven Beschäftigungsimpulsen”.

Für Befürworter flexibler Arbeitsmodelle ist das ein wichtiges Signal: Reine Mehrarbeit löst die wirtschaftlichen Probleme nicht. Effizienz und die Erhaltung mentaler Stärke rücken wieder in den Fokus.

Revolution in Belp: 4 Tage Schule, 6 Wochen Ferien

Während Ökonomen rechnen, schafft die Gemeinde Belp Fakten. Das Modell der “Jahresschule” sorgt seit Donnerstag für internationale Schlagzeilen:

  • Vier Schultage pro Woche (Montag bis Donnerstag)
  • Längere Tage von 08:00 bis 16:30 Uhr
  • Nur noch 6 statt 13 Wochen Ferien pro Jahr

Der freie Freitag entlastet Kinder vom Schuldruck und bietet ein verlängertes Wochenende. Doch berufstätige Eltern stehen vor neuen Herausforderungen: Ohne eigene 4-Tage-Woche entsteht freitags eine Betreuungslücke.

Das Experiment bricht das starre Korsett der 5-Tage-Woche auf. Es wird genau beobachtet, denn es zeigt: Strukturelle Veränderungen brauchen Mut – und haben ihren Preis.

Realität vs. Wunsch: Der 0,12-Prozent-Mythos

Eine Analyse der Bertelsmann Stiftung zeigt die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Nur 0,12 Prozent aller Stellenanzeigen werben mit der 4-Tage-Woche. Zwar hat sich der Anteil seit 2019 verzehnfacht, bleibt aber im Promillebereich.

Besonders im Handwerk und in Montageberufen wird das Modell häufiger angeboten – oft als Waffe gegen den Fachkräftemangel. In typischen Bürojobs hingegen herrscht Zurückhaltung.

Diese Diskrepanz führt zu wachsender Frustration. Phänomene wie “Quiet Quitting” und steigende psychische Belastungen nehmen zu. Die mentale Stärke der Arbeitnehmer leidet unter fehlender Flexibilität.

Mentale Gesundheit wird zum Wirtschaftsfaktor

Die Ereignisse der Woche verdeutlichen: Mentale Stärke ist kein Privatvergnügen mehr, sondern ein harter Wirtschaftsfaktor. Krankenkassen prognostizieren für das Jahresende weiterhin hohe Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen.

Die ifo-Studie zeigt indirekt, dass der Versuch, Lücken durch Überstunden zu schließen, kaum tragfähig ist. Das Belp-Experiment hingegen wagt einen strukturellen Umbau, der Erholung institutionalisiert.

Ohne strukturelle Änderungen droht eine “mentale Rezession” der Belegschaften. Unternehmen müssen alternative Wege finden: flexiblere Arbeitsorte, Gesundheitsangebote oder tatsächlich reduzierte Arbeitszeiten.

2026 bringt erste Entlastungen

Ab dem 1. Januar steigt die Pendlerpauschale auf einheitlich 0,38 Euro ab dem ersten Kilometer. Das entlastet Pendler finanziell, löst aber nicht das Zeit-Problem.

Für die kommenden Monate zeichnet sich ab:

  • Gewerkschaften nutzen die ifo-Ergebnisse für Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung
  • Kommunen analysieren das Belp-Modell für eigene Betreuungslösungen
  • Druck auf Arbeitgeber wächst, die Lücke zwischen 0,12% Angebot und hoher Nachfrage zu schließen

Die 4-Tage-Woche ist kein Selbstläufer, sondern ein Verteilungskampf – um Zeit, Geld und mentale Gesundheit.

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