Right to Disconnect: Australien zeigt, was Deutschland fehlt
06.12.2025 - 13:12:12Psychische Erkrankungen verursachen so viele Fehltage wie nie zuvor. Während Länder wie Australien mit Gesetzen gegen ständige Erreichbarkeit vorangehen, herrscht in Deutschland eine gefährliche Grauzone.
Psychische Erkrankungen verursachen so viele Fehltage wie nie zuvor. Während Australien seit August 2025 auch Kleinunternehmen zur digitalen Abgrenzung verpflichtet, herrscht in Deutschland weiterhin eine gefährliche Grauzone. Die Krankenkassen schlagen Alarm – und die Wirtschaft tut sich schwer mit der Lösung.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 43 Prozent mehr Fehltage wegen psychischer Leiden in nur zehn Jahren. Der Fehlzeiten-Report 2025 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK dokumentiert einen dramatischen Trend. Mit durchschnittlich 28,5 Tagen pro Fall führen Burnout, Depressionen und Angststörungen die Statistik der längsten Krankheitsausfälle an.
Fast ein Fünftel aller Fehltage gehen mittlerweile auf psychische Belastungen zurück, so die DAK-Gesundheit. Was viele Beschäftigte subjektiv empfinden, belegen die Daten schwarz auf weiß: Die Always-On-Kultur macht krank.
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Das BAG-Urteil, das niemand versteht
Viele glauben, das Diensthandy im Feierabend ignorieren zu dürfen. Ein Irrtum. Das Bundesarbeitsgericht entschied 2023 anders: In bestimmten Fällen müssen Beschäftigte auch in ihrer Freizeit dienstliche Nachrichten zur Kenntnis nehmen.
Konkret ging es um Springerdienste bei kurzfristigen Dienstplanänderungen. Die Erfurter Richter klassifizierten das Lesen einer SMS als vertragliche Nebenpflicht. Arbeitsrechtler warnen jedoch vor Fehlinterpretationen: Das Urteil gilt für eng definierte Bereitschaftssituationen, nicht als Freibrief für permanente Erreichbarkeit.
Dennoch bleibt eine Grauzone. Aus Unsicherheit bleiben viele Angestellte auch am Wochenende “stand-by” – mit fatalen Folgen für die Erholung.
Australien macht vor, wie es geht
Seit August 2025 greift in Australien das “Right to Disconnect” auch für kleine Unternehmen. Arbeitnehmer dürfen Kontaktversuche außerhalb der Arbeitszeit ignorieren, sofern dies nicht “unvernünftig” ist. Die Beweislast liegt beim Arbeitgeber: Er muss begründen, warum die Störung notwendig war.
Die ersten Monate zeigen Wirkung. Unternehmen überarbeiten ihre Kommunikationsrichtlinien, Führungskräfte nutzen Zeitversatz-Funktionen für E-Mails. Die befürchteten Produktivitätsverluste bleiben aus – stattdessen profitieren Firmen von ausgeruhteren Mitarbeitern.
Das Gesetz wirkt vor allem als kultureller Hebel. Es legitimiert die Abgrenzung und schützt Beschäftigte vor dem sozialen Druck, ständig verfügbar sein zu müssen.
Warum das Gehirn Abgrenzung braucht
Die Forderung ist keine Komfortdebatte, sondern medizinische Notwendigkeit. Neurowissenschaftler betonen: Das Gehirn benötigt den Ruhezustand, um Informationen zu verarbeiten und Stresshormone abzubauen.
Ständige Push-Nachrichten verhindern diesen Regenerationsprozess. Der Körper bleibt in latentem Alarmzustand – selbst wenn nicht aktiv gearbeitet wird. Wer nie wirklich abschaltet, brennt irgendwann vollständig aus. Die 28,5 Krankheitstage pro Fall sprechen eine deutliche Sprache.
Für Unternehmen entsteht ein Paradoxon: Die Technologien, die Effizienz steigern sollen, werden durch krankheitsbedingte Ausfälle zum Kostenrisiko. Slack, Teams und ständige Erreichbarkeit rechnen sich nicht mehr, wenn Beschäftigte wochen- oder monatelang ausfallen.
Was 2026 zu erwarten ist
Der Druck auf den deutschen Gesetzgeber wächst. Gewerkschaften fordern unter Verweis auf Australien und Belgien eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes. Belgien führte bereits 2022 ein Recht auf Nichterreichbarkeit für Beamte ein.
Drei Entwicklungen zeichnen sich ab:
Mehr Betriebsvereinbarungen: Da eine bundesweite Lösung aussteht, verhandeln Betriebsräte verstärkt interne Regelungen. E-Mail-Sperren nach Feierabend oder Server-Abschaltungen werden zum Standard in progressiven Unternehmen.
EU-Initiativen gewinnen Fahrt: Auf europäischer Ebene läuft die Diskussion um eine Richtlinie zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Eine schnelle Einigung ist zwar unwahrscheinlich, doch der Druck steigt.
Technologie als Lösung: Software-Anbieter integrieren vermehrt Wellbeing-Features, die Nutzer warnen, wenn sie Kollegen außerhalb der Arbeitszeit kontaktieren wollen. Die Technik, die das Problem mitverursacht hat, soll es nun lösen.
Bis dahin bleibt die digitale Abgrenzung in Deutschland Glückssache – abhängig von individueller Disziplin und Unternehmenskultur. Angesichts der aktuellen Krankenkassen-Daten ein Zustand, der nicht mehr lange haltbar scheint. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann Deutschland nachzieht.
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